Jubiläum im Hohenheimer Online-Kurier

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Bild: Uni Hohenheim

Waagrechte Bäume zum Uni-Jubiläum  [20.04.18]

Kopf in den Nacken: auf den ersten Blick wirkt es, als könne man die Wand hochlaufen. Denn über eine Gebäudefassade in der Heinrich-Pabst-Straße schräg gegenüber der Mensa schlängelt sich neuerdings ein Weg! Zwischen grünen Stauden blühen Feuernelken. Vollends surreal wirken 3 mannshohe Ligusterbäumchen, die waagrecht aus der Fassade ragen – und sich um die eigene Achse drehen. Schöpfer der grünen Installation, die anlässlich des Uni-Jubiläums präsentiert wird, ist das Hohenheimer StartUp „Visioverdis“.

Bild: Uni Hohenheim


Wer in den letzten Tagen zwischen Mensa und Café Denkbar vorbeischlenderte konnte Zeuge einer ungewöhnlichen Begrünungsaktion werden: Ein Kran installierte einen 7m hohen, surreal anmutenden Fassadengarten des Hohenheimer Startups Visioverdis.

Die Bäume der vertikalen Konstruktion mit einer Fläche von 30 m² rotieren mit 0,1 und 1,6 Umdrehungen pro Minute, was eine waagrechte Wuchsrichtung möglich macht. Die Stauden dazwischen stecken in Gitterkörben mit Substrat und einem Abdeck-Vlies. Gesamtgewicht: über die 15 Tonnen inklusive Wasser, Erde und Pflanzen.

Vertikale Fassaden-Gärten reagieren auf wachsenden Bedarf an urbanen Grün

Inspiriert wurde die Hohenheimer Erfinderin der sogenannten „Graviplants“ von ihren Studienfächern Gravitationsbiologie und Schwerkraftwahrnehmung von Pflanzen. Bereits während dieser Zeit interessierte sich Dr. Alina Schick dafür, wie man auf einer Raumstation Gemüse anbauen kann.

 

 

Die ungewöhnliche Technik ist nicht nur ein besonderer Blickfang, sondern hat auch ein paar ganz reale Vorteile. Vor allem für smoggeplagten Großstädten.

„In Deutschland sind die Städte noch vergleichsweise grün. Wir bekommen jedoch zunehmend Anfragen aus Asien und dem arabischen Raum mit den dortigen Mega-Städten“, berichtet Dr. Schick. Also aus Städten, in denen Raum für Grünanlagen längst Mangelware ist.

Anders als die klassische Fassadenbegrünung mit einer Dicke von wenigen Zentimetern erlaubt die GraviPlants-Technologie eine Mehr-Schicht-Begrünung mit Baum- und Strauchschicht. Die Pflanzen spenden Schatten und kühlen durch Verdunstungskälte. Sie filtern die Luft und dämmen den Verkehrslärm. Und durch erhöhte Rotation könnten sie wie große Quirls sogar die Luft verwirbeln, was zusätzlich zum Smogabbau beitragen könnte.

Doch auch die Pflanzen profitieren von Drehbewegung und waagrechten Wachstum. Ein Beispiel: „Normalerweise tragen Liguster-Bäumchen nur an den Zweigspitzen frisches Laub. Unsere sind bis ins Innere der Kronen begrünt“, verdeutlicht Dr. Schick.

Computergestützte Technik im Untergrund

Eindrucksvoll und optisch beeindruckend sind die Gärten auch durch die verwendete Technik.

In der Dämmerung inszeniert Dr. Schick den Hohenheimer Garten durch die Beleuchtung mit kleinen Spots. Doch unter der Blattoberfläche steckt HighTech: Sensoren messen die Bodenfeuchte an den Pflanzenwurzeln. Ein Computer gleicht die Daten mit der Wettervorhersage ab und sorgt für automatische Bewässerung.

Einweihung durch Ministerin

In den kommenden Wochen haben die Pflanzen des Hohenheimer Fassadengarten noch etwas Zeit zu wachsen. Am 7.5. wird der vertikale Garten dann durch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer offiziell eingeweiht. Anschließend kann die temporärere Installation noch das gesamte Jubiläumsjahr als besonderer Ort auf dem Campus bestaunt werden.

Die Einweihung durch die Ministerin bildet gleichzeitig den Auftakt zu einer Abendveranstaltung: den StartUp Stories. Mit dieser Veranstaltungsreihe sucht Ministerin Bauer an allen 9 Landesuniversitäten das Gespräch mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Forschungsergebnisse in eine Geschäftsidee ummünzten.

Eine der Vortragenden an diesem Abend ist auch die Erfinderin der Graviplants, Dr. Alina Schick.

Förderung & Betreuung

Unterstützt und betreut wird das Hohenheimer Startup Visioverdis auch durch die Gründungsförderung der Uni Hohenheim. „Dank dieser Beratung haben wir 2016 das erste Gründungs-Stipendium durch das Exist-Programm des Bundes bekommen“, berichtet Dr. Schick.

Seit 2017 fördert das Land das junge Unternehmen durch das Programm „Junge Innovatoren“. Ab März 2019 soll Visioverdis auf eigenen Beinen stehen.

Im Rahmen der Förderung ist es der Uni auch ein Anliegen, die Ideen ihrer StartUps sichtbar zu machen. „Hier bot sich das 200ste Jubiläumsjahr der Universität geradezu an, die GraviPlant-Installation von Visioverdis als Innovationshotspot auf dem Campus umzusetzen“, so Bastian Strinz als Transfer- und Innovationsmanager.



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