Hohenheimer Gärten: Baumrinden

Was blüht uns Anfang Februar?  [09.02.16]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: Die Baumrinden.

Glänzende Ringelrinde der Mahagoni-Kirsche

 

Im Winter ohne ablenkende Belaubung und Blüten rückt dem Baumliebhaber die Welt der Rinden ins Blickfeld. Ihre vielfältigen Farben und Formen inspirieren. In unserem Alltag sind sie überall präsent als Zimt, Kork, Bast, Papier und in der Medizin.

Rinde umfasst alle Gewebe an Stämmen und Ästen, die außerhalb des Zentralzylinders mit dem Wachstumsgewebe, dem Kambium, gebildet werden. Sie ist unterteilt in den inneren, lebenden Bast, in dem die Leitung der Zuckerlösung von der Krone in die Wurzeln stattfindet, und in die Borke, den abgestorbenen, grob strukturierten, äußeren Teil. Dieser wird vom Korkkambium gebildet.

Die Rinde schützt den Baum vor Strahlung, Überhitzung und Feuern. Sie kann entweder glatt und gleichmäßig wie bei Massenkork, Glatt- und Ringelrinde wachsen oder aufreißen wie bei Schuppen-, Streifen- und Netzborke. Im folgenden werden die verschiedenen Rindentypen kurz vorgestellt.

Von glatt bis schuppig

Glattrinden sind bei Ahorn, Buche und Hainbuche zu sehen. Sie sind meist dunkel und im offenen Terrain anfällig für Sonnenbrand. Birken haben dieses Problem nicht, da ihre weiße Rinde Licht abstrahlt. Bei glattrindigen Gehölzen besteht der Kork nur aus einer Schicht, überschüssiges Gewebe krümelt ab. Gasaustausch betreiben sie oft durch kleine Poren, die Lentizellen. Verletzungen, wie das Einritzen von Namen, sind bei diesen Rinden selbst nach Jahrzehnten sichtbar.

Die Ringelrinde des Zimt-Ahorns oder der Vogel- und Mahagoni-Kirsche schält sich in waagerechten Streifen ab. Die dann sichtbare Rinde ist glatt, glänzend und ästhetisch sehr ansprechend, jedoch anfällig für mechanische Verletzungen.

Der Massenkork, eine massive, dicke Korkschicht findet sich bei Baumarten wie dem Amur-Korkbaum oder der Kork-Eiche. Zur Korkgewinnung wird die Korkschicht alle 10-15 Jahre abgeschält ohne das Kambium zu verletzen. Das gewonnene Material wird zur Herstellung von Korken und als Dämmmaterial genutzt.

Schuppenborken wie bei Kiefer, Fichte, Platane oder Berg-Ahorn bilden stetig neue schuppenartige Strukturen, die mit zunehmenden Alter verdunkeln und abfallen. Dies führt zu einem wunderschönen Farbspiel, fast wie ein Gemälde, mit hellen und dunklen Farbtönen.

Die Streifenborke ist typisch für Lebensbaum und Sicheltanne. Diese Borke löst sich in langen senkrechten Streifen ab.

Die Netzborke kommt beim Spitz-Ahorn, Schwarz-Pappel, Sal-Weide sowie bei vielen Linden- und Eichenarten vor. Durch den Stammzuwachs reißt die Borke netzartig auf. Sie erreicht die größte Zugfestigkeit aller Rindentypen.

Vielfältige Verwendung: Von der Schreibunterlage bis zum Gewürz

Rinden werden vielfältig genutzt, als Schreibunterlage (Papier-Birke), als Gerbrinden (Stiel-Eiche), als Rindenmulch, als Dämmmaterial, als Arzneimittel (Weidenarten, Chinarinde), und als Gewürz (Zimt).

Daneben wird auch der Bast einiger heimischer Baumarten, wie Eiche, Linde, Weide und Ulme seit alters her für Geflechte, Netze, Schnüre, Seile und Textilien genutzt.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner


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