Hohenheimer Gärten: Die Baum-Hasel
Was blüht uns im Oktober? [27.10.20]
Die Baum-Hasel als Straßenbaum findet man bei uns in fast jeder Stadt, der große Bruder des Haselstrauchs ist bei uns weit verbreitet. Durch viele positive Eigenschaften gehört die Baum-Hasel zu den am besten geeigneten Baumarten im Klimawandel. Sie ist resistent gegen Wassermangel, Hitze und zugleich auch gegen tiefen Frost.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Baum-Hasel umfasst die Balkanhalbinsel, Teile Kleinasiens und das Bergland im Norden des Irans und Afghanistans. In ihrem Ursprungsareal ist die Baum-Hasel durch Abholzung kaum noch vorhanden.
Früchte beliebt bei Mensch und Tier
Der raschwüchsige Baum wird bis zu 35 m hoch und über 300 Jahre alt. Er wächst wipfelschäftig, d.h. er besitzt meist eine durchgehende Stammachse bis zum Wipfel.
Seine herzförmigen Blätter sind wechselständig angeordnet. Die Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb. Die männlichen Kätzchen und die roten, weiblichen Narben sind räumlich voneinander getrennt. Sie ähneln im Aufbau denen der Strauch-Hasel.
Alte Baum-Haseln tragen im Herbst fast jedes Jahr reichlich Früchte. Bei manchen Bäumen lassen sich die Nüsse schwer aus den Fruchtbechern lösen. Sie werden von vielen Tierarten gefressen wie Eichhörnchen, Wildschwein, Eichelhäher, Kleiber und Specht.
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Die Samen werden in der Süßwarenindustrie geschätzt. Das aus ihnen gewonnene Öl wird in der pharmazeutischen Industrie verarbeitet oder auch für Ölfarben verwendet. Der Fettgehalt des Samens liegt bei 62 %, Karotin- und Ascorbinsäuregehalt liegen höher als bei der Strauch-Hasel. Die Abfallprodukte der Samengewinnung dienen als natürliche Färbemittel.
Gelb-rotes Holz sehr stabil und lärmschützend
Das Holz, als Türkisch Hasel bekannt, mit blaß gelblichem bis rötlichem Splint und hell rötlich-braunem Kern, ist sehr wertvoll. Es hat ein exzellentes Stehvermögen, ändert also seine Form bei Änderung der Feuchtigkeit nicht mehr, wenn es einmal getrocknet war. Als Straßenbaum ist sie unempfindlich gegen Immessionen. Ihre dichte Belaubung spendet Schatten und ist zugleich ein wirksamer Lärmschutz.
Das lateinische Wort corylus bedeutet „Haselstrauch“, der lateinische Artname colurnus heißt „aus Haselholz“. Erstmals beschrieben wurde die Art 1753 vom berühmten schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778).
Ein mächtiges Exemplar einer zweistämmigen Baum-Hasel wächst im Hohenheimer Schlosspark und wird in der Liste der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft als Bundes-Champion, die größte Baum-Hasel Deutschlands, geführt.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner