Floristmeister-Ausstellung:
Blütenkunst interpretiert Forschungsthemen der Uni Hohenheim  [12.07.18]

Floristmeisterschule & Universität Hohenheim präsentieren ungewöhnliche Kooperation
ACHTUNG, TERMINVERSCHIEBUNG: 20. Juli 2018, 11:30 Uhr (statt 11:00 Uhr) Pressekonferenz & -führung / 21.-23. Juli 2018: Öffentliche Ausstellung

„Mission Zukunft – Forschung floral interpretiert“ lautet der Titel eines mehr als ungewöhnlichen Kooperationsprojektes zwischen Floristmeisterschule Stuttgart-Hohenheim und Universität Hohenheim in Stuttgart. Anlässlich des 200sten Universitätsjubiläums suchten sieben Meisterschülerinnen ein Jahr lang den Dialog mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Erkenntnisse aus unzähligen Gesprächen, Laborbesuchen und Fachlektüre setzen sie nun in sieben Meisterstücken für die Meisterprüfung um. Dabei entstehen ästhetische Blütenwunder und nachdenkliche Gedankenbücher, die den Verstand und den Sinn für Ästhetik gleichermaßen ansprechen. Zu sehen ist die Meisterausstellung in den spätbarocken Festräumen von Schloss Hohenheim. Öffnungszeiten: 21./22. Juli von 10:00-20:00 Uhr und 23. Juli von 9:00-15:00 Uhr. Video zu den Vorarbeiten: www.youtube.com/watch



Hunderte Weizenähren, davon jede einzelne auf Nägel gespießt: Mit ihrem „Hungerkarussel“ thematisiert Natalja Fink das Thema „Hidden Hunger“ als einen Teufelskreis, bei dem das Problem der Mangelernährung von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine Blumenschale, zwischen allen Ähren versteckt, symbolisiert dagegen die Vielfalt an Mikronährstoffen, die der Mensch zum Überleben braucht.

Ihre Mitschülerin Denise Sauter nutzt einen Mix aus transparenten Nylonfäden, farbigen Schnüren und floralen Werkstoffen, um das Phänomen der Filterblasen und Echokammern in den sozialen Medien zu interpretieren. Die Installation stellt den Betrachter selbst mitten in das Datennetz. Runde Aussparungen erlauben Blicke ins Innere der Kammer, die Transparenz der Nylonschnüre führt den Usern die eigene Transparenz im Web vor Augen.

Die Ausstellung mit 35 Exponaten in sechs Festräumen von Schloss Hohenheim verdeutlicht zweierlei: Die beeindruckende Ausdruckskraft moderner Floristik wie auch die Bedeutung und Aktualität einer Auswahl von Forschungsschwerpunkten an der Universität Hohenheim.


Dialog zwischen Blütenkunst und Wissenschaft

Dabei versteht sich die Ausstellung als Dialog zwischen Kunsthandwerk und Wissenschaft. Zu ihrer Vorbereitung führten die Meisterschülerinnen ein Jahr lang Gespräche mit Professoren und Studierenden, besuchten Vorlesungen und Fachvorträge und besichtigten die Versuchsgelände und Labore der Universität.

„Am Anfang hatte ich vor meinem Prüfungsthema großen Respekt“, erinnert sich Meisterschülerin Sophia Becht. Als die einzelnen Themen verlost wurden, zog sie das Forschungsthema „Datenwissenschaft“ – ein besonders abstraktes Sujet. „Doch je mehr ich mich mit meinem Thema Datenwissenschaften befasste umso spannender empfand ich es“, berichtet Becht heute.

Ähnlich erging es Alexandra Bluthardt, die sich das Thema „wirtschaftliche Ungleichheit“ erarbeiten musste. Umso größer sei nun ihre Freude daran, die abstrakten Erkenntnisse aus der Wissenschaft in konkreter Floristik umzusetzen. „Auch dieses Thema zeigt, dass es nichts gibt, was Blumen nicht ausdrücken können.“


Materialmix von duftigen Blüten bis zum freischwebenden Stahl

Dabei verhalten sich die Meisterschülerinnen ähnlich innovativ wie ihre Pendants aus der Wissenschaft.

