Fachtagung „Rivertwin“ [18.07.06]
Zukunftsperspektiven für ein integriertes Wasserressourcen-Management im Einzugsgebiet des Neckars am 18. Juli 2006 an der Universität Hohenheim
Regierungspräsident Dr. Udo Andriof, der Prorektor der Universität Hohenheim Professor Dr. Ernst Troßmann und die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Margareta Barth haben am heutigen Dienstag, die Fachtagung „Zukunftsperspektiven für ein integriertes Wasserressourcen-Management im Einzugsgebiet des Neckars“ an der Universität Hohenheim eröffnet. Regierungspräsident Dr. Udo Andriof: “Die große Resonanz zeigt, dass die künftige Entwicklung und Nutzung unserer Gewässer nicht nur hochspezialisierte Wissenschaftler beschäftigt, sondern auch für hochrangige Vertreter aus Landwirtschaft, Industrie und Verwaltung eine spannende Zukunftsfrage ist.“ Mehr als 100 Interessierte haben an der fachlich orientierten Veranstaltung teilgenommen.Das vor zwei Jahren gestartete und von der EU geförderte Forschungsprojekt „RIVERTWIN“ hat das Ziel, die im Jahr 2002 nach dem Weltgipfel in Johannesburg ins Leben gerufene „globale Wasserinitiative der EU“ strategisch und planerisch voran zu bringen. Das Projekt wird durch die Universität Hohenheim koordiniert. Beteiligt sind Partner aus Forschung, Wirtschaft und Verwaltung aus Deutschland, Schweden, Griechenland und den Niederlanden.
Zwischen Landwirtschaft und Gewässerschutz gibt es seit Jahrzehnten zum Teil heftige Konflikte darüber, wie intensive landwirtschaftliche Nutzung mit dem notwendigen Gewässerschutz vereinbar ist. Bisher gab es dazu eher kleinräumige und begrenzte Lösungsansätze.
Im Projekt „RIVERTWIN“ wurden erstmals in umfassenden und großräumlichen Szenarien Auswirkungen der Landwirtschaft, der Klimaentwicklung sowie der sozio-kulturellen und ökonomischen Entwicklungen auf Oberflächengewässer und Grundwasser in Modellrechnungen abgebildet. „Wir haben zum Beispiel ausgerechnet, dass durch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU sich die Stickstoffeinträge ins Grundwasser künftig um 9 % reduzieren könnten. Klimaveränderungen mit all ihren Folgen werden aber weitaus größere Veränderungen herbeiführen“ so der Leiter des Projektes Professor Dr. Karl Stahr von der Universität Hohenheim.
Zur Entwicklung des Modells wurde von der EU und den federführenden Wissenschaftlern der Universität Hohenheim wegen der hohen Datenverfügbarkeit und der sehr guten Datenqualität das Einzugsgebiet des Neckars ausgewählt. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen auch verwendet werden, um in den Partnerländern der EU für das Projekt „RIVERTWIN“, in Usbekistan und in Benin geeignete Antworten auf die dort drängendsten Wasserfragen zu finden.
Die im Projekt RIVERTWIN verwendeten Daten und Rechenprogramme stammen weitestgehend aus den Messnetzen und Datenbanken der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW). Präsidentin Margareta Barth: „Nachhaltiger Umweltschutz braucht eine verlässliche Datenbasis. Die LUBW hat über Jahre hinweg eine hervorragende, einheitliche Datenplattform geschaffen, das den beteiligten Behörden zum Einspeisen der Daten zur Verfügung steht und diese mit einheitlichen Programmen auch ausgewertet werden können. Ohne diese Grundlagen wären Zukunftsbetrachtungen wie RIVERTWIN gar nicht möglich“.
Die Anforderungen an den Gewässerschutz werden seit fünf Jahren von der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union vorgegeben. Gewässer als unverzichtbare Ressource müssen in ganz Europa schonend und nachhaltig bewirtschaftet werden. Ein zentraler Aspekt der Wasserrahmenrichtlinie ist die Beurteilung der biologischen Qualität der Bäche und Flüsse. So zeigt sich bei näheren Betrachtungen unter anderem, dass insbesondere die Seitengewässer des Neckars durchaus Bereiche haben, die gute Lebensräume für Fauna und Flora, beispielsweise Fische aufweisen. Allerdings mangelt es häufig an der Vernetzung dieser Lebensräume. Können Fische Laichplätze in der Laichzeit nicht erreichen, ist die Population nicht überlebensfähig. Über Modellszenarien kann nun ermittelt werden, in welchen Abschnitten des Neckars oder seiner Nebengewässer strukturelle Aufwertungen, z.B. Fischaufstiegshilfen und die Förderung von Laicharealen am sinnvollsten sind.
Regierungspräsident Dr. Udo Andriof betonte, dass gerade in Zeiten eng begrenzter finanzieller Ressourcen und - insbesondere am Neckar - auch begrenzter räumlicher Möglichkeiten und widerstreitender Interessen von Nutzungen am Gewässer die zielführende Entwicklung und Bündelung aller Maßnahmen und Aktivitäten von größter Bedeutung ist. Hier ist die Wissenschaft gefordert, aus diesen Modellrechnungen konkrete Lösungsansätze zur Umsetzung in der Praxis zu liefern. Dass dies gelingen kann, wenn Wissenschaft und Praxis kooperieren, zeigt das Projekt RIVERTWIN sehr anschaulich, so der Regierungspräsident abschließend.
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