Studierendenvertretung im Interview

Warum wurde der VS-Beitrag erhöht?  [23.07.19]

Andrea Bauer und Matthias Zubler berichtet über die Diskussion zur Erhöhung des VS-Beitrags. Bild: Uni Hohenheim | Leonhardmair

12,50 € statt 10 € pro Semester: Auf Beschluss des StuPa wurde zum Start des laufenden Sommersemesters der Beitrag erhöht, den alle Hohenheimer Studierende an die Verfasste Studierendenschaft bezahlen. Finanziert werden davon u.a. der Betrieb der TMS und des Skriptenbüros, Aktivitäten von studentischen Gruppen und Fachschaften, Kultur-Angebote sowie Verwaltungsaufgaben. Warum die Erhöhung aus Sicht der Studierendenvertretung notwendig war, berichten Andrea Bauer und Matthias Zubler im Interview mit dem Online-Kurier.

 


Hintergrund: Pro Semester bezahlen Studierende an der Uni Hohenheim zurzeit insgesamt 184,90 € Semesterbeitrag. Der Beitrag setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  • 70 € erhebt die Uni als Verwaltungskostenbeitrag
  • 102,40 € gehen an das Studierendenwerk (u.a. für Mensa, Wohnheime, Beratung und für das StudiTicket)
  • 12,50 € ist der Beitrag für die Verfasste Studierendenschaft


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Interview

Hallo Andrea, hallo Matthias, das StuPa hat die Aufgabe, die Höhe des VS-Beitrags festzulegen. Das stelle ich mir gar nicht so einfach vor. Wie lief die Diskussion über die Erhöhung?

Matthias: Ziemlich kontrovers. Einerseits wollen wir natürlich studentisches Engagement fördern und gute Angebote für Studierende ermöglichen, wie z.B. Exkursionen, Veranstaltungen mit interessanten Referenten, Kulturprogramm in der TMS oder der Skriptenverkauf.

Allerdings nehmen natürlich nicht alle Studierende die geförderten Angebote gleichermaßen wahr. Wir betreiben also eine Umverteilung. Außerdem sind wir ja auch selbst immer sehr kritisch, wenn das Studierendenwerk den Verwaltungsbeitrag erhöht und fordern, dass alle Einsparmöglichkeiten geprüft werden. Ich bin der Meinung, dass wir diesen Maßstab dann auch an uns selbst anlegen sollten.

Andrea:
Es stand aber fest, dass wir nicht einfach so weitermachen konnten wie bisher. Andernfalls wäre der Haushalt der VS mittelfristig ins Minus geraten.

Wir haben mehrere StuPa-Sitzungen für Diskussion gebraucht und eine Arbeitsgruppe mit dem Finanzreferenten und weiteren Stupa-Mitgliedern gebildet, um mögliche Einsparungen und Alternativen genauer zu prüfen. Am Schluss mussten wir noch einmal eine Sondersitzung abhalten, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Matthias: Danach waren aber tatsächlich alle Punkte ausdiskutiert und die Fronten abgesteckt: 10 Mitglieder stimmten für die Erhöhung, 7 dagegen und es gab eine Enthaltung. Damit war die Entscheidung gefallen.

Warum genau hat der bisherige Beitrag denn nicht mehr ausgereicht?


Andrea: Unser größter Kostenpunkt im Haushalt ist die TMS. Wir haben die Verwaltung ja erst vor dreieinhalb Jahren übernommen. Da war es natürlich schwierig, genau vorauszusehen, wieviel Geld wir in Zukunft tatsächlich für den Betrieb benötigen werden. Wir hatten bislang eher sparsam kalkuliert und mussten im neuen Haushaltsplan nun aber deutlich nach oben korrigieren.

In letzter Zeit kamen z.B. zusätzliche und außerplanmäßige Kosten wegen Brandschutz und Sicherheitsbeleuchtung auf uns zu. Wir haben vor einiger Zeit außerdem eine neue Küche installiert. Wenn dann noch Vandalismus dazu kommt, wie eingetretene Fenster, ist das natürlich ganz besonders ärgerlich.

In der Anfangszeit gab es außerdem einen Puffer aus Spendengeldern, die der TMS-Verein gesammelt hatte. Dieser Puffer ist nun weitgehend aufgebraucht und wir sehen es als unsere Verantwortung für künftige Studierenden-Generationen an, zumindest im gewissen Umfang, neue Rücklagen zu bilden.