Um ihre Überlegungen zum Klimawandel auszudrücken, kombiniert Charlotte Vietzen vier meterhohe Säulen mit einem schwingenden Stück freischwebenden Metall und floristischen Werkstoffen in alarmierendem Feuerrot. Stefanie Hauber verwebt zarte Blüten und duftende Pflanzen zu einer Art Pilzgeflecht, wie es in der Aromaforschung Anwendung findet. Und Anja Wittemann bearbeitet einen ganzen Baumstamm, um auf Chancen und Potentiale der Bioökonomie hinzuweisen.


Interessante Erkenntnisse auch für die Wissenschaftler

„Die Hintergrundgespräche haben mir deutlich gemacht, dass es auf sehr viele wichtige Fragen von wissenschaftlicher Seite oft nur unzureichende Antworten gibt“, berichtet Prof. Dr. Klaus Prettner, Gesprächspartner für das Thema „Wirtschaftliche Ungleichheit“ von der Kooperation. „Auf jeden Fall finde ich es gut, wenn unsere Themen auch einmal in solch innovativer Weise aus dem Hörsaal hinausgetragen werden.“

Als „äußerst interessant“ empfand auch Prof. Dr. Thilo Streck die Kooperation. „Ich bin schon positiv voreingenommen in die Gespräche gegangen, weil ich wusste, dass die Floristmeisterschule wirklich herausragende Sachen macht“, so der Experte zum Thema Klimawandel. „Im Laufe des Gespräches konnte ich meiner Gesprächspartnerin ansehen, wie ihre Gedanken ratterten und sie sich künstlerisch mit dem Thema auseinandersetzte.

„Diese Annäherung an die Wissenschaft aus einer ungewöhnlichen Perspektive ist ein weiterer Höhepunkt in der langjährigen und erfolgreichen Zusammenarbeit unserer Universität mit der Floristmeisterschule“, urteilt auch der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert. „Ich freue mich sehr über die Bereitschaft zum Unkonventionellen, die alle Beteiligten in diese Kooperation einbrachten.“
 

… und dann noch einen Blumenstrauß zum Geburtstag der Universität

Neben den großen Werkstücken mit Wissenschaftsbezug greifen die Floristmeisterinnen das Universitätsjubiläum noch in einer Reihe weiterer Exponate auf.

Zur Prüfung gehört auch ein Gedenkkranz zu ehren von Katharina, Königin von Württemberg als Gründerin der Universität Hohenheim. Dabei soll die Person oder deren Lebenswerk eine bedeutende Rolle spielen“, erläutert Gabriele Haufe, Fachleiterin der Floristmeisterschule Stuttgart-Hohenheim.

Weiteres Prüfungsthema: Ein blumengefülltes Gefäß aus Werkstoffen, die im Landesarboretum der Universität Hohenheim als größter Gehölzsammlung Europas wuchsen.

Und was natürlich nicht fehlen darf: Ein meisterlicher Geburtstagsstrauß: „200 Jahre Universität Hohenheim sind schließlich ein Jubiläum, das mit einem Blumenstrauß gefeiert werden muss“, so Fachleiterin Haufe. Auch hier dürfen Besucher das Außergewöhnliche erwarten. Denn: „Werkstoffwahl, Anmut und Technik verlangen nach einer für diesen Anlass trefflichen Komposition.“



HINTERGRUND: Öffnungszeiten & Führungen durch die Ausstellung

Die Ausstellung „Mission Zukunft“ ist in den Räumen von Schloss Hohenheim auf dem Campus der Universität Hohenheim, 70599 Stuttgart.

