Corona-Schnelltests: Ein Erfahrungsbericht

Let’s Test!  [30.04.21]

Bild: PantherMedia / anyaivanova@gmail.com

Seit einigen Tagen bietet die Uni für Beschäftigte und Studierende, die auf dem Campus arbeiten bzw. ein Praktikum machen, zwei kostenlose Corona-Selbsttests pro Woche an. Der Zulauf ist hoch. Die Uni empfiehlt allerdings, weiterhin auch von den kostenlosenlosen Bürgertests Gebrauch zu machen. Diese sind auch dann sinnvoll, wenn man im Home-Office arbeitet oder lernt. Denn neben AHA-Regeln und Impfungen stellen regelmäßige Tests im Moment die dritte wichtige Säule bei der Bekämpfung der Pandemie dar. Der Redakteur des Online-Kuriers und eine Kollegin haben die Tests getestet.

 

Mehr Infos zu den kostenlosen Selbsttest für Uni-Angehörige gibt es auf einem Infoblatt und dem Corona-News-Ticker.


Zugegeben, die Vorstellung, einen langen dünnen Gegenstand in die Nase gesteckt zu bekommen, löst bei mir einen unwillkürlichen Schauder aus. Aber zum Spaß machen wir die Sache hier ja nicht. Und in wenigen Sekunden ist es überstanden. Immerhin soll der Antigen-Schnelltest, der beim Bürgertest eingesetzt wird, nicht ganz so unangenehm sein wie ein PCR-Test.

So in etwa waren meine Gedanken als ich vor drei Wochen meinen ersten kostenlosen Bürgertest in im Testzentrum „Jugendhaus Mitte“ in Stuttgart wahrgenommen genommen habe.

Jede Bürgerin und jeder Bürger mit Wohnsitz in Deutschland kann von diesem kostenlosen Schnelltest-Angebot Gebrauch machen. Das Prinzip beim Bürgertests lautet: Früherkennung. Wer einen konkreten Verdacht auf Corona hat oder entsprechende Symptome zeigte, sollte stattdessen einen PCR-Test machen, der in einem Labor ausgewertet wird.

Augen zu und durch

Wie mein erster Bürgest im Rückblick war? Nun ja. Angenehm ist tatsächlich etwas anders. Ich hätte auch auf die anschauliche Erläuterung verzichten können, die mir zuteilwurde, als ich sagte, ich sei das erste Mal hier. Wie tief genau das Stäbchen eingeführt wird, will ich im Grunde gar nicht wirklich gezeigt bekommen. Lieber Augen zu und durch. Aber hier tickt wohl jeder anders. Mein Freund, der sich zeitgleich testen ließ, hatte mit dem Nasenabstrich z.B. gar keine Probleme.

Auch der Zeitpunkt war offenbar nicht ganz optimal. Am Samstagvormittag ist in der Innenstadt relativ viel los. Einige Leute wurden spontan drangenommen. Dafür, dass die Termine auf 5 Minuten genau getaktet sind, mussten wir verhältnismäßig lange in der Schlange stehen. Aber auch hier scheint es große Unterschiede zwischen den Testzentren zu geben.

Immerhin: Zumindest die Online-Buchung hat bei meinem ersten Bürgertest sehr gut funktioniert. Und das Ergebnis gab es auch schnell. Nach 20 Minuten konnte ich dazu einen QR-Code einscannen: Negativ. Ein gutes Gefühl. Auch weil ich den Eindruck hatte, dass ich zumindest einen kleinen Beitrag für die Bekämpfung der Pandemie leisten konnte.

Tests mehrmals pro Woche und während der Arbeitszeit möglich

Mir persönlich leuchtet das Prinzip des Bürgertests ein: Je mehr Menschen sich vorsorglich – also auch ohne Symptome – testen lassen, desto mehr Ausbrüche können verhindert werden und desto schneller lässt sich die Welle brechen. Ich nehme mir vor, den Bürgertest künftig einmal pro Woche zu wiederholen, auch wenn ich überwiegend im Home-Office arbeite und Kontakte vermeide.

