Hohenheimer Leitthema im Rampenlicht

Wissenschaftsjahr 2020 – Bioökonomie  [17.01.20]

Bioökonomie? Das Leitthema der Uni Hohenheim ist bislang noch nicht jedem ein Begriff. Das, wofür es steht, ist allerdings spätestens seit Fridays for Future in aller Munde: Eine umfassende Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, die Schluss macht mit Erdöl und anderen fossilen Rohstoffen und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und der Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Als zentrales Thema des Wissenschaftsjahrs 2020 rückt die Bioökonomie nun zwölf Monate lang bundesweit ins Rampenlicht. Die Uni Hohenheim beteiligt sich mit Themenmonaten, vielfältigen Veranstaltungen und Forschungs-Einblicken. Ausgerufen wird das Wissenschaftsjahr vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.


Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung, Schwund der Artenvielfalt, Plastikflut in den Meeren, knapp werdende Ressourcen – einfach weitermachen wie bisher ist angesichts dieser globalen Herausforderungen keine Alternative. Auf der Suche nach Lösungen gewinnt das Konzept „Bioökonomie“ in Forschung und Politik international immer mehr an Bedeutung.

Bioökonomie steht dabei für die verantwortungsvolle Wirtschaftsweise von morgen, die das gegenwärtige Erdöl-Zeitalter ablösen soll. Basis für die angestrebte energie- und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft sind nachwachsende, biologische Stoffe und Ressourcen, die nachhaltig erzeugt und innovativ genutzt werden. Zu den erklärten Zielen gehört der Klimaschutz, eine sichere und gesunde Ernährung für Menschen weltweit und der Erhalt der Artenvielfalt.

Die Bioökonomie-Forschung beschäftigt sich mit den dafür notwendigen technologischen Innovationen und darüber hinaus auch mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozessen.

Wissenschaftsjahr 2020: Bioökonomie erleben

Mehr als 130 Staaten weltweit, darunter auch Deutschland, haben inzwischen eine nationale Bioökonomie-Strategie verabschiedet und zahlreiche Forschungsförderprogrammen auf EU-, Bundes- und Landesebene tragen „Bioökonomie“ im Titel.

In der breiten Öffentlichkeit ist der Begriff hingegen bisher noch nicht allgemein bekannt. Im Zuge des Wissenschaftsjahrs 2020 ganz im Zeichen der Bioökonomie steht, soll sich das nun ändern. Bundesweit geplant sind zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen, die unterschiedliche Facetten des Forschungsfelds greifbar machen. Unter anderem ist das Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ deutschlandweit auf Tour und präsentiert wissenschaftliche Exponate.

Selbstverständlich ist auch Uni Hohenheim mit von der Partie. Denn als erste Uni in Deutschland hat sie „Bioökonomie“ im Jahr 2012 zum fakultätsübergreifenden Leitthema erhoben. Seitdem hat sie u.a. den international gefragten Master-Studiengang und ein Forschungszentrum etabliert, zahlreiche Forschungsprojekte eingeworben und internationale Netzwerke geschmiedet.

Bioökonomie in Hohenheim: 5 Fragen an...

 
Prof. Dr. Andrea KruseProf. Dr. Iris Lewandowski

Hohenheimer Themenmonate im Überblick

Nach der Eröffnung des Wissenschaftsjahres durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fällt am 23. Januar 2020 mit einer Pressekonferenz auch in Hohenheim der Startschuss für zahlreiche Veranstaltungen.

Jeden Monat soll dabei ein anderes Thema besonders im Fokus stehen. Einen Überblick zum Hohenheimer Programm ist auf einer neu eingerichteten Website zum Wissenschaftsjahr zu finden. Die Seite befindet sich im Aufbau. Die Termine werden in den kommenden Tagen und auch über das gesamte Jahr hinweg fortlaufend ergänzt. Weitere Programmpunkte sind willkommen.

Der Hohenheimer Online-Kurier gibt regelmäßig Termintipps und stellt Forschungsprojekte zum jeweiligen Themenschwerpunkt vor.

Januar: Wissenschaftsjahr 2020 – das ist Bioökonomie
Die Bioökonomie baut darauf, erneuerbare biologische Ressourcen und biologisches Wissen zu nutzen. Es geht darum, neue Lebensmittel und biobasierte Materialien, chemische Bausteine und Energiequellen zu entwickeln und zu bewerten. Ob das ein Konzept zur Bewältigung der drängendsten Zukunftsfragen sein kann, erklärt Prof. Dr. Iris Lewandowski am 25.1.2020 bei der Samstags-Uni der Volkshochschule Stuttgart. In der Säulenhalle des Schlosses ist das komplette Jahr über eine Ausstellung mit 15 Fragen zur Bioökonomie zu sehen.

Februar: Klimawandel und Co. – darum brauchen wir Bioökonomie

Der Februar steht im Zeichen der Klimaforschung. Weltweit stehen die Menschen derzeit vor großen ökologischen Herausforderungen, und eine der größten ist der menschengemachte Klimawandel. Das macht es notwendig, dass sich die heutige Wirtschaftsform wandelt – weg von fossilen Rohstoffen und hin zu einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Stoffe und Ressourcen: zur Bioökonomie. Interessierte erwartet u.a. ein Café Scientifique, eine Lasershow und eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern von Science4Future und Fridays4Future.

