Jubiläum im Hohenheimer Online-Kurier
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Kein Schlussstrich [14.11.18]
Spät, aber nicht zu spät: Mit dem wissenschaftlichen Projekt zur Hohenheimer NS-Vergangenheit hat die Uni einen blinden Fleck in der eigenen Geschichte ausgeleuchtet. An der Gedenkveranstaltung am Montagabend beteiligten sich knapp zweihundert Uni-Angehörige und Interessierte. Das Ende des Projekts soll jedoch keinen Schlussstrich darstellen. Erinnerungspunkte auf dem Campus sollen fortan dazu beitragen, die Auseinandersetzung weiterzuführen und Lehren auch für die heutige Zeit zu ziehen. Eine aktuelle Video-Dokumentation stellt Ergebnisse der historischen Analyse von Dr. Anja Waller vor.
Mehr zum Projekt:
- Video-Doku (s.u.)
- Artikel-Serie: Studentisches Leben (1) | NS-Rektoren & Entnazifizierung (2) | Zwangsarbeiter & Uni-Friedhof (3)
- Projekt-Homepage
Auf dem kleinen Uni-Friedhof herrscht am Montagnachmittag gegen 16:15 Uhr großer Andrang. Uni-Mitarbeiter, Ehemalige, interessierte Bürgerinnen und Bürger, vereinzelt Studierende. Sie wollen dem Moment beiwohnen, wenn die Universität etwas Überfälliges tut: Vergangenes Unrecht anerkennen und ein Zeichen gegen des Vergessen setzen.
Publikation "Erschreckend Einwandfrei" |
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Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind im Ulmer Verlag erschienen. mehr |
Bei seiner Begrüßung auf dem Friedhof betont Uni-Rektor Dabbert: „Das Ende dieses Projektes ist kein Ende der Auseinandersetzung.“ Dank der detaillierten Studie von Dr. Anja Waller hätten Studierende und Beschäftigte in Zukunft die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Beispielsweise sei geplant, im Rahmen von Humboldt reloaded an die Ergebnisse der historischen Analyse anzuknüpfen. "Zu gedenken und zu erinnern bedeutet auch daran zu glauben oder darauf zu hoffen, dass wir aus dem Vergangenen etwas lernen können", so Dabbert.
Es folgt die feierliche Enthüllung einer Skulptur und einer Gedenktafel am Eingang des Uni-Friedhofs, die auch künftigen Generationen als Erinnerungspunkt dienen sollen.
Sie machen auf das Schicksal von Isabella Sikorska und Peter Ralintschenko aufmerksam, zwei Hohenheimer Zwangsarbeiter, die 1945 in Hohenheim verstorben sind. Ihre Gräber waren nie mit einem Grabstein versehen worden – und waren bis zur Wiederentdeckung durch Dr. Anja Waller an der Universität verwildert und völlig in Vergessenheit geraten. Ab sofort markieren zwei quaderförmige Marmorsteine mit den Initialen der Verstorben die bislang anonymen Gräber.
Anschließend legt Uni-Rektor Stephan Dabbert dort zwei Blumenkränze nieder.
Ein weiterer Erinnerungspunkt befindet sich im Schloss: Die Ahnengalerie der ehemaligen Rektoren ist nun ergänzt um eine Tafel zum NS-Kontext. Ein QR-Code führt zu umfangreicheren Informationen zu belasteten Rektoren und Wissenschaftlern, die während der NS-Zeit aus Hohenheim verdrängt wurden. Mehr…
Video-Doku zum Projekt & Foto-Impressionen von der Gedenkfeier
Video: Corinna Schmid | Sollte das Video hier nicht angezeigt werden, folgen Sie bitte dem Link zu Youtube | Fotos: Boris Lehner