Land lobt Lehre:
Wenig Spät-Abbrecher & neue Reformideen an Universität Hohenheim  [26.07.16]

Universität Hohenheim punktet mit besten Konzepten im Landesprogramm „Erfolgreich Studieren“ / Bonus des MWK für geringe Abbruchs-Quoten

Mit Spät-Abbrecher-Quoten unter 10 Prozent darf sich die Universität Hohenheim über einen Bonus an Landesgeldern freuen. Ab kommendem Herbst startet die Universität Hohenheim außerdem mit zwei neuen Projekten, um den Studienerfolg ihrer Studierenden zu erhöhen. Das Land lobt das eine Konzept als „eines der besten im Land“, das andere als Projekt mit potenzieller „Leuchtturmfunktion bundesweit“ – und fördert beide Projekte mit dem Maximalbetrag aus dem neuen Fonds „Erfolgreich studieren“. Entwickelt wurden sie in einer gemeinsamen Ideenschmiede von Studierenden, Lehrenden, Didaktikern und der Prorektorin für Lehre. Auch das preisgekrönte Modellprojekt „Humboldt reloaded“ für Forschendes Lernen soll schrittweise verstetigt werden.


Eine der landesweit geringsten Quoten von Spät-Abbrechern freut nicht nur die erfolgreich Studierenden. Auch das Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg gewährt den Landesuniversitäten mit Studienerfolgsquoten über 90 Prozent eine leichte Bonuszahlung.

Die Gelder dafür stammen aus dem sog. Hochschulpakt 2020. Damit unterstützen Bund und Länder bis ins Jahr 2023 Universitäten, die neue Studienplätze für Bachelor-Studierende geschaffen haben.

Bislang wurde das Geld ohne Auflagen bezahlt. Seit diesem Jahr behält das Landeswissenschaftsministerium einen Teil des Geldes ein. Um diese Gelder müssen sich die Hochschulen nun bewerben: mit neuen Konzepten, die den Studienerfolg ihrer Studierenden erhöhen. Je nach Abbrecherquote erhalten sie außerdem Boni oder Abschläge.

Die Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer erklärte dazu: „Exzellente Lernbedingungen sind aus gutem Grund ein Schwerpunkt der neuen Landesregierung. Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je starke Persönlichkeiten, die in der Lage sind, sich in einer immer komplexer werdenden Welt zu orientieren und mutig voran zu gehen. Mit innovativen Lehrformaten stärken wir die Problemlösungskompetenz der Studierenden und sichern Wissenschaft und Wirtschaft den Nachwuchs.“


Universität will sich auf niedriger Abbrecherquote nicht ausruhen

Als Abbrecherquote definiert das Ministerium die Zahl aller Studierenden, die das Studium nach dem 2. Studienjahr nicht an derselben Hochschule fortsetzen. An der Universität Hohenheim liegt die so gemessene Erfolgsquote bei 91%.

„Unser Ziel ist es, den Lernerfolg während der ganzen Studienzeit zu steigern“, betont die Prorektorin für Lehre, Prof. Dr. Iris Lewandowski. Schon im vergangenen Jahr gründete sie deshalb einen Think-Tank mit Studierenden, Lehrenden und Didaktikprofis aus allen Fakultäten. Zusammen durchleuchteten sie die gesamte Studienzeit in Hohenheim und stellten Ideen zur Verbesserung zusammen.

Den ersten Schritt machen zwei Projekte, die das Land jetzt als herausragend beurteilt. Sie beide werden ab Herbst für 2,5 Jahre mit rund 1,4 Mio. Euro gefördert. Beide sind die ersten Bausteine eines größeren Gesamtkonzeptes, mit dem die Universität Hohenheim die Lehre weiter verbessern will. „Dank der Landesunterstützung können wir einige sehr gute Ideen jetzt verwirklichen“, kommentiert Prof. Dr. Lewandowski. „Wir haben aber noch viel mehr gute Ideen und brennen auf weitere Chancen, sie vorzustellen.“


Projekt I: Individuelle Hilfen und Freiräume während des gesamten Studiums

Das erste Projekt – „STEP up“ – setzt bereits bei der Studienwahl an: Durch bessere, eindeutige Information will die Universität Hohenheim vermeiden, dass Studierende ihr Studium später aufgrund falscher Vorstellungen und Erwartungen abbrechen. Dazu gehören klar formulierte Anforderungen, Qualifikationsziele und spätere Perspektiven der Studiengänge.