Ist die TMS der einzige Grund für die Erhöhung?

Matthias: Nein, wir haben auch in andere Bereichen mehr Ausgaben.

Die VS wird ja seit einiger Zeit bei Verwaltungs- und Finanzaufgaben von zwei Verwaltungskräften unterstützt. Diese Aufgaben wären von Studierenden ehrenamtlich nicht zu bewältigen. Aufgrund von Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst steigen die Personalkosten jährlich um einen gewissen Prozentsatz.

Außerdem erhalten wir z.B. auch mehr Anträge von studentischen Gruppen, um Exkursionen und studentische Aktionen finanziell zu unterstützen. Diese Möglichkeit hat sich in den letzten Jahren wohl einfach herumgesprochen. Das ist ja prinzipiell etwas Gutes.

Über welche Einsparmöglichkeiten habt ihr diskutiert? Und was wurde daraus?

Andrea:
Wir haben in ganz unterschiedliche Richtungen gedacht. Zum Beispiel höhere Getränkepreise in der TMS. Allerdings haben wir das relativ schnell verworfen, weil uns wichtig ist, hier einen studentischen Treffpunkt zu haben, der gut genutzt wird und den sich jeder leisten kann.

Eine weitere Überlegung war, die Öffnungszeiten des Skriptenbüros herunterzufahren, zumindest wenn der Ansturm zum Semesterauftakt vorbei ist. Dies wäre aber aufgrund der Vertragslaufzeiten der Hiwis etwas kompliziert gewesen. Außerdem erschien es der Mehrheit im StuPa auch nicht sinnvoll, weil wir nun ja mit dem Uni-Shop kooperieren, dessen Produkte das ganze Semester über erhältlich sein sollen.

Matthias: Wir haben auch diskutiert, eine Deckelung für die Förderung studentischer Gruppen einzuführen. Das heißt, wenn der Topf für ein Semester aufgebraucht ist, würden keine neuen Anträge mehr genehmigt. Das hätte aber zu einem großen Run in den ersten Semesterwochen geführt. Und es ist fraglich, ob durch so ein Windhundprinzip wirklich die besten Angebote profitieren.

Allerdings wollen wir Exkursionen künftig nur noch dann unterstützen, wenn die angemeldeten Teilnehmer einen Eigenbeitrag beisteuern. Das schafft auch mehr Verbindlichkeit. Denn es kam auch immer mal wieder vor, dass Plätze im Bus in letzter Minute dann doch leer blieben.

Außerdem haben wir die Ehrenamtspauschalen im StuPa und im AStA gesenkt und wir haben die Hiwi-Stunden für die Betreuung der TMS reduziert.

Wie viel Geld nimmt die VS durch den Beitrag jedes Semester insgesamt ein – und was genau geschieht mit diesem Geld?

Matthias: Insgesamt nehmen wir durch den VS-Beitrag pro Semester ca. 200.000 € ein. Wir haben in einem Gastbeitrag genauer beschrieben, für welche Projekte und Aufgaben die Mittel genau verwendet werden und warum. Das grundsätzliche Motto lautet immer „Von Studis für Studis“. Einige Beispiele haben wir ja gerade auch schon genannt.

Außerdem haben wir einmal heruntergerechnet, wofür die 12,50 €, die jeder an die VS bezahlt, anteilig verwendet werden:

Der TMS-Betrieb ist, wie gesagt, der größte Haushaltsposten. Alle Studis bezahlt dafür 4,90 € pro Semester. Für Renovierungsarbeiten, wie Abschleifen und Versiegeln des Bodens, kommen noch einmal 58 Cent hinzu.

Andrea: Für Verwaltungsaufgaben und damit zusammenhängende Personalkosten werden 3,40 € verwendet. 2,25 € gehen an die Fachschaften und studentische Gruppen. Für die Finanzierung des Skriptenbüros werden 82 Cent benötigt und 46 Cent stehen für Kultur-Veranstaltungen, z.B. Uni-Kino oder TMS-Programm, zur Verfügung. Außerdem gehen 9 Cent an die AStA-Referate.

Der AStA entscheidet über alle Anträge von studentischen Gruppen oder Fachschaften, die unter einem Betrag von 2.000 € liegen. Größere Anträge werden direkt im StuPa entschieden.

Sobald der aktuelle Haushaltsplan verabschiedet und freigegeben ist, werden wir ihn auch auf der Seite des StuPa verlinken.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Interview!


Interview: Leonhardmair

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