Neue Profs: Andreas Schweiger

Er forscht für widerstandsfähige Ökosysteme  [06.12.21]

Jun.-Prof. Dr. Andreas Schweiger | Foto: Uni Hohenheim / Corinna Schmid

Die Umwelt verändert sich, nicht nur durch den Klimawandel. Pflanzen reagieren auf diese Veränderungen. Jun.-Prof. Dr. Andreas Schweiger forscht daran, wie man diese Reaktionen der Pflanzen im Ökosystem besser vorhersagen kann – und wie man darauf Anpassungsstrategien für eine nachhaltigere Landnutzung aufbauen kann.


Der Forscher leitet seit dem 1. Juni 2020 das Fachgebiet Pflanzenökologie. Bei seinen Studierenden möchte er nicht nur Wissen und Kompetenzen fördern, sondern vor allem Neugier und Begeisterung für ökologische Wirkzusammenhänge wecken.

Seit Beginn der Corona-Pandemie war es der Hochschulkommunikation zeitlich nicht mehr möglich, die traditionellen Willkommensinterviews mit neuen Profs durchzuführen. Nun wird dies in Form einer Serie mit schriftlichen Fragebögen nachgeholt.


-
Herr Schweiger, Ihr Fachgebiet wurde bei Ihrem Start von „Pflanzenökologie und Ökotoxikologie“ umbenannt auf „Pflanzenökologie“. Was machen sie anders als Ihr Vorgänger Andreas Fangmeier?

In unserer Gruppe erforschen wir die zahlreichen Facetten komplexer ökologischer Reaktionen von Pflanzen in einer sich stark wandelnden Welt. Dies machen wir dem Ziel, Vorhersagen zu zukünftigen Veränderungen in Ökosystemen zu verbessern und darauf aufbauend Anpassungsstrategien für eine nachhaltigere Landnutzung zu entwickeln.

Von dem her behandeln wir Fragestellungen, die auch Herrn Fangmeier interessiert haben. Allerdings legen wir einen stärkeren Fokus auf die ökophysiologische Reaktion von Pflanzen und wie sich diese Reaktion im Vorkommen der Pflanzen in Raum und Zeit widerspiegelt.

Wie war denn Ihr persönlicher Weg bis Hohenheim?

Nach einem abgeschlossenen Studium zum Dipl.-Ing. in Umwelttechnik habe ich meinen Master in Biodiversität und Ökologie an der Universität Bayreuth abgeschlossen und danach an der selbigen in Ökologie promoviert. Im Anschluss war ich ein Jahr als Postdoc an der Universität Aarhus in Dänemark und bin dann als akademischer Rat zurück nach Bayreuth gekommen, von wo aus ich schließlich nach Hohenheim gestartet bin.

Was ist die wichtigste Frage, die Sie bei Ihrer Forschung antreibt?

Die größte Herausforderung ist in meinen Augen zu verstehen, wie Pflanzen als Hauptakteure in unseren Ökosystemen auf Umweltveränderungen reagieren. Dieses Verständnis brauchen wir um die Widerstandsfähigkeit und somit die Leistungsfähigkeit unserer Ökosysteme abschätzen und vorhersagen zu können.

Wenn Sie über unbegrenzte Mittel und Möglichkeiten verfügen könnten: Welches Projekt würden Sie in Angriff nehmen?

Großskalige Experimente, in denen die Reaktion ganzer Ökosysteme auf Umweltveränderungen im Fokus der Forschung steht.

Mit welchen Forschungsthemen beschäftigen Sie sich im Augenblick?


Aktuell beschäftigt mich der Zusammenhang zwischen der ökophysiologischen Reaktion von Pflanzen und den Umweltbedingungen am Wuchs- und Herkunftsort. Weiterhin treibt mich die Nicht-linearität und das Ungleichgewicht in der Reaktion von einzelnen Pflanzen, Pflanzengemeinschaften und ganzen Agroökosystemen auf Umweltveränderungen um. Nicht-linearität und Ungleichgewicht haben in meinen Augen maßgeblichen Einfluss auf die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von ökologischen Systemen.

