Globaler Klimawandel:
Wissenschaftler zeigen Wege zu Vorsorge und Schadensbegrenzung auf [27.04.07]
Universität Hohenheim und Umweltakademie Baden-Württemberg eröffnen Umwelttagung 2007
Heute, 16:00 Uhr: Beginn der Podiumsdiskussion
Der Klimawandel kommt – den Menschen bleibt die Schadensbegrenzung. Gemäß dieser Erkenntnis erörtern am heutigen Freitag, 27. April, über 150 Vertreter aus Wissenschaft und Praxis noch offene Details der weltweiten Klimaerwärmung und anwendungsorientierte Lösungen. Organisiert wird die 36. Umwelttagung von der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg (Umweltakademie). Auf einer zweiten Tagung, dem Landwirtschaftlichen Hochschultag am 25. Juni, wenden sich die Wissenschaftler speziell den “Regionalen Folgen des Klimawandels für Baden-Württemberg und die Regionen“ zu.
„Der globale Wandel ist inzwischen nicht nur durch meteorologische Beobachtungen klar nachweisbar. Inzwischen sind auch deutliche Reaktionen der Ökosysteme nicht mehr von der Hand zu weisen“, so Prof. Dr. Karlheinz Köller, Prorektor für Forschung der Universität Hohenheim, bei der Eröffnung der 36. Umwelttagung. Der neue Report des UN-Klimarates International Panel on Climate Change (IPCC) verdeutliche, dass sich diese dramatischen Änderungen in diesem Jahrhundert fortsetzen werden. „Selbst unter diesen komplexen Bedingungen müssen wir uns der Herausforderung stellen, eine nachhaltige Entwicklung des Erdsystems sicherzustellen“, so Prof. Dr. Köller.
„Da sich die Menschen auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen müssen, gilt es nun auch, die Möglichkeiten der heutigen Vorsorge und Schadensbegrenzung zu nutzen“, erklärt Karin Blessing, stellvertretende Leiterin der Umweltakademie. Allein schon um die ökonomischen Folgeschäden zu minimieren, müssten Vorsorge und Schadensminimierung eine zentrale Rolle in Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik spielen, so die Umweltakademie.
„Immerhin stammen 20 Prozent des Treibhausgases Kohlendioxid aus Privathaushalten, genauso viel wie von der Industrie. Wer importierte Äpfel aus Südafrika kauft, nimmt damit durch lange Transportwege einen zehn Mal höheren Kohlendioxidausstoß in Kauf als bei Äpfeln aus regionalem Anbau“, so Karin Blessing weiter. Wer bereits in der Schule und im Studium als angehender Wissenschaftler die Risiken des Klimawandels erkenne und sich die notwendigen Handlungskompetenzen in Sachen Umweltvorsorge und nachhaltiger Entwicklung angeeignet habe, könne auch Verantwortung für zukunftsorientiertes Wirtschaften übernehmen. Die anwendungsorientierte Forschung zu Fragen der Klimaanpassungsstrategien sei deshalb ein wichtiger Beitrag zur Standortsicherung.
Stand der Forschung
Beispiel Baden-Württemberg: Hier liege die Temperaturzunahme mit 0,5 Grad schon jetzt wesentlich höher als die für die nächsten 20 Jahre zu erwartende globale Temperaturzunahme von etwa 0,4 Grad. Dabei handelt es sich um einen repräsentativen Trend, den wir mit eigenen Messungen seit dem Jahr 1878 belegen können. Ungeklärt seien jedoch Fragen im Detail: Dazu gehören das Wechselspiel zwischen Klimawandel, den Kältepolen, den Veränderungen in der Kulturlandschaft und den Folgen für Mitteleuropa.
„Extrem schwierig ist es auch, abzuschätzen, wie sich der Wandel auf die regionale Niederschlagverteilung auswirkt“, so Prof. Dr. Volker Wulfmeyer. Um etwa einzelnen Landkreisen vorherzusagen, wie stark der Regen zu- oder abnehmen werde, bestehe noch großer Forschungsbedarf. Von Juni bis September koor-diniere die Universität Hohenheim zusammen mit dem Forschungszentrum Karlsruhe die weltweit größte Messkampagne jenseits der Polargebiete.
Vorsorge:
Erneuerbare Energien, Kohlenstoffspeicherung und klimaneutrales Wirtschaften
Intelligenter Nutzung der Energie, kohlenstoffarmen Technologien und dem Energiesparen räumten die Wissenschaftler eine wichtige Schlüsselrolle für eine nachhaltigere Entwicklung ein. „Eine klimaneutrale Ökonomie ist möglich“, erklärt Umweltökonom Prof. Dr. Werner Schulz, selbst Inhaber des ersten klima-neutralen Lehrstuhls Deutschlands an der Universität Hohenheim. "Hinzu kämen technische Möglichkeiten, die Folgen des Klimawandels abzuschwächen – etwa, in dem der natürliche Kohlenstoffspeicher der Böden durch neue Formen der Landwirtschaft genutzt werde", so Schulz weiter.
Schadensbegrenzung
„Wo kann man in Zukunft noch wohnen?“ – so einer der Vortragstitel, unter dem Prof. Dr. Hartmut Graßl vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie den Folgen für jeden Einzelnen nachspürt. Auch hier seien weitere technische Lösungen möglich.
Podiumsdiskussion um 16:00 Uhr
Vielversprechend wird heute Nachmittag die Podiumsdiskussion mit Vertretern von Scientific Community, Politik, Wirtschaft und Umweltjournalisten.
Hintergrund: Umwelttag
Impulse zur Umweltvorsorge haben an der Universität Hohenheim Tradition: Seit 35 Jahren wird hier jedes Jahr zu einem aktuellen Thema die Hohenheimer Umwelttagung veranstaltet. Vertreter aus Wissenschaft und Forschung, Verwaltung, Politik und Verbänden im Bereich Umweltvorsorge, Land- und Forstwirtschaft kommen zusammen, um ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Die Hohenheimer Umwelttagung verbindet zwei Ziele: Zum einen bietet sie ein Forum zur Aufbereitung aktueller Fragen der Umweltvorsorge; zum anderen versteht sie sich als Ideenbörse für anwendungsorientierte Problemlösungen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse aus dem Dialog von Wissenschaft und Praxis setzt die Umweltakademie in ihrer Umweltbildungsarbeit bei der Vermittlung von Handlungskompetenz zu Umweltvorsorge und nachhaltiger Entwicklung ein und wirkt deshalb an der Durchführung der Tagung mit.