Eine relativ junge Entwicklung ist, dass die Vorkenntnisse und Fähigkeiten von Studienanfängern zunehmend breit gestreut sind. Künftig sollen die ersten beiden Semester deshalb stark individuell und flexibel gestaltet werden. Ziel ist es, alle Studierende trotz unterschiedlicher Voraussetzungen auf ein Niveau zu bringen, das jeden Einzelnen zu einem erfolgreichen Abschluss befähigt.

Auch das anschließende Vertiefungsstudium enthält neue Freiräume und Unterstützungsangebote. Damit berücksichtigt die Universität, dass ihre Studierenden verschiedene kulturelle oder bildungsbedingte Hintergründe haben. Sie erlaubt unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten und berücksichtigt besondere Lebenssituationen wie z.B. Elternschaft oder Pflegefälle.

Teil des Projektes ist auch ein Monitoring für den gesamten Studienverlauf. Dazu gehört u.a. ein Frühwarnsystem für Studierende, deren Noten es nahelegen, die unterschiedlichen Beratungs- und Unterstützungsangebote der Universität zu nutzen.

Flankiert wird das Projekt durch eine spezielle, auf verschiedene Studiengänge abgestimmte Förderung der Sprachkompetenz. Damit baut die Universität auf bestehende Kurse zur deutschen Sprache und Kultur – u.a. auch für Flüchtlinge – auf.


Projekt II: Mehr Mathematik, wissenschaftliches Schreiben, Forschendes Lernen

Eine zentrale Hürde in allen Studiengängen sind Defizite in Mathematik, im wissenschaftlichen Schreiben und in der methodisch-forschenden Herangehensweise. Auf diese Problemfelder zielt das Projekt „Steps hoch 3: Denken. Schreiben. Forschen“.

Dazu gehören z.B. Mathe-Angebote noch vor dem Studium, in der vorlesungsfreien Zeit und in speziellen Kursen für Durchgefallene. Damit möchte die Universität Hohenheim die Zahl erfolgreich bestandener Mathematik-Klausuren dauerhaft erhöhen. Wissenschaftliches Schreiben soll künftig bereits ab dem 1. Semester gefordert werden - dazu gibt es extra Schreibtutorien und Workshops.

Einen Vorsprung hat die Universität Hohenheim beim Forschenden Lernen: Das preisgekrönte Modellprojekt „Humboldt reloaded“ erlaubt Bachelor-Studierenden bereits im Grundstudium, eigene wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. „Jetzt streben wir an, die Erfolge aus dem Modellprojekt Humboldt reloaded dauerhaft in das gesamte Studium zu integrieren“, sagt Prof. Dr. Lewandowski.


HINTERGRUND:

Landesausschreibungen und Konzepte der Universität Hohenheim


Mit ihrem Fonds „Erfolgreich Studieren“ (FESt Ba-Wü) fördert das Wissenschaftsministerium innovative Projekte der Hochschulen, um „der Heterogenität der Studierenden gerechter zu werden, den individuellen Studienerfolg zu befördern und die Neugierde auf wissenschaftliches Denken zu unterstützen“. Der Fonds enthält insgesamt 100 Mio. Euro für fünf Jahre. Er speist sich aus einem Teil der Finanzmittel aus dem Hochschulpakt 2020, aufgestockt durch weitere Landesmittel. Das Geld wird über mehrere Wettbewerbe vergeben, von denen bislang zwei stattfanden.

Der Wettbewerb „Strukturmodelle in der Studieneingangsphase“ zielt auf neue Strukturen, die „besonders in der Studieneingangsphase die Vielfalt unterschiedlicher Voraussetzungen, Neigungen und Kompetenzen berücksichtigen“. Die Universität Hohenheim beteiligte sich hieran mit dem Projekt „STEP up“ und erhielt die maximal mögliche Fördersumme von 674.000 Euro. Urteil der Gutachter: „einer der besten Anträge des Landes“.

Der Wettbewerb „Wissenschaft lernen und lehren – WILLE“ zielt auf Modellvorhaben, die aktivierendes Lernen und Lehren an den Hochschulen systematisch fördern. Die Universität Hohenheim beteiligte sich hieran mit ihrem Projekt „Steps hoch 3: Denken. Schreiben. Forschen.“ und erhielt die maximal mögliche Fördersumme von 700.000 Euro. Urteil der Gutachter: „Bei Erfolg dieses Projektes hätte es ganz sicher Leuchtturmfunktion auch für andere Hochschulen bundesweit.“


Text: Töpfer / Klebs

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Iris Lewandowski, Universität Hohenheim, Prorektorin für Lehre
T 0711 459 22221, E Iris_Lewandowski@uni-hohenheim.de


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