Prof. Dr. Stephan Dabbert verstorben:
Uni Hohenheim erschüttert über Tod ihres Rektors  [02.10.24]

Prof. Dr. Stephan Dabbert verstarb nach schwerer Krankheit am 1.10.2024 / letzte Amtshandlung war geordnete Übergabe an Rektorats-Team / digitales Kondolenzbuch und Eindrücke aus der Amtszeit eines Ausnahme-Rektors auf www.uni-hohenheim.de
 
Digitales Kondolenzbuch: www.uni-hohenheim.de/kondolenz-dabbert

Er hat die Universität Hohenheim maßgeblich geprägt und auf Erfolgskurs gesetzt. Sieben Mal wurde Prof. Dr. Stephan Dabbert zum beliebtesten Rektor Baden-Württembergs gewählt, 2016 sogar zum beliebtesten Rektor der Republik. Mit ihm verliert die Universität Hohenheim nicht nur eine weitsichtige, integrative Führungspersönlichkeit, sondern auch einen besonderen Menschen, der immer bereit war, für „seine“ Universität Hohenheim alles zu geben. Getroffen von schwerer Krankheit hatte Rektor Dabbert das Rektorats-Team noch im September mit dem Auftrag betraut, die Amtsgeschäfte ab sofort und bis auf Weiteres zu übernehmen. Hinzu kam sein Auftrag, das Wahlverfahren für seine Nachfolge einzuleiten.


Sein wichtigstes Anliegen in seiner letzten Sitzung: Für die Universität Hohenheim solle es weitergehen. In diesem Sinne ermutigte Prof. Dr. Dabbert das fünfköpfige Rektoratsteam, alle eingeschlagenen Wege zügig weiter zu beschreiten, Weichen zu stellen und Entscheidungen zu treffen.

„Ich danke Ihnen allen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und weiß die Universität auch in dieser besonderen Lage bei Ihnen in guten Händen“, hat der Rektor Anfang September in der kurzfristig einberufenen Sitzung formuliert. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Vorsitzende des Universitätsrates, Dr. Susanne Herre, darum gebeten, das Wahlverfahren für seine Nachfolge einzuleiten.


Schmerzhafter Verlust einer außergewöhnlichen Führungspersönlichkeit

„Der plötzliche Verlust von Prof. Dr. Dabbert macht uns tief betroffen und hinterlässt eine tiefe Wunde. Mit ihm verlieren wir sowohl einen klugen, empathischen und hochgeschätzten Menschen als auch eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit“, so ein gemeinsames Statement des fünfköpfigen Rektorates. Dieses umfasst Prof. Dr. Julia Fritz-Steuber, Prorektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer, Prof. Dr. Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung, Prof. Dr. Caroline Ruiner, Prorektorin für Digitale Transformation und Nachhaltigkeit, Prof. Dr. Sebastian Hess, Prorektor für Studium und Lehre sowie Dr. Katrin Scheffer, Kanzlerin der Universität Hohenheim.

„Der plötzliche Tod von Prof. Dr. Dabbert lässt uns alle fassungslos und menschlich erschüttert zurück. Es ist ein schlimmer und unendlich trauriger Verlust für die Universität und für alle Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten und sein Wirken schätzen durften“, ergänzt die Vorsitzende des Universitätsrates, Dr. Susanne Herre.

„Prof. Dr. Dabbert war eine Persönlichkeit, die durch Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Fürsorge für die Universität und ihre Angehörigen geprägt war“, betont die Vorsitzende des Universitätsbundes, Marion Johannsen. „Er verkörperte den ‚Hohenheim Spirit‘ und motivierte viele, gleich ihm für die Universität Hohenheim ihr Bestes zu geben. Dem Universitätsbund Hohenheim war er herzlich und altruistisch zugewandt. Wir verlieren mit ihm einen hochgeschätzten, klugen Ratgeber und treuen Wegbegleiter."


Ausnahme-Rektor, der „an einer besonderen Universität Besonderes erreichte“

Insgesamt betrug die Amtszeit von Prof. Dr. Dabbert mehr als 12 Jahre. In dieser Zeit wurde der Ausnahme-Rektor beim Rektoren-Ranking des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) insgesamt sieben Mal zum beliebtesten Rektor Baden-Württembergs gewählt. Im Jahr 2016 erhielt er sogar den Titel des bundesweiten „Rektors des Jahres“.

Einmal nach den Qualitäten gefragt, die es für eine solche Auszeichnung braucht, zog er folgenden Vergleich: „Ich fühle mich ähnlich wie ein Bandleader, der den ganzen Applaus bekommt, der aber weiß: ohne Musiker und Techniker gibt es kein Konzert.“

Zu seinem Wirkungsfeld sagte Prof. Dr. Dabbert: „An einer besonderen Universität kann man eben auch Besonderes erreichen: Die Universität Hohenheim ist eine kleine Universität mit einem sehr speziellen Profil. Man kennt sich, ergänzt sich und das erlaubt wissenschaftliche Kooperationen zwischen allen Fakultäten. All diese Rahmenbedingungen machen die Menschen kreativ und bringen sie ins Gespräch miteinander. Und so entsteht das Neue.“


Höhepunkte der Amtszeit von Prof. Dr. Dabbert

Entsprechend viele Neuerungen erfuhr die Universität Hohenheim in der zwölfjährigen Amtszeit von Prof. Dr. Dabbert. Dabei erlebte sie ihren Rektor als inspirierende Persönlichkeit, die andere Menschen mitnimmt und ihnen mit Ausdauer und Hartnäckigkeit ermöglicht, gemeinsam neue Ziele zu erreichen.

