350.000-Euro-Investition in Gewächshäuser:
Rektorat stärkt Pflanzenforschung an Universität Hohenheim den Rücken [24.05.13]
Eigenmittel erlauben Übergangslösung für Forschung / Dank an Landesregierung / Teilschließungen unvermeidlich
Behobene Sicherheitsmängel an einem Teil der Gewächshäuser auf dem Campus der Universität Hohenheim und die begonnenen Bauarbeiten für ein kleines, zentrales Sammlungsgewächshaus mit höherer Energie-Effizienz sind ermutigende Signale des Landes für die Hohenheimer Pflanzenforschung. Nun schließt das Rektorat eine Finanzierungslücke von rund 350.000 Euro, um den Großteil der übrigen Universitäts-Gewächshäuser als Übergangslösung bis zum Bau eines zentralen Forschungsgewächshauses zu ertüchtigen. Für einen Teil der Gewächshäuser ist die Ertüchtigung nach sicherheitstechnischen Aspekten ökonomisch nicht sinnvoll, weshalb sie sukzessive geschlossen werden.Die Universität Hohenheim verdankt ihren Gewächshäusern sehr viel. Der Spitzenplatz der Agrarwissenschaften als Nr. 1 im Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist nur möglich, weil auch die Gewächshäuser ein Teil der Ausstattung sind, durch die vielversprechende Anträge auf Forschungsgelder möglich sind.
Und ohne Gewächshäuser wären viele Forscher hilflos in ihrer Suche nach Antworten auf drängende Probleme der Zeit. Dazu gehören: der Kampf gegen den weltweiten Hunger, die Suche nach neuen Methoden für eine nachhaltige Landwirtschaft mit weniger Ressourcenverbrauch und die Arbeit an Strategien gegen Folgen des Klimawandels – global gesehen, aber auch ganz speziell für Menschen in Deutschland und Baden-Württemberg.
Land engagiert sich bei Ertüchtigung und neuem Sammlungsgewächshaus
Vor diesem Hintergrund hat das Land Baden-Württemberg soeben rund 3.500 m² der Gewächshäuser auf dem Universitätscampus so weit ertüchtigt, dass sie den sicherheitstechnischen Vorgaben der Unfallkasse genügen.
Außerdem begann das Land mit den Vorbereitungen für den Bau eines modernen, energie-effizienteren Sammlungsgewächshauses von 600 m² für 1,25 Mio. Euro. Ab Frühjahr 2014 soll es die botanische Sammlung der Universität vor allem für die Ausbildung der Studierenden beherbergen. Ein älteres Gewächshaus, dessen Ertüchtigung ökonomisch nicht sinnvoll war, wird derzeit abgerissen, um Platz für den Neubau zu schaffen.
Infrastruktur an Gewächshäusern für Forschung modernisieren
Mittelfristig laufen auch Planungen für einen neuen Gewächshauskomplex speziell für Forschungsarbeiten. „Dazu haben wir sehr genaue Vorgaben vom Land erhalten. Statt vieler verstreuter Gewächshäuser soll es einen zentralen Gebäudekomplex geben“, berichtet Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert. Energetisch mache das sehr viel Sinn, weil so die Wärmeverluste viel geringer seien.
Dabei müsse die Universität Hohenheim ihre Gewächshausfläche allerdings um die Hälfte reduzieren. „Das ist natürlich ein Manko, das wir durch mehr Effizienz, neue Technik und unser zentrales Versuchsmanagement ausgleichen müssen“, sagt Prof. Dr. Dabbert. So soll die Gewächshausfläche für die Forschung von rund 10.000 m² auf 5.000 m² schrumpfen. Erste Kostenschätzungen für das Forschungsgewächshaus liegen in einer möglichen Größenordnung von über 7,5 Mio. Euro für den ersten Bauabschnitt mit 2.000 m² unter Glas.
