Gegen globale Erderwärmung:
Waldböden sind bessere Kohlenstoffspeicher als erwartet [17.06.19]
Pilze im Unterboden ermöglichen langfristige Kohlenstoff-Speicherung / Uni Hohenheim erforscht Mikroorganismen in einer Bodentiefe von bis zu 1,5 Metern / ein Werkstattbericht
Pilze in tiefen Waldbodenschichten sind winzig klein – doch sie besitzen eine große Fähigkeit: Sie können Kohlenstoffe nachhaltig speichern. Dies hat ein Forscherteam der Universität Hohenheim in Stuttgart herausgefunden. Mit einem aufwändigen Verfahren sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in bislang unerforschte Tiefen vorgedrungen. Das Ergebnis kann für konkrete Maßnahmen gegen die globale Erderwärmung bedeutend sein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt der Universität Hohenheim mit insgesamt 411 500 Euro. Damit zählt es zu den Schwergewichten der Forschung.
Bodenbiologen haben sich in der Vergangenheit bei der Erforschung von Böden lediglich einem Bereich bis zu 30 Zentimeter Bodentiefe gewidmet, weil dort rund die Hälfte der Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien zu finden sind. „Die anderen 50 Prozent liegen darunter in einer Tiefe bis mindestens 1,8 Metern“, erklärt Prof. Dr. Ellen Kandeler vom Institut für Bodenkunde und Standortslehre.
Für ihre Versuche schufen Projektpartner mehrere Observatorien im Grinderwald bei Hannover. 13C markierte Buchenblätter wurde auf diese Observatorien aufgebracht, um das Kohlenstoffsignal bis in den Unterboden verfolgen zu können.
Das Team um Bodenbiologin Prof. Dr. Kandeler stellt fest: „Der markierte Kohlenstoff wird auch in tiefe Bodenschichten verlagert und dort bevorzugt von Pilzen in ihre Biomasse eingebaut.“
Pilze besitzen eine höhere Kohlenstoffnutzungseffizienz als Bakterien
Diese Erkenntnis war für das Forscherteam völlig neu. „Die Pilze haben eine deutlich höhere Kohlenstoffnutzungseffizienz als Bakterien und tragen somit sehr viel mehr zur Kohlenstoffspeicherung im Unterboden bei als zunächst angenommen“, sagt Prof. Dr. Kandeler. „Während Bakterien den Kohlenstoff sofort wieder verbrennen, sind die Pilze in der Lage ihn längerfristig zu speichern.“
Dies könnte der Wissenschaft bei der Suche nach neuen Möglichkeiten, den Kohlenstoff lange im Boden zu halten um die globale Erderwärmung einzudämmen, nützlich sein. „Da Waldböden reicher an Pilzen sind als andere Böden, könnten diese künftig als ein möglicher Kohlenstoffspeicher dienen“, sagt Prof. Dr. Kandeler.
HINTERGRUND zum Projekt SUBSOM
Der Projekt-Titel lautet “SUBSOM – The forgotten part of carbon cycling: organic matter storage and turnover in subsoils, Teilprojekt: Biological regulation of subsoil C-cycling under field conditions”. Das interdisziplinäre Projekt SUBSOM besteht aus insgesamt neun Teilprojekten. Beteiligt sind insgesamt sieben deutsche Hochschulen und zwei Forschungseinrichtungen. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Bernd Marschner von der Ruhr-Universität Bochum.
SUBSOM startete am 1. 1. 2017 und wird vorerst bis zum 31.12.2019 laufen. Die Universität Hohenheim erhält für das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 411 500 Euro. Ein Verlängerungsantrag für das Projekt wird bei der DFG im Herbst 2019 gestellt.
HINTERGRUND: Schwergewichte der Forschung
32,5 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2018 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro für apparative Forschung bzw. 150.000 Euro für nicht-apparative Forschung.
Text: A. Schmid
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Ellen Kandeler, Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Fachgebiet Bodenbiologie
T+49 711 459 24220, E kandeler@uni-hohenheim.de