Studierendenvertretung

Ein Kaffee mit… AStA und StuPa  [18.04.16]

Studierendenvertreter Daniel Riehle (links), Erdal Senel (Mitte) und Benedikt Gulde (rechts) im Interview.

Was beschäftigt die Hohenheimer Studierendenvertreter? Wofür wird der 10 €-Beitrag verwendet, den alle Studierende pro Semester an die Verfasste Studierendenschaft bezahlen? Wie läuft das neue System der studentischen Qualitätssicherungsmittel (QSM)? Der Online-Kurier hat StuPa-Präsident Erdal Senel und AStA-Vorstand Benedikt Gulde und Daniel Riehle zum Kaffee getroffen.


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Erdal, du bist seit einem Semester im StuPa und wurdest gleich zum Präsidenten gewählt. Wie war das letzte halbe Jahr? Was motiviert, was frustriert dich?

Erdal: Politik finde ich schon immer spannend. Im StuPa macht sie besonders Spaß. Die 19 Studierenden sind durch die Institution ja gewissermaßen zufällig zusammengewürfelt. Trotz aller Unterschiede ziehen aber alle an einem Strang und es haben sich viele neue Freundschaften entwickelt.

Mitmachen

Die Sitzungen des AStA finden während der Vorlesungszeit jeden Mittwoch um 18:15 Uhr im Erdgeschoss der Alten Botanik (Kirchnerstr. 5) statt. Dazu sind alle interessierte Studierende herzlich eingeladen.

Was mich frustriert? Vielleicht, dass wir bisher nicht noch mehr Studierende motivieren konnten, aktiv mitzumachen. Wenn wir die Arbeit auf noch mehr Schultern verteilen könnten, wäre es das schon eine Erleichterung. Wir könnten noch mehr erreichen und es würde sogar noch mehr Spaß machen.

Um bei AStA oder StuPa mitzuarbeiten muss man übrigens nicht gewählt sein!

Benedikt, Daniel – warum lohnt es sich denn mitzumachen?

Benedikt: Ich bin das zweite Jahr im AStA und kann nur sagen: ich habe unglaublich viel gelernt.

Durch die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft leiten wir hier ja gewissermaßen einen kleinen Betrieb. Wir verfügen über einen Haushalt von 211.000 €, müssen Haushaltspläne erstellen, Buchungen durchführen, haben Personalverantwortung für Angestellte und können Projekte umsetzen.

Daniel: So viele Gestaltungsmöglichkeiten wie in der Verfassten Studierendenschaft findet man so schnell nirgendwo anders. Ich finde, diese Erfahrung sollte man im Studium einfach mitnehmen.

Apropos Haushalt: Der VS-Beitrag wurde in diesem Semester von 6,50 € auf 10 € erhöht. Warum?

Erdal: Wir hatten in Hohenheim landesweit bisher einen der geringsten Beiträge. Während der Anlaufphase der VS war dies ausreichend. Inzwischen sind wir jedoch allmählich im Normalbetrieb angekommen – und viele Projekte sind angelaufen.

Daniel:
Der wichtigste neue Kostenpunkt ist die TMS, die wir seit Jahresbeginn offiziell übernommen haben.

Für den Betrieb zahlen alle Studierende umgerechnet ca. 2,20 € pro Semester. Davon finanzieren wir u.a. zwei Hiwis, die sich darum kümmern, dass die Räume jeden Tag als Lernräume genutzt werden können – auch wenn gerade keine Ehrenamtlichen der Caféte vor Ort sind.

Außerdem gab und gibt es dringend notwendige Renovierungsarbeiten in der TMS. Der Boden war versiegelt vom Dreck und den Getränkerückständen der letzten 20 Jahre. Während der vorlesungsfreien Zeit konnten wir den Boden erstmals von einer Firma abschleifen und neu versiegeln lassen. Auch die Treppe wurde versetzt.

Benedikt:
Ein weiterer Kostenpunkt ist die Verwaltung der Verfassten Studierendenschaft. Die Aufgaben sind in den letzten Semestern enorm gewachsen und von Ehrenamtlichen allein kaum zu bewältigen. Seit kurzem unterstützt uns deshalb ein Angestellter bei administrativen Aufgaben, die z.B. bei der TMS, Raumbuchungen, der Koordination des Skriptenbüros und bei Finanzanträgen anfallen.

 

campusplan

Mehr Informationen über die einzelnen Bereiche findet Ihr in einem aktuellen Gastbeitrag des AStA über die Verwendung des VS-Beitrags.

 

Stichwort Qualitätssicherungsmittel: Im Wintersemester gab es einige gravierende Änderungen. Ein Großteil der alten QSM wurde in den Grundhaushalt der Uni überführt.

Gut 11% werden jedoch als sogenannte „studentische QSM“ weitergeführt. Über diesen Betrag dürfen Studierende dafür jetzt allein entscheiden. In Hohenheim sind das rund 600.000 € pro Jahr, die für Studium Lehre eingesetzt werden müssen.

Wie läuft das neue System an?

