Neue Profs: Sarah Egert
Sie erkundet die Wirksamkeit von Ernährungsmaßnahmen [10.10.19]
Prof. Dr. Sarah Egert | Foto: Uni Hohenheim / Elsner
Ihre Forschung findet direkt am Menschen statt: Prof. Dr. Sarah Egert leitet seit Ende letzten Jahres das Fachgebiet Ernährungswissenschaft und Diätetik an der Uni Hohenheim.
In ihrem Fokus stehen neben einzelnen Nährstoffen und Lebensmitteln vor allem komplexe Ernährungsweisen. Studierende können sich auf vielfältige Weise an ihren Humanstudien beteiligen – auch als Probanden.
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Frau Egert, Sie haben das Fachgebiet Ernährungswissenschaft und Diätetik von Frau Prof. Bosy-Westphal übernommen. Was machen Sie anders als Ihre Vorgängerin?
In der Forschung ändert sich der Schwerpunkt: Anja Bosy-Westphal hat ihren Fokus insbesondere auf dem Energiestoffwechsel. Bei mir geht es vor allem um Ernährung und kardiometabolische Erkrankungen. Auch in der Lehre verändert sich das Fächerangebot ein wenig.
Wie war denn Ihr eigener Weg bis Hohenheim?
Ich habe Ernährungswissenschaften studiert und in Kiel zum Thema Fettsäuren promoviert. Dort war ich auch in meiner ersten Postdoc-Zeit. Da habe ich übrigens auch schon mit meiner Vorgängerin Anja Bosy-Westphal zusammengearbeitet.
Anschließend ging ich nach Bonn ans Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften. In der Ernährungsphysiologie und Humanernährung habe ich mich habilitiert und dann vier Jahre die Professur Ernährungsphysiologie in Bonn vertreten.
Ein Jahr lang war ich anschließend bei der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, und habe dort den Bereich Wissenschaft geleitet – das war für mich eine wichtige Erfahrung, einmal außerhalb der Uni tätig zu sein. Auf Dauer macht mir die Arbeit an der Uni aber einfach noch mehr Freude.
Machen Sie denn bei Ihrer Forschung auch Tierversuche?Nein, meine Forschung erfolgt unmittelbar am Menschen.
Und welche Methoden verwenden Sie?Die Kernmethode sind Human-Interventionsstudien, d.h. kontrollierte Ernährungs- und Stoffwechselstudien am Menschen. Je nach Fragestellung gibt es verschiedene Design-Varianten, z.B. die „streng-kontrollierte Ernährungsstudie“, bei der wir unsere Probanden auch kontrolliert verpflegen. Eine andere Variante ist z.B. die „Lebensmittel-Studie“, bei wir gezielt ein habituelles Lebensmittel gegen ein bestimmtes Studienlebensmittel, z.B. Ballaststoff-angereichertes Spezialbrot, austauschen. Wir arbeiten dabei interdisziplinär, kooperieren also zum Beispiel mit der Medizin, der Psychologie, den Lebensmittelwissenschaften oder mit der Tierernährung.
Was genau sind Ihre Forschungsschwerpunkte?Da gibt es vor allem drei Kernbereiche: Zum einen die kardiometabolischen Wirkungen von Fettsäuren, wie z.B. pflanzlichen und marinen omega-3 Fettsäuren. Und zweitens die Bioverfügbarkeit und kardioprotektive Wirkung von Flavonoiden. Der dritte Bereich ist die Untersuchung der Wirkungen komplexer Ernährungsmuster. Beispiele für Ernährungsmuster wären die mediterrane Ernährung, die „Nordic diet“ oder die typisch westliche Ernährung.
Können sich die Studierenden da auch mit einbringen?Ja, selbstverständlich. Ich freue mich, wenn Studierende bei unseren Humanstudien mitmachen – als Untersuchende oder auch als Probanden. Es gibt natürlich Bachelor- und vor allem Masterarbeiten, die in Forschungsprojekte integriert sind.
Und dann haben wir hier in Hohenheim noch zwei besonders tolle Tools: Humboldt reloaded, das bei uns im Fachgebiet noch in Vorbereitung ist, und ein Master-Praxis-Modul, das „Experimentell-Ernährungsmedizinische-“ bzw. „Experimentell-ernährungswissenschaftliche“ Projekt (EEP). Da können die Studierenden selber eigene Forschungsprojekte durchführen.
Was wollen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen den Studierenden beibringen?Neben der Vermittlung von Wissen ist ein ganz zentraler Punkt für mich, Studierende zu motivieren und für meine Arbeit und die ernährungsphysiologische Forschung zu begeistern. Begeisterung und Neugierde bei anderen Menschen hervorzurufen ist ein treibender Faktor für mich.
Fachgebiet Ernährungswissenschaft und Diätetik |
Seit 15.11.2018 leitet Prof. Dr. Sarah Egert das Fachgebiet. Es wurde nach dem Wechsel ihrer Vorgängerin Prof. Dr. Anja Bosy-Westphal an die Universität Kiel wiederbesetzt. |
Wo können denn Ihre Studierenden später mal arbeiten?Es gibt ein sehr breites Arbeitsfeld. Die Lebensmittelindustrie, Forschungseinrichtungen mit Ernährungs- und Lebensmittel-Bezug, Ministerien oder Kliniken wären zum Beispiel potenzielle Arbeitgeber.
Haben Sie einen guten Rat für die Studierenden?Mein Rat besteht darin zu verstehen, dass der Beruf lebenslanges Lernen bedeutet. Bleiben Sie daher offen und flexibel für Neues. Und bei allen Entscheidungen sollten Sie sich davon leiten lassen, was Ihnen Freude macht. Dann fällt in der Regel auch das Arbeiten leicht, man ist mit Begeisterung dabei und der weitere (Lebens-)Weg ergibt sich dann meist von selbst.
Noch eine persönliche Frage: Wie gefällt es Ihnen hier in Hohenheim?Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und habe hier sehr nette Kolleginnen und Kollegen. Die Universität ist kleiner als in Bonn und alles ist zentral auf dem Campus angesiedelt. Dadurch sind die Wege kurz, der persönliche Austausch gelingt leicht und es gibt gute Kooperationsmöglichkeiten.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?Ich mache gerne mit anderen zusammen Musik, spiele z.B. Trompete. Außerdem bin ich gern in der Natur, fahre Fahrrad oder wandere gern.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Egert!Interview: Elsner