Gleichzeitig freut sich der Rektor über erste positive Signale des Landes: „Wir sind froh, dass das Thema Gewächshäuser als Infrastruktur für die Forschung auf der politischen Agenda gelandet ist. Nach dem Hörsaalneubau ab diesem Herbst und unserem Bedarf für ein Tierwissenschaftliches Zentrum herrscht beim Thema Gewächshäuser der größte Bedarf unter den größeren Bauprojekten.“
Rektorat unterstützt Forschung aus eigenen Mitteln
Während des mehrjährigen Planungs- und Umsetzungsprozesses will das Rektorat der hauseigenen Pflanzenforschung mit eigenen Mitteln den Rücken stärken. „Die Zahl der derzeit ertüchtigten Gewächshäuser scheint uns nicht ausreichend, um die Zeit bis zu einem Neubau zu überbrücken. Das Rektorat bringt deshalb rund 350.000 Euro aus eigenen Mitteln auf.“
Die Gelder dienen vor allem dazu, weitere fünf Gewächshäuser mit annähernd 3.000 m² Fläche arbeitssicher und betriebsfähig zu machen. Ein Teil des Geldes soll auch die Betriebsfähigkeit der Häuser erhöhen, deren Ertüchtigung das Land soeben abschloss.
Daneben bleibe jedoch auch eine Reihe von Gewächshäusern, bei denen die notwendige Ertüchtigung rein ökonomisch nicht darstellbar sei. Derzeit seien diese Häuser nur mit sicherheitstechnischen Zusatzauflagen und nur bis zu einer abschließenden Bewertung in Betrieb, so dass jetzt nur die sukzessive Schließung bleibe.
Auch Gartenbauschule von Schließungen betroffen
Sowohl von der jetzt abgeschlossenen Ertüchtigung als auch von bisherigen und künftigen Schließungen ist nicht nur die Universität Hohenheim, sondern auch die zum Teil auf dem Campus beheimatete Gartenbauschule betroffen.
„Bei der Gartenbauschule handelt es sich um eine Doppel-Einrichtung von Stadt Stuttgart und Land Baden-Württemberg, die ebenfalls zwingend auf Gewächshäuser angewiesen ist. Die aktuelle Situation ist für die Schule sicher nicht unkritisch“, erklärt Rektor Prof. Dr. Dabbert.
Ganz aktuell habe sich z.B. der Weiterbetrieb eines 820-m²-Gewächshauses der Gartenbauschule als sicherheitstechnisch nicht haltbar erwiesen. „Ich habe Herrn Eichin als Schulleiter deswegen gleich mit einem Brief unterrichtet. Das sind natürlich nicht die Nachrichten, die man sehr gerne weiterleitet“, berichtet der Rektor.
Gartenbauschule braucht eigene Ressourcen
Aus diesem Grund möchte die Universität auch öffentlich zur Unterstützung der Gartenbauschule aufrufen: „Die Universität Hohenheim spricht sich weiterhin dafür aus, dass die Gartenbauschule seitens Stadt und Land die notwendige Unterstützung für ihr Anliegen bekommt, einen klar definierten Schulträger, eigene Ressourcen und ein eigenes Schulgebäude zu erhalten.“
In der Vergangenheit habe die Universität Hohenheim die Gartenbauschule im Sinne schneller Sofort-Hilfe mehrfach unterstützt. „Dazu gehört auch die Überlassung eines von der Schule erbetenen Gewächshauses, obwohl es für spezielle Forschungsfragen konzipiert und für die besonderen Anforderungen eines Schulbetriebes kaum geeignet war“, berichtet der Rektor. Aufgrund eines anstehenden Forschungsprojektes und aktuellen Schwierigkeiten bei der schulischen Nutzung stehe allerdings die Rückübergabe kurz bevor.
„Das Hochschulgesetz sieht vor, dass wir uns auf unsere Verpflichtungen in Forschung und Lehre konzentrieren – wenn die Unterstützung der Staatsschule damit in Konflikt gerät, wie es jetzt der Fall ist, wird die Lage kritisch“, erläutert der Rektor. „Von Stadt und beteiligten Ministerien wissen wir, dass ihnen nicht nur das Wohl der Universität, sondern auch der Gartenbauschule am Herzen liegt. Die Neubaupläne für die Gartenbauschule liegen meines Wissens zum Teil schon in der Schublade und warten auf den Tag, an dem Trägerschaft und Ressourcen der Schule neu organisiert wurden.“
Text: Klebs