Hohenheimer Gärten: der Perückenstrauch

Was blüht uns Ende September?  [25.09.15]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Im 14-tägigen Abstand präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Diese Woche: der Perückenstrauch – Cotinus coggygria SCOP.

 

Der Perückenstrauch oder auch zu englisch ‚Smokebush’ ist aufgrund seiner filigranen Blütenstände und der schmuckvollen Herbstfärbung der Blätter ein anziehendes Element in Gärten und Parks. Der Zierstrauch hat wegen seines hohen Gerbstoffgehaltes in Blättern und Rinde wirtschaftliche Bedeutung in Rußland erlangt. Die Inhaltsstoffe seines gelben Kernholzes werden zum Anfärben von Seide und Wolle genutzt.

Sein natürliches Areal reicht von Kleinasien bis in das Innere Asiens, in Europa bilden Südtirol und das Wallis die Nordgrenze. Hier bevorzugt er lichte Wälder, auf trockenen, steinigen Hängen. In Deutschland wird die Art seit Mitte des 16.Jahrhundert in warmen Gegenden als Schmuckgehölz kultiviert. Sie stellt wenige Ansprüche an Lichtverhältnisse und Böden. Zudem ist sie trocken- und hitzeresistent sowie bis -23 °C winterhart.

Duftende Blätter und perückenartige Blüte

Der sommergrüne Strauch erreicht Wuchshöhen bis 8 m bei Breiten von 3-4 m. Attraktiv sind die eiförmig bis rundlichen, ganzrandigen Laubblätter, die wechselständig angeordnet sind.

Die Blätter der Wildart sind grün, daneben gibt es Varietäten mit hellgrünem, gold-gelbgrünem bis rotem Laub, was für die Gartengestaltung viel Abwechslung bietet. Im Herbst färben sich die nach Mango duftenden Blätter leuchtend orange- bis scharlachrot.

Die Blütezeit kann je nach Standort von Februar bis August andauern. Zu Blühbeginn zeigen sich zarte, stark verzweigte Blütenstände mit fünfzähligen Einzelblüten. Diese besitzen einen Durchmesser von etwa 3mm und sind meist getrenntgeschlechtlich. Später verlängert sich der Blütenstiel und entwickelt lang abstehende Haare, die dem Fruchtstand ein lockeres, perückenartiges Aussehen verleihen.

Die Bestäubung wird von kurzrüssligen Fluginsekten übernommen. Es reifen schließlich unbehaarte, nierenförmige Steinfrüchte von Mai bis November heran.

Natürlicher Farbstoff für Leder und Wolle

Die Perückensträucher besitzt stark riechendes, gelbes Kernholz. Aus diesem stammt der Stoff Fisetin, der zur Gelb- und Olivschwarzfärbung von Leder und Wolle genutzt wird. Wie bei anderen Vertreter der Sumachgewächse sind die Gerbstoffgehalte in den Blättern mit bis zu 33% sehr hoch. Zur Gewinnung dieser werden Schösslinge geschnitten und nach dem Trocknen entblättert. Anschließend werden die Blätter zu einem Pulver zermahlen.

Verwandtschaft mit Cashew, Mango oder Pistazie

Der Gattungsname ‚Cotinus’ stammt vom Griechischen ‚kótinos’, was letztlich mit ‚Wilder Ölbaum’ übersetzt wird, obwohl sich die Arten nur wenig ähneln. Der Artname ‚coggygria’ ist auf das griechische Wort ‚kókkos’, was Scharlachfarbe bedeutet, zurückzuführen. Der andere Vertreter der Gattung ist die Art ‚obovatus’ aus Nordamerika. Perückensträucher zählen zu den Sumachgewächsen oder Anacardiaceae mit den bekannten Vertretern Cashewnuss, Mango oder Pistazie. Dagegen sin die Früchte des Perückenstrauchs nicht genießbar und leicht giftig.

Beschrieben wurde der Perückenstrauch von Conte Giovanni Antonio Scopoli (1723-1788), einem österreichischen Arzt und Naturforscher. Er widmete einen Großteil seiner Zeit dem Studium der Tier- und Pflanzenwelt seiner Heimat Tirol und legte umfassende Sammlungen an. Seine bekanntesten Werke sind die 1760 veröffentlichte „Flora carniolica“ und drei Jahre später, die „Entomologica carniolica“, das Hauptwerk der Insektenkunde. Das Alkaloid Scopolamin trägt seinen Namen, auch die Pflanzengattung Scopolia wurde zu seinen Ehren benannt.

Text:     R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos:     A. M. Steiner

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