In der Anfangszeit hieß es, dass der kostenlose Bürgertest pro Person einmal die Woche angeboten wird. Inzwischen wurde die Formulierung allerdings abgeändert auf „mindestens einmal pro Woche“. Man muss also nicht darauf achten, dass der letzte Termin wirklich sieben Tage zurückliegt. Eine Kontrolle, wie häufig man daran teilnimmt, findet nicht statt.

Seit einiger Zeit hat die Uni außerdem grünes Licht dafür gegeben, dass Bürgertests nach Rücksprache auch im Rahmen der Arbeitszeit wahrgenommen werden können. Das gilt ausdrücklich auch, wenn man nicht an die Uni kommt, sondern im Home-Office arbeitet.

Testzentrum Garbe: Erfahrungen

Bürgertests werden in vielen Apotheken und inzwischen auch an immer mehr anderen Orten angeboten. Wer auf dem Campus arbeitet oder in der Nähe wohnt, kann dazu z.B. das Testzentrum im Bezirksrathaus an der Garbe nutzen. Eine Kollegin berichtet mir am Telefon, dass sie sich dort bereits seit anderthalb Monaten regelmäßig testen lässt, gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern.

Anfangs habe man die Termine dort noch relativ spontan online buchen können. Doch inzwischen hat es sich offenbar etwas herumgesprochen. Tatsächlich finden man auf der Website im Moment nur noch vereinzelt freie Termine für die kommenden Tage. Man muss also etwas langfristiger im Voraus buchen.

Für meine Kollegin stellt das kein Problem dar: „Da wir uns ohnehin wöchentlich testen lassen, habe ich einfach alle Termine bis Ende Mai vorgebucht. Wenn man es für die ganze Familie macht, ist das schon etwas aufwändig, weil man sich für jeden einzelnen Termin durchklicken muss. Vor Ort geht dann aber wirklich alles sehr schnell. Kreuzchen im Formular setzen, kontaktloses Fiebermessen und ab in die Testkabine. Ich habe einmal die Zeit gestoppt. Wenn man weiß wie es abläuft, ist es in 3 Minuten erledigt. Das Ergebnis kommt nach ca. 30 Minuten per E-Mail. Oder man bezahlt 2 € für einen Ausdruck vor Ort.“

Etwas verwirrend erscheint mir lediglich die Website des Plieninger Testzentrums. Auf der Startseite ist der Preis für einen Corona Schnelltests mit 29,00 € angegeben. Tatsächlich ist bei der Terminbuchung dann aber ganz unten die Option „kostenloser Bürgertest“ auswählbar.

Laut Website können Kinder an der Garbe erst ab einem Alter von 12 Jahren getestet werden. Meine Kollegin berichtet allerdings, dass sie nach Rücksprache mit dem Testpersonal auch Termine für ihre jüngeren Kinder erhält.

„Voraussetzung ist natürlich, dass die Kinder freiwillig mitmachen. Mein Jüngster weigert sich inzwischen. Aber die Größeren sind nach wie vor jede Woche dabei. Beachten muss man, dass der Zutritt im Testzentrum mit Fieber und Husten verboten ist. Symptome, die nicht mit Corona in Zusammenhang gebracht werden, wie Bauchweh oder Kopfschmerzen, sind laut Testpersonal kein Problem“, berichtet die Kollegin.

Kostenlose Selbsttests für Uni-Angehörige

Für Beschäftigte und Promovierende, die auf dem Campus arbeiten, und Studierende, die vor Ort an einem Praktikum teilnehmen, stellt die Uni inzwischen pro Woche außerdem zwei kostenlose Selbsttests zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Angebot. Alle Infos zu Bestellung und Handhabung gibt es auf der Corona-Info-Seite und auf einem Infoblatt.

