Umfrage-Ergebnisse | Audit „Vielfaltsgerechte Hochschule“

Uni bekennt Farbe für Vielfalt  [15.03.23]

Bild: envatoelements | rawpixel

Geschlecht, Migrationshintergrund, Religion, Hautfarbe, Alter, sexuelle Orientierung, Behinderung oder soziale Herkunft: Diskriminierung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Doch wie groß ist das Problem an der Uni Hohenheim? Gibt es genügend Anlaufstellen und sind diese auch bekannt? Bekennen sich Lehrende und Führungskräfte klar genug zum Thema Diversität? In einer Umfrage haben sich rund 10% aller Hohenheimer Studierenden und Beschäftigten zu diesen Fragen geäußert. Die Befragung bildet den Auftakt für das neue Audit „Vielfaltsgerechte Hochschule“, das die Uni Hohenheim in diesem Jahr zum ersten Mal durchläuft. Der Online-Kurier gibt einen Überblick über die Ergebnisse.


Die Uni Hohenheim setzt sich seit vielen Jahren für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein und bemüht sich, familiengerechte Arbeits- und Studienbedingungen zu schaffen. Künftig möchte sie auch das Thema Vielfalt noch stärker in den Fokus stellen. Aus diesem Grund nimmt sie am neuen Audit „Vielfaltsgerechte Hochschule“ der Service GmbH berufundfamilie teil.

„Es handelt sich um ein Pilotprojekt“, erläutert Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Ute Mackenstedt. „Die Uni Hohenheim und die Uni Paderborn sind die ersten beiden Hochschulen, die dieses Audit durchlaufen. Das Konzept hat uns überzeugt, weil das Zertifikat mit verbindlichen Maßnahmen verknüpft ist, die im Rahmen einer Re-Auditierung überprüft und angepasst werden.“

Erste Befragung stimmt optimistisch

An einer Befragung zum Auftakt des Audits haben sich Ende letzten Jahres 1228 Uni-Mitglieder beteiligt, knapp Dreiviertel davon Studierende, ein gutes Viertel Beschäftigte.

Besonders zwei Ergebnisse stimmen die Gleichstellungsbeauftragte optimistisch: 66% der Teilnehmer:innen geben an, dass sie sich an der Uni Hohenheim als Person geschätzt und respektiert fühlen. 11% stimmen dieser Aussage jedoch nicht zu. 23% antworteten mit „sehe ich neutral“. Ähnlich hoch liegen die Zustimmungswerte bei der Frage, ob Lehrende gute Studienbedingungen bzw. Führungskräfte gute Arbeitsbedingungen schaffen.

Auf den ersten Blick scheinen auch Diskriminierungserfahrungen auf dem Campus eher die Ausnahme zu sein. So geben lediglich zwischen 2-6% der Befragten an, Diskriminierung wegen Geschlecht, Migrationshintergrund, Religion, Hautfarbe, Alter, sexueller Orientierung, Behinderung oder sozialer Herkunft erlebt zu haben.

Keine Entwarnung

Besteht also kein Handlungsbedarf? Die Hohenheimer Gleichstellungsbeauftragte sieht das anders: „Wir müssen die Prozentzahlen richtig einordnen. Denn diese beziehen sich ja auf alle Umfrageteilnehmer:innen. Tatsächlich dürfte das Problem für die Gruppe der jeweiligen potenziell Betroffenen, also z.B. Menschen mit Behinderung, durchaus relevant sein.“

Auffällig sei außerdem der hohe Anteil von Personen, die zu bestimmten Aspekten keine klare Einschätzung haben, gibt Mackenstedt zu bedenken. So sind 40% unentschieden, ob Vielfaltsorientierung bei Lehrenden und Führungskräften an der Uni eine gemeinsame und gelebte Haltung ist. Nur 47% stimmen der Aussage zu. 14% können keine entsprechende Haltung bei Lehrenden und Führungskräften erkennen.

Kein eindeutiges Bild ergibt sich auch bei der Frage nach internen Ansprechpersonen, an die man sich bei unangemessenem Verhalten von Kolleg:innen, Kommiliton:innen, Lehrenden oder Führungskräften wenden kann. 35% wissen nicht, ob sie im Fall eines Falles Anlaufstellen an der Uni finden würden. 51% bejahen dies, 14% stimmen nicht zu.

Neue Senatskommission soll Handlungsschwerpunkte setzen

„Der hohe Anteil der Unentschiedenen könnte z.T. damit zusammenhängen, dass für viele Personen noch gar kein Anlass bestand, sich mit der Thematik näher auseinanderzusetzen. Ich verstehe ihn jedoch auch als klaren Hinweis, dass wir unsere Anlaufstellen besser bekannt machen und auch die Haltung der Universität zum Thema Vielfalt klarer kommunizieren müssen. Gleichzeitig müssen wir uns fragen: Wo besteht ganz konkret Nachholbedarf?“, so Prof. Dr. Ute Mackenstedt.

Die Uni Hohenheim will dazu u.a. eine neue Senatskommission für Diversität ins Leben rufen. Diese soll den konkreten Handlungsbedarf identifizieren, Schwerpunkte setzen, einzelne Maßnahmen vorschlagen und priorisieren. Beteiligen sollen sich daran sowohl Studierende, als auch Professor:innen, Promovierende, wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und Beschäftigte aus den wissenschaftsunterstützenden Bereichen. Die Umsetzung von Maßnahmen ist eine Querschnittsaufgabe für alle Bereiche an der Uni.

Text: Leonhardmair

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