Königin Máxima zu Besuch:
Forschungsexpertise macht Universität Hohenheim zur Wunschadresse [04.06.13]
4. Juni 2013: Königin der Niederlande und Wirtschaftsdelegation suchen Fachgespräch zu BioÖkonomie, Mikro-Krediten & Welternährung
Es ist ein ganzes Bündel von Gründen, warum die Königin so stark an der speziellen Expertise der Universität Hohenheim interessiert ist: – ihr beruflicher Hintergrund als studierte Ökonomin und UN-Beraterin, – ihr Engagement für eine finanzielle Absicherung der ärmsten Menschen der Welt, – die Rolle der Niederlande als zweitgrößter Nahrungsmittel-Exporteur der Welt, – und die starken Handelsbeziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland. Es sind Eigenschaften und Interessen, die genau zu den Forschungsschwerpunkten der Universität Hohenheim passen. Begleitet wurde Königin Máxima von Theresia Bauer, Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, und niederländischen Wirtschaftsvertretern. Ein weiterer Programmpunkt: Ein Kooperationsvertrag zwischen der Universität Hohenheim und der niederländischen Wageningen University & Research Center.Der Anfang gehört dem Protokoll: Empfang durch Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert und Eintrag ins Gästebuch der Universität.
Danach wohnen Königin Máxima der Niederlande und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer einer Vertragsunterzeichnung bei. Die Vertragspartner – Universität Hohenheim und Wageningen University & Research Center – gelten als Top-Forschungsdressen im Bereich Agrar / Ernährung / Ressourcenschutz ihrer Länder.
Delegation legt Wert auf Information aus der Wissenschaft
Den Schwerpunkt bilden jedoch Informationen aus der Wissenschaft. Denn die Universität Hohenheim engagiert sich besonders im Bereich Bioökonomie. In der Bioökonomie geht es um eine neue Wirtschaftsweise, die wissensbasiert, innovativ und nachhaltig ist. Eine Professorin der Universität Hohenheim – Prof. Dr. Regina Birner – gehört deshalb auch zum Beraterstab der Bundesregierung im Nationalen Bioökonomierat.
Anhand kleiner Ausstellungen geben Hohenheimer Experten Einblicke in folgende Themen:
• Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie: Unter anderem erforscht die Universität nachhaltigen Anbau und Nutzung von Bioenergiepflanzen – wie z.B. das übermannshohe Energiegras Miscanthus, das als Kübelpflanze ausgestellt wird.
• Wirtschaftliche Zusammenhänge von Nahrungsmittel-, Futter-, Rohstoff- und Energiepreisen: Unter anderem entwickelt die Universität komplexe Computermodellierungen. Diese sagen voraus, wie sich z.B. Subventionen für Energie, EU-Entscheidungen, deutsche Förderprogramme oder Konflikte zwischen Bioenergie und Nahrung u.ä. weltweit auswirken.
• Mikrokredite für Kleinstunternehmer / Nahrungsmittelsicherung in Entwicklungsländern: Unter anderem erforscht die Universität Möglichkeiten, um die Agrarproduktion in Entwicklungsländern zu steigern. Mit dabei am Informationsstand sind Nachwuchsforscher aus Ghana und Uganda.
• Neue Herausforderungen im Obstbau: Unter anderem untersucht die Universität, wie sich der Klimawandel auf Ertrag und Qualität im Obstbau auswirkt, wie sich heimische Sorten länger lagern lassen und wie die Weiterverarbeitung verbessert werden kann. Ein Informationsstand stellt Untersuchungsmethoden in allen Bereichen aus.
Starkes persönliches Interesse der Königin
Vor allem die Frage, wie die Finanzwirtschaft die Entwicklung armer Länder unterstützen kann, steht im Zentrum des Interesses der Königin. In diesem Feld engagiert sich Königin Máxima als Sonderbeauftragte des UNO Generalsekretärs. Als studierte Wirtschaftswissenschaftlerin hatte sie einst selbst zum Beraterstab der UNO gehört. Ihre Spezialgebiete: Microcredits und Inclusive Financial Sectors.
Auch Agrarhandel ist generell ein Thema in den Niederlanden. Denn nach den USA sind die Niederlande zweitgrößter Nahrungsmittelexporteur der Welt.
Gleichzeitig zeigt das niederländische Königshaus ein starkes Interesse an globalen Menschheitsfragen, wie sie an der Universität Hohenheim und der niederländischen Universität Wageningen bearbeitet werden. Einige der Forschungsprojekte werden bereits von beiden Universitäten gemeinsam durchgeführt. Der Kooperationsvertrag soll diese Zusammenarbeit noch verstärken.
Das starke Interesse am Obstbau entspricht auch dem Wunsch einiger Industrievertreter. Laut deutsch-niederländischer Handelskammer werden 56 Prozent der Niederlande landwirtschaftlich genutzt. Einer ihrer wichtigsten Handelspartner ist Deutschland.
Und übrigens …
… bringt der königliche Besuch neben der wertvollen Bereicherung auch einige eher ungewohnte Komponenten für das Leben auf dem Campus mit sich. So …
• ... veranstaltet die Mensa des Studentenwerks Tübingen-Hohenheim anlässlich des Ehrenbesuchs einen Holland-Tag. Statt Maultaschen, Rostbraten oder Schupfnudeln erwartet die hungrigen Gäste „Stamppot Boerenkool mit Rookworst“ (Stampfkartoffeln mit Grünkohl und Wurst), „Zuurvlees“ (in Senf, Essig und Apfelstückchen eingelegte Sauerfleischwürfel aus Rindfleisch) und Pommes frittes.
• … betritt die Königin das Schloss durch den schönsten Eingang: das Säulenportal auf der Parkseite. Auch Hochzeitspaare nutzen diese Schlossseite gern für Erinnerungsfotos am schönsten Tag ihres Lebens. Streng architektonisch gesehen ist es allerdings der Hintereingang, während der Vordereingang auf der Hofseite liegt.
• … könnte die Hälfte derjenigen Professoren, die Forschungsergebnisse präsentieren, dies auf Niederländisch tun, weil sie selbst lange in den Niederlanden forschten oder in deutsch-niederländischen Familien leben. Aus Rücksicht auf die deutschen Kollegen wird jedoch englisch gesprochen.
Text: Klebs