"Entwicklungszusammenarbeit ist nicht allmächtig"  [11.10.05]

Millennium-Entwicklungsziele der UN:
Dr. Uschi Eid verweist auch auf Bringschuld der Entwicklungsländer
Wissenschaft soll Mut zu Außenseiter-Positionen haben

Entwicklungshilfe der Industrieländer könne Entwicklung nur unterstützen. Voraussetzung für Erfolg sei der politische Wille der Empfängerländer, eine funktionierende Zivilgesellschaft, die Einbindung der Wirtschaft und die Unterstützung durch die Wissenschaft. Zu diesem Ergebnis kam die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Uschi Eid, vor 30 Medienvertretern auf einem Presse-Seminar der Universität Hohenheim und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Vorfeld des Tropentages der Universität Hohenheim.

Zur Strategie des sogenannten "Big Push", bei dem ein massiver Förderschub in armen Ländern einen Entwicklungssprung auslösen soll, ging Dr. Eid in Ihrem Vortrag auf Distanz: "Allein ein Füllhorn voller Geld zum Beispiel über Afrika auszuschütten, wäre sicher nicht zielführend", erklärte die parlamentarische Staatssekretärin und G8-Afrika-Beauftragte des Bundeskanzlers. "Wir können nur Pilotprojekte fördern, danach müssen sie eine Eigendynamik bekommen."

Die Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen hält Dr. Eid vor diesem Hintergrund auch für ergänzungsfähig: "Es ist großartig, das sich 190 Staaten erstmals mit festen Vorgaben auf Ziele wie die Bekämpfung von extremen Hunger, Kindersterblichkeit oder auf verbesserten Zugang für Bildung einigen", so Dr. Eid. Allerdings seien die Millennium-Entwicklungsziele hauptsächlich auf Sozialindikatoren beschränkt und leicht geberlastig.

Dagegen fehlten Ziele im Bereich der Ökonomie oder der Menschenrechte. "Zum Beispiel hätte ich gerne auch ein Ziel für regenerative Energien gesehen", sagte Dr. Eid. "Es wäre auch vorstellbar, das Ziel zu formulieren, dass sich Entwicklungsländer verpflichten, die Zahl der Reichen, die keine Steuern zahlen, bis 2015 zu halbieren."

Die Wissenschaft forderte die Politikerin auf, realistische Situationsanalysen für politische Entscheidungsträger zu liefern und den Mut haben, sich auch mit Außenseiterpositionen gegen den Mainstream zu melden. "Dabei ist es wichtig, keine Tabus zu akzeptieren, damit nicht auf falscher Grundlage Entscheidungen getroffen werden."

Besonderes Gewicht legte Dr. Eid auf die Agrarforschung: "Weltweit ist der Agrarsektor noch immer der größte Arbeitgeber mit ganz besonderem Gewicht in der globalen Wirtschaft." Die Universität Hohenheim lobte sie deshalb als "herausragende Einrichtung, um die Millenniumsziele zu erreichen.

Hintergrund: Deutscher Tropentag 2005

Auf dem Deutschen Tropentag 2005 diskutieren 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch bis 13. Oktober mögliche Ansätze aus der Forschung für die Entwicklungsarbeit und einen Teil der Millenniumziele. Dazu gehören Vorträge zur zunehmend umkämpften Ressource Wasser, zur Nahrungsmittelqualität oder zur Rolle der Biodiversität im Zusammenhang mit Klimaänderung, Verwüstung und Entwicklung, aber auch ökonomische Themen zu Marktliberalismus und Handelsbarrieren, zu innovativer Lebensmittelverarbeitung im Ursprungsland oder zu Eigentum an und Ausbeutung von natürlichen Ressourcen.

Der "Tropentag" ist die Jahreskonferenz zum Thema "International Research on Food Security, Natural Resource Management and Rural Development". Die Veranstaltung wird jeweils im Wechsel von den Universitäten in Berlin, Bonn, Göttingen, Hohenheim und Kassel-Witzenhausen mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft für Tropische und Subtropische Agrarforschung (ATSAF) und der Beratungsgruppe Entwicklungsorientierte Agrarforschung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (BEAF GTZ) ausgerichtet.


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