Bevor man den Selbsttest durchführt, sollte man sich in Ruhe mit der Anwendung vertraut machen. Zwar ist das Verfahren nicht wirklich kompliziert, allerdings gilt es, die Anweisungen für jeden einzelnen Schritt ganz genau zu beachten, damit die Messung gültig ist. Dazu empfiehlt es sich z.B., das zugehörige Schulungsvideo anzusehen. Außerdem bietet die Arbeitssicherheit Termine für Online-Schulungen an, bei denen man auch Nachfragen zu den Selbsttests stellen kann.

Bürgertests weiterhin sinnvolle Option

Der Zulauf bei der Ausgabe der kostenlosen Selbsttests war in den ersten Tagen erfreulich hoch. Die Ausgabezeiten wurden aufgrund des großen Andrangs bereits ausgeweitet.

Nach wie vor ist es für die Uni allerding nicht ganz einfach, Selbsttests in ausreichender Menge bereit zu halten. Lieferengpässe in den kommenden Wochen sind nicht ausgeschlossen. Die Uni-Leitung empfiehlt deshalb weiterhin, parallel auch das Angebot der kostenlosen Bürgertests zu nutzen.

Abgesehen von der Verfügbarkeit haben Bürgertests einen weiteren Vorteil: Überschreitet ein Landkreis die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 wird bei einigen Anlässen inzwischen ein negatives Testergebnis benötigt, das nicht älter als 24 Stunden sein darf. Das gilt z.B. für einen Frisörbesuch oder einen Ausflug in die Wilhelma. Selbsttests, die allein durchgeführt werden, werden hier nicht akzeptiert. Bürgertests hingegen schon, da hier eine schriftliche Bestätigung ausgestellt wird.

Meine Kollegin will auch aus anderen Gründen am Bürgertest festhalten: „Ich habe vor wenigen Tagen für meine Tochter einen Selbsttest aus der Apotheke genutzt, da sie mit Fieber von der Kita heimkam. Wir haben in der Familie nun 4 verschiedene Tests: Kita, Uni, privat aus Apotheke und vom Supermarkt. Bei allen unterscheidet sich das Vorgehen leicht. Jedes Mal akribisch nachzulesen, wie viele Tropfen erforderlich sind etc. empfinde ich als sehr stressig. Da ist der Gang zum Testzentrum weniger Aufwand. Und man kann sich darauf verlassen, dass der Test auch wirklich fachgerecht durchgeführt wird.“

Mit positivem Ergebnis verantwortungsvoll umgehen

Sowohl bei Antigen-Tests (Bürgertests) als auch bei Selbsttests ist zu beachten, dass sie gegenüber den PCR-Tests eine höhere Fehlerrate aufweisen. Deshalb sollte man nach einem positiven Ergebnis zeitnah einen PCR-Test zur Bestätigung machen. Bis das Ergebnis des PCR-Tests vorliegt sollte man sich auf jeden Fall in häusliche Isolation begeben und Kontaktpersonen benachrichtigen. Beim Bürgertest ist eine Meldung beim Gesundheitsamt und die Einhaltung der Quarantäne vorgeschrieben.

Die Benachrichtigung der Uni ist aus Datenschutzgründen hingegen nicht verpflichtend. Allerdings bittet die Uni darum, mit einem positiven Ergebnis verantwortungsvoll umzugehen. Wenn man sich im fraglichen Zeitraum auf dem Campus aufgehalten hat, bittet die Uni darum, die Arbeitssicherheit auf freiwilliger Basis zu verständigen, damit Infektionsketten so effizient wie möglich nachverfolgt werden können. Im Fall eines positiven Selbsttests, der auf dem Campus durchgeführt wurde, sollte man das Uni-Gelände umgehend verlassen und auf dem Heimweg die AHA-Regeln beachten.

Text: Leonhardmair

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