Erdal: Der Übergang im Wintersemester war etwas holprig, weil das Ministerium die Richtlinie über die Verwendung erst am 30. September herausgegeben hatte. Das hat allerdings an allen Unis für etwas Chaos gesorgt, nicht nur bei uns.

Dieses Semester hat sich das neue System schon etwas eingespielt. Insgesamt haben wir für das Sommer- und Wintersemester Anträge in Höhe von 1,6 Mio. € aus allen Bereichen der Uni erhalten – und konnten davon gut ein Drittel bewilligen. Jetzt muss das Rektorat unsere Vorschläge noch rechtlich prüfen und genehmigen.

Handelt es sich dabei um komplett neue Angebote oder um Maßnahmen, die früher aus den „alten QSM“ finanziert wurden?

Benedikt: Ca. ein Drittel der Maßnahmen sind neu, ca. zwei Drittel sind Fortführungen alter Angebote.

Da ein Großteil der alten QSM in den Grundhaushalt der Uni überführt wurden, erwarten wir, dass die Uni jetzt auch einen Großteil der alten Angebote aus zentralen Mitteln weiterfinanziert.

Wir verstehen die studentischen QSM als wichtiges Werkzeug der studentischen Mitgestaltung. Die Finanzierung von Grundangeboten, die eine Universität zwangsläufig bereitzustellen hat, ist nicht vorgesehen.

Erdal: Es gibt dabei natürlich viele Grenzfälle. In den kommenden Monaten und vor allem im Jahr 2017 wird sich erweisen, ob die Qualität von Studium und Lehre auf dem bisherigen Niveau aufrechterhalten werden kann. Wir werden dies kritisch beobachten.

Habt ihr ein Beispiel für eine neue QSM-finanzierte Maßnahme?


Daniel:
Wir wollen die Lernräume in der Phytomedizin vor den Prüfungen künftig auch am Wochenende öffnen. Wir haben dazu gerade eine Testphase durchgeführt. Die Evaluation hat bestätigt: Das Angebot wir sehr gut angenommen!

Welche Themen beschäftigen euch ansonsten?

Benedikt: Beispielsweise haben wir unsere Homepage komplett überarbeitet. In den kommenden Tagen geht die neue Version online. Vorbeischauen lohnt sich also!

Daniel: Seitens des AStA organisieren wir außerdem immer mehr Veranstaltungen, wie z.B. die Podiumsdiskussion zur Wahl, oder in Kürze einen Filmabend zum 100. Geburtstag von Theodor Bergmann, einem ehemaligen Hohenheimer Professor, der sich selbst als „kritischen Kommunisten“ bezeichnet.

Erdal: Außerdem wollen wir der Uni dabei helfen, zusätzliche Gelder zu gewinnen bzw. zu behalten.

Inwiefern?

HOnK erklärt's

Was ist der Unterschied zwischen StuPa, AStA und Fachschaften? Und was bedeutet eigentlich „Verfasste Studierendenschaft“?

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Erdal: Aktuelle Ausschreibungen des Wissenschaftsministeriums fördern Maßnahmen, um Studienabbruchsquoten zu senken. Wir haben uns an einem Ideen-Workshop der Prorektorin für Lehre beteiligt, um den studentischen Blickwinkel zum Thema einzubringen – und mitzuhelfen, die Anträge der Uni Hohenheim vorzubereiten.

Darüber hinaus haben wir als Studierendenvertretung erstmals eigene Vorschläge für Projekte zum Thema „digitale Lehre“ entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitätsangehörigen zwei Anträge beim Wissenschaftsministerium eingereicht.

In einem Antrag geht es um die Entwicklung einer Lern-App fürs Smartphone, die auf Bedürfnisse von Hohenheimer Studierenden zugeschnitten ist. Im Zweiten geht es um einen digitalen Lehrgarten. Jetzt heißt es: Daumen drücken für die Bewilligung!

Wird gemacht! Und was plant ihr mit Blick in die Zukunft?

Daniel: Ein Thema, an dem wir momentan dran sind, sind neue Räume für das Skriptenbüro inklusive zentraler Informations- und Anlaufstelle von Studis für Studis. Wir wollen das Angebot für Studierende verbessern und Wartezeiten im Skriptenbüro reduzieren.

Benedikt: Mit Blick auf die Zukunft beschäftigt uns außerdem das Thema Mobilität. Wir wünschen uns z.B. Stationen mit kostenlosen Leihfahrrädern, damit sich Studierende auf dem Campus schneller fortbewegen können.

Auch das Streckennetz des VVS ist für uns ein Thema. Hierzu haben wir uns mit Studierendenvertretern der anderen Stuttgarter Hochschulen zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Themen, die uns beschäftigen. Helfende Hände sind immer willkommen – in AStA und StuPa genauso wie in den Fachschaften, studentischen Gruppen und den anderen Arbeitskreisen.

Studierende haben vielseitige Möglichkeiten ihre Uni mitzugestalten; ich möchte alle ermutigen, diese zu nutzen.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair

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