Öffnungszeiten: Sa./So., den 21./ 22. Juli von 10.00 – 20.00 Uhr sowie am Mo., 23. Juli von 9.00 – 15.00 Uhr. Der Eintritt beträgt 7,- Euro

Öffentliche Führungen gibt es am Wochenende um 11:00, 13:00, 15:00, 17:00 und 18:30 Uhr. Führungen am Montag nur für Berufsschulen und nach Vereinbarung.



HINTERGRUND: 200 Jahre Universität Hohenheim

Bildung und Forschung als Schlüssel zum Überleben: Auf diesem Gedanken gründeten König Wilhelm von Württemberg und Königin Katharina im Jahr 1818 die damalige „Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim“ – die Vorläuferin der heutigen Universität. Anlass waren eine Klimakatastrophe, Missernten und Hungersnöte nach dem „Jahr ohne Sommer“. Ausgelöst hatte sie der indonesische Vulkan Tambora, der 1815 Tonnen von Asche und Staub mit der Sprengkraft von 170.000 Hiroshima-Bomben in die Atmosphäre spie.

200 Jahre später folgt die Universität Hohenheim ihrem Gründungsauftrag, durch Forschung und Lehre Beiträge zur Lösung globaler Herausforderungen zu liefern. Im Jubiläumsjahr 2018 feiert sie diese Arbeit mit 180 Veranstaltungen. Themen wie Ernährung und Gesundheit, Klima, Wasser und Ökosysteme, soziale Ungleichheit oder auch Bioökonomie spielen dabei ebenso eine Rolle wie die kulturellen Aspekte des Campuslebens. Programm und Infos im Web, Facebook, Instagram und Twitter unter www.uni-hohenheim.de/jubilaeum2018 und #hohenheim200.


Text: Klebs

Dieses Werk aus Blumen und transparenten Nylonfäden interpretiert das Phänomen der Filterblasen und Echokammern in den sozialen Medien. | Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Dieses Werk aus Blumen und transparenten Nylonfäden interpretiert das Phänomen der Filterblasen und Echokammern in den sozialen Medien.
Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Mit ihrem Stück zu „Bioraffinerie“ zeigt die Meisterschülerin die Schritte vom Rohprodukt bis zur fertigen Ware. | Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Mit ihrem Stück zu „Bioraffinerie“ zeigt die Meisterschülerin die Schritte vom Rohprodukt bis zur fertigen Ware.
Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Das „Hungerkarrussel“ zu Thema Hidden Hunger. In der Mitte: Essbare Blumen und Kräuter innerhalb von Hunderten Weizenähren. | Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Das „Hungerkarrussel“ zu Thema Hidden Hunger. In der Mitte: Essbare Blumen und Kräuter innerhalb von Hunderten Weizenähren.
Universität Hohenheim / Corinna Schmid

In knapp einer Woche müssen auch die Werkstücke zum Klimawandel (hinten rechts) und der wirtschaftlichen Ungleichheit (vorne links) fertig sein. | Universität Hohenheim / Corinna Schmid

In knapp einer Woche müssen auch die Werkstücke zum Klimawandel (hinten rechts) und der wirtschaftlichen Ungleichheit (vorne links) fertig sein.
Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Die Schalen, beklebt mit Getreidekörnern und Erde, sollen nicht nur schön aussehen – hier repräsentieren sie außerdem verschiedene Talentgruppen von Menschen in einer Gesellschaft. | Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Die Schalen, beklebt mit Getreidekörnern und Erde, sollen nicht nur schön aussehen – hier repräsentieren sie außerdem verschiedene Talentgruppen von Menschen in einer Gesellschaft.
Universität Hohenheim / Corinna Schmid

Text: Klebs

Kontakt für Medien:

Gabriele Haufe, Floristmeisterschule Stuttgart-Hohenheim,
T 0173 9373614, E info@floristmeister.info

Florian Klebs, Universität Hohenheim, Pressestelle,
T 0711 459 22001, E presse@uni-hohenheim.de


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