Können sich Studierende an Forschungsprojekten beteiligen?

Immer gerne! Wir haben zahlreiche Projekte in den Bereichen ökologische Grundlagenforschung und Forschung zu den Folgen des Klimawandels, an der sich Studierende in unterschiedlicher Form beteiligen können.

Alle neuen Profs...


..
.auch auf Instagram! 


Was sind die wesentlichen Inhalte Ihres Lehrkonzeptes?

Mit meiner Lehre möchte ich den Studierenden eine ideale Lernumgebung schaffen, um ihr wissenschaftliches Verständnis zur Funktionsweise von Ökosystemen zu festigen – und zwar mit speziellem Fokus auf Pflanzen und ihre ökosystemare und gesellschaftliche Wichtigkeit. Ziel ist es, dieses Verständnis kollaborativ und interdisziplinär zur eigenständigen Entwicklung nachhaltiger Landnutzungskonzepte zu nutzen.

Dies trägt dazu bei, dass Studierende nach ihrer Ausbildung einen wichtigen Beitrag zur Lösung aktueller Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Bezug auf Ökosystemfunktionalität und Nahrungsmittelsicherheit leisten können.

Was bedeutet für Sie gute Lehre?

Die elementare Neugier des Menschen ist die Triebkraft von Forschung und Weiterentwicklung in unserer Gesellschaft. Diese Neugier und Begeisterung für ökologische Wirkzusammenhänge zu wecken sowie Wissen und Kompetenzen der Studierenden im Fachgebiet Pflanzenökologie und seiner wissenschaftlichen und praxisrelevanten Themen zu fördern sehe ich als ein zentrales Ziel meiner Lehre.

Explizite Lehrziele sind hierbei wissenschaftliches und selbständiges Denken und Arbeiten und somit das Urteilsvermögen der Studierenden zu stärken sowie die für Gesellschaft und den Arbeitsmarkt relevanten Kompetenzen der Studierenden zu fördern.

Ich verstehe mich hierbei nicht als der „allwissende Lehrer“ sondern als fachlich kompetenter, stets unterstützender und beratender Begleiter, der Studierenden hilft ihre Interessen zu entdecken und zu verfolgen und ihren Blick über den bereits bekannten Horizont hinaus zu öffnen.

Fachgebiet Pflanzenökologie

Seit dem 1.6.2020 leitet Jun.-Prof. Dr. Andreas Schweiger das Fachgebiet, das von „Pflanzenökologie und Ökotoxikologie“ umbenannt wurde, nachdem der Vorgänger Prof. Dr. Andreas Fangmeier in den Ruhestand trat. Es handelt sich um eine Juniorprofessur mit Tenure-Track. Diese Professuren sind auf 6 Jahre befristet und werden bei Bewährung in eine reguläre Professur umgewandelt. mehr


Wo arbeiten Ihre Absolventinnen und Absolventen später?

Überall dort, wo ein fundiertes Wissen und Verständnis zu den ökologischen Wirkmechanismen rund um Pflanzen gefragt ist. Das kann in der Forschung sein oder in staatlichen Institutionen im Bereich Naturschutz und Landnutzungsmanagement, aber auch in der freien Wirtschaft im Bereich Nahrungsmittelproduktion oder Landschaftsplanung.

Welchen guten Rat geben sie den Studierenden mit auf den Weg?

Bleibt neugierig!

Wie gefällt es Ihnen denn hier in Hohenheim?

Die engagierten und neugierigen Studierenden, die sehr gute Forschungs- und Lehrumgebung und die netten und hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen in der Universitätsverwaltung, dem technischen und wissenschaftlichen Betrieb sorgen dafür, dass ich mich hier sehr wohl fühle.

Und wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Mit meiner kleinen Tochter, meiner Frau und mit Pflanzen – vor allem mit Sukkulenten.

Herzlichen Dank für das Interview, Herr Schweiger!


Mehr zum Thema im Online-Kurier

Artikel zum Thema: Neue Profs | Neue Professoren | Fakultät A | Fak_A | Fak A