So schärfte die Universität Hohenheim unter seiner Leitung ihr wissenschaftliches Profil, setzte wissenschaftliche Schwerpunkte in den Bereichen Bioökonomie, digitale Transformation und Nachhaltigkeit und stärkte so ihre Zukunftsfähigkeit.

Mit ihm baute die Universität Hohenheim ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung Schritt für Schritt weiter aus. Dazu gehören Großprojekte wie das Hohenheim Center for Livestock Microbiota Research (HoLMiR), das im kommenden Jahr als Forschungsbau (gemäß Artikel 91b Grundgesetz) eröffnet, oder der gemeinsame Antrag auf einen Exzellenzcluster zusammen mit den Universitäten Heidelberg und Tübingen, der 2025 entschieden wird.

Ein einmaliges Profil erarbeitete sich die Universität Hohenheim mit seiner Unterstützung auch in der Lehre. Bundesweit einmalig ist das Forschende Lernen unter dem Schlagwort „Humboldt reloaded“ oder der fächerübergreifende Zertifikatslehrgang für digitale Schlüsselkompetenzen (AIDAHO). So regelte die Universität Hohenheim 2023 als eine der ersten Hochschulen Deutschlands den Einsatz von ChatGPT in der Lehre.

Besonderen Wert legte Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert auch auf Ausbau und Pflege herausragender internationaler Netzwerke. Besonderheiten sind der hochkarätige Zusammenschluss mit mehreren europäischen Premium-Universitäten zur European Bioeconomy University (EBU) oder die Mitgliedschaft in der Euroleague for Life Sciences (ELLS).

Besonderes Engagement investierte Prof. Dr. Dabbert in die kontinuierliche Anstrengung, dem Sanierungsstau an den Universitätsgebäuden entgegenzuwirken und energetische Sparpotentiale auf dem Universitätscampus zu erschließen. Zu den laufenden Projekten gehört die Idee einer Agri-Photovoltaik-Anlage, die sowohl als Forschungsgegenstand für grüne Energie aus der Landwirtschaft dienen als auch einen spürbaren Beitrag zur Energieversorgung auf dem Campus leisten wird.

Vor allem lernte die Universität Hohenheim Prof. Dr. Dabbert als Persönlichkeit mit ausgeprägten demokratischen und humanistischen Werten kennen, der es verstand, auch in einer krisengebeutelten Welt Haltung zu zeigen und in seinem Gegenüber immer verständnisvoll den Menschen zu sehen.


Vertretungsregelung und Wahlverfahren

Bis zur Amtseinsetzung einer neuen Rektorin oder eines neuen Rektors wird sich das Rektoratsteam die Amtsgeschäfte des Rektors teilen. Das wird voraussichtlich für einige Monate notwendig sein, da es sich bei der Wahl eines Rektors oder einer Rektorin um ein rechtlich sehr detailliert vorgezeichnetes Verfahren handelt. Den genauen Ablauf regelt das Landeshochschulgesetz und steuert eine Findungskommission aus Mitgliedern des Senates und des Universitätsrates, die in den kommenden Sitzungen der beiden Gremien bestimmt werden.


HINTERGRUND: Lebensstationen von Prof. Dr. Stephan Dabbert

Stephan Dabbert wurde am 23. Juni 1958 in Braunschweig geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend und Schulzeit in Bremen.

Nach einer Ausbildung zum Landwirt studierte er Agrarwissenschaften und Agrarökonomie an der Universität Kiel und der Pennsylvania State University in den USA. Sein Studium schloss er mit einem „Master of Science in Agricultural Economics“ an der Pennsylvania State University ab.

Seine Promotion und Habilitation erfolgten an der Universität Hohenheim. Von 1992 bis 1994 leitete er das Institut für Sozioökonomie am Zentrum für Agrarlands- und Landnutzungsforschung in Müncheberg. 1994 folgte er dem Ruf auf die Professur „Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich“ an der Universität Hohenheim. Hier war Prof. Dr. Dabbert von 2000 bis 2006 Dekan der agrarwissenschaftlichen Fakultät.

2011 setzte er sich mit großer Mehrheit als interner Rektor-Kandidat gegen 13 weitere Bewerber um die Rektoratsnachfolge von Prof. Dr. Hans-Peter Liebig durch. Am 30. Juni 2023 war Prof. Dr. Dabbert durch Wahl für eine dritte Amtszeit von sechs Jahren mit Standing Ovations bestätigt worden.

Die Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Dr. Dabbert lagen im Bereich der Ökonomik und Politik des ökologischen Landbaus, der betriebswirtschaftlichen und agrarpolitischen Bewertung umweltfreundlicher Landnutzungsverfahren, der Ressourcenökonomik sowie der agrarökonomischen Sektormodellierung im Rahmen interdisziplinärer Landschaftsmodellierungen.


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Text: Klebs


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