Was blüht uns… im Dezember

Die Europäische Stechpalme  [21.12.21]

Grün für Hoffnung und ewiges Leben und Rot für Liebe und Glück: Die wunderschöne Europäische Stechpalme, umgansprachlich auch Hülse genannt, inspirierte schon die alten Römern, Kelten und Germanen. 2021 wurde der einzige heimische immergrünen Laubbaum zum Baum des Jahres gewählt. Wissenswertes zu Ilex aquifolium L. präsentieren die Hohenheimer Gärten in der Reihe „Was blüht…“.


Der erste Teil des Namens „Stech“ bezieht sich auf ihre teils stachligen Blätter. Der zweite Teil „palme“ kommt daher, dass Zweige der Stechpalme bei den Palmsonntagsprozessionen anstelle der bei uns nicht verfügbaren Palmwedel mitgeführt werden.

Der wissenschaftliche Name der Stechpalme lautet Ilex aquifolium L. und stammt vom berühmten schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778). Der Gattungsname Ilex wurde den Römern entlehnt, die die Steineiche so nannten, die der Stechpalme ähnliche Blätter besitzt. Der lateinische Artname aquifolium leitet sich von acutus = spitzig und folium = Blatt ab.

Ilex ist der einzige, natürlich vorkommende, immergrüne Laubbaum in Mitteleuropäischen Wäldern. Von Kleinasien und dem Mittelmeerraum kommt Ilex dank der globalen Erwärmung heute bis zum Süden Skandinaviens vor. Ihr Hauptvorkommen ist von der 0° C - Januar-Isotherme begrenzt. Ilex gedeiht auf nährstoffreichen, lockeren, leicht sauren Böden und meidet Kalk.

Im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet

Ilex bildet im Freistand kegelförmige Bäume mit einem durchgehenden Stamm von bis zu 15 m Höhe bei Stammdurchmessern von bis zu 60 cm und erreicht ein Alter von über 300 Jahren. Sie vermehrt sich nicht nur durch Samen, sondern auch über Wurzelbrut. Die Redewendung "Ilse bilse, keiner willse, die böse Hülse" nimmt auf die starke Ausbreitungstendenz Bezug. In den unteren Bereichen werden als Fraßschutz meist stachelige Blätter ausgebildet, in den oberen Teilen dagegen glattrandige Blätter. Man nennt das Heterophyllie = Verschiedenblättrigkeit.

Wegen der schönen Früchte und Blätter wurden die Ilex-Bestände früher vor Feiertagen geplündert, sodass Ilex Ende des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet war.

Ilex ist zweihäusig, das heißt es gibt weibliche und männliche Bäume. Im Mai und Juni bilden sich in Blattachseln zahlreiche, weiße Blüten, und die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die kugeligen Steinfrüchte mit 2 - 8 Kernen sind ab September rot. Sie sind eine bei Vögeln beliebte Winternahrung.

Die oben tief dunkelgrünen, glänzenden, immergrünen Blätter mit mattheller Unterseite zusammen mit den leuchtend roten Früchten begleiteten den Menschen symbolbeladen. Denn seit alters steht immergrünes Grün für Hoffnung und ewiges Leben und rot für Liebe und Glück.

Beliebt bei Römern, Kelten und Germanen - und Namensgeber für "Hollywood"

Die Römer verschenkten bei ihrem Mitwinterfest, den Saturnalien, Ilex-Zweige als Zeichen des Wohlwollens und als Glücksbringer für Gesundheit. Bei den Kelten galt Ilex als Symbol für den Winterkönig, für die Wiedergeburt und für Tapferkeit. Die Germanen hängten sie in Haus und Stall Iauf, um über den Winter Feen, Elfen und gute Waldgeister einzuladen. Und schließlich fand Ilex ihrer Schönheit und Besonderheiten wegen Eingang in kirchliche Bräuche. An Allerheiligen werden die Gräber geschmückt, an Advent, Weihnachten und Silvester verheißen schmückende Zweige Hoffnung, Zuversicht und Glück.

Auch die Märchenwelt schätzt Ilex. Der Zauberstab von Harry Potter ist aus Ilexholz geschnitzt, und in den Romanen des Schriftstellers Tolkien gibt es das Land Hulsten, im Englischen Hollin genannt. Hollywood, der berühmte Filmort, heißt übersetzt Hülsenwald.

Tropische Ilex-Art liefert Blätter für Mate-Tee

Ilex-Blätter und besonders die Früchte sind für den Menschen giftig. Nur in der Homöopathie und in Bachblütenpräparaten ist Ilex enthalten. Im Elsass wird aus dem fleischigen Mesokarp der Steinfrüchte ein 45 %iges alkoholisches „Eau de Vie de Baie de Houx, ein „Lebenselixier aus Beeren von Ilex“, destilliert. Das feinfaserige, harte, schwer spaltbare, gelblich-grüne Holz wurde einst zu Drechslerarbeiten verwendet.

Die schätzungsweise 400 bis 600 Ilex-Arten sind vornehmlich in den tropischen und subtropischen Regionen von Südamerika und Ostasien beheimatet. Eine wirtschaftlich bedeutende Art ist Ilex paraguariensis A.St.-Hil., deren Blätter den Mate-Tee liefern. Als Zierpflanze besitzt Ilex eine große Bedeutung mit schätzungsweise 2000 Varietäten. Mit Farb- und Wuchsvarietäten lassen sich Gartenanlagen malerisch schmücken.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, pflanzen Sie eine Ilex, sie ist pflegeleicht und vor allem zur Winterszeit wunderschön.

Text: A. M. Steiner, R. Bäßler und R. Gliniars
Fotos: A. M. Steiner

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