März: Ressourcen schonen – Kreislaufwirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung
Die Bioökonomie zielt darauf ab, vorhandene Ressourcen nachhaltig und effizient zu nutzen. Kreislaufwirtschaft schafft die Möglichkeit dazu: denn dabei bleiben alle Produkte und Rohstoffe möglichst lange im Einsatz. So ist es z.B. sinnvoll, die endliche Ressource Phosphor – ein wichtiger Nährstoff für Mensch, Tier und Pflanze – zu recyceln oder möglichst viel klimaaktiven Kohlenstoff dem Kreislauf zu entziehen.

April: Nachwachsende Rohstoffe und Co. – Alternativen für die Zukunft

Ob Dämmmaterial, chemische Grundstoffe für die Kunststoffherstellung oder Bioherbizide: Nachwachsende Rohstoffe wie etwa Chinaschilf bieten vielfältige Alternativen zu Erdöl oder Kohle. Auch viele Reststoffe lassen sich im Rahmen einer biobasierten Wirtschaft nutzen, ohne mit der Nahrungsmittelproduktion zu konkurrieren.

Mai: Rind, Schwein und Huhn – die Tierhaltung der Zukunft

In Zeiten des Klimawandels und wachsender Weltbevölkerung steht die Tierhaltung besonders auf dem Prüfstand. Die Forschung trägt dazu bei, die Haltungsbedingungen und die Ernährung zu optimieren und so zum Beispiel Emissionen von Treibhausgasen zu mindern. Das ist nicht nur im Sinne einer Bioökonomie, sondern geschieht auch zum Wohl der Tiere.

Juni: Bienen, Schmetterlinge und Co. – wie Bioökonomie zur Artenvielfalt beiträgt

Die biologische Vielfalt ist eine unerlässliche Ressource für die biobasierte Wirtschaft. Doch der Artenrückgang ist ein großes Problem der heutigen Zeit. Die Universität Hohenheim forscht für mehr Artenvielfalt in Stadt und Land. In der Landwirtschaft gewinnen alternative Anbaumethoden an Bedeutung. Auch Farming 4.0 trägt dazu bei, die Umwelt zu entlasten – und damit die Artenvielfalt zu erhöhen.

Juli: Hülsenfrüchte, Algen, Insekten – alternative Proteinquellen

Werden eiweißhaltige Lebensmittel vor allem auf Basis tierischer Produkte erzeugt, belastet das Klima und Umwelt – denn der Verbrauch an Land-, Wasser- und Energieressourcen ist dabei immens. In der Bioökonomie kommt daher der Erschließung neuer Proteinquellen eine Schlüsselrolle zu. Hülsenfrüchte, Algen und Insekten sind hochwertige Eiweißlieferanten – sie stehen im Monat Juli im Fokus.

August: Mobilität – nachhaltig unterwegs dank Bioökonomie
Nachhaltig mobil: Im Reisemonat August demonstriert die Universität Hohenheim, was die Bioökonomie-Forschung zu diesem Ziel beitragen kann. Beispielsweise zeigt sie, wie sich aus Biomasse künftig Batterien für Elektroautos herstellen lassen – und sie stellt auch ihr eigenes, umfassendes Mobilitätskonzept vor.

September: Sonne, Biogas und Co. – Energie der Zukunft
Bioenergie ergänzt andere erneuerbare Energien wie Wind- oder Wasserkraft im Sinne der Bioökonomie. Die Forschung in Hohenheim untersucht zum Beispiel, wie sich Biogasanlagen effizienter gestalten lassen, wie Agrofotovoltaik für eine Ernte auf zwei Etagen sorgt oder wie Biomethan als Antrieb von Arbeitsmaschinen dienen kann.

Oktober: Ernährungssicherung – gesundes Essen für alle
Eine nachhaltige und zugleich ertragreiche Landwirtschaft ist ein wichtiges Ziel einer biobasierten Wirtschaft. Es gilt, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern – und die Forschung bildet dafür eine wichtige Grundlage. Dazu entwickelt sie beispielsweise moderne Agrarsysteme und nimmt auch den weiteren Weg der Lebensmittel unter die Lupe.

November: Wirtschaft und Gesellschaft – bioökonomisch leben

Beim Übergang zu einer biobasierten Wirtschafts- und Lebensweise muss die gesamte Gesellschaft einbezogen werden. Die Forschung geht den sozialen, politischen und ökonomischen Aspekten dieses Wandels auf den Grund – und unterstützt pfiffige Ideen, mit denen jeder im Alltag selbst dazu beitragen kann.

Dezember: Zukunftsforum 2030 – Rückblick und Ausblick
Im letzten Monat des Wissenschaftsjahres zieht die Universität Hohenheim Bilanz und diskutiert, wo die Bioökonomie derzeit steht. Vor allem aber blickt sie nach vorne – auf die Zukunft der biobasierten Wirtschaftsweise in Baden-Württemberg, in Deutschland und in der Welt.

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