Waagerechte Bäume:
Bundesgartenschau eröffnet mit surrealer Fassade aus Hohenheim [12.04.23]
Drei rotierende Bäume, mitten in einem vertikalen Garten: Die Bundesgartenschau begrüßt ihre Besucher:innen mit einer Technik des Hohenheimer Startups Visioverdis 2.0
Am Eingangstor der Bundesgartenschau wächst ein Garten aus der Wand. Darin drei waagrechte Bäume, die sich um die eigene Achse drehen: GraviPlants. Die Konstruktion wurde bereits vor der Eröffnung angebracht und wartet auf die staunenden Blicke der Besucher:innen. Entwickelt wurde der vertikale Garten von dem Startup Visioverdis 2.0, mit Unterstützung der Universität Hohenheim in Stuttgart. Nun hat die Gründerin Alina Schick mit ihrem Beratungsunternehmen pli verda die grüne Fassade für die Bundesgartenschau entworfen. Neben dem optischen Effekt zeigt die Installation, wie Städte auch auf wenig Fläche begrünt werden können – und damit nicht nur die Luft verbessern, sondern auch als grüne Klimaanlage wirken.
Eine besondere Perspektive direkt am Eingangstor der Bundesgartenschau: Auf etwa fünf mal zehn Meter wächst den Besucher:innen ein vertikaler Garten entgegen. Die Fläche zeigt einen kleinen Ausschnitt des Gartenschau-Geländes. Aus der Wand ragen drei etwa zwei Meter hohe, rotierende Hochstämmchen, sogenannte GraviPlants.
Die surreale Installation stammt von Dr. Alina Schick. Sie entwickelte die Hightech-Pflanzen und gründete das Startup Visioverdis an der Universität Hohenheim. Die Philosophie dahinter: Ein modernes, attraktives Stadtbild gestalten – und die Luftqualität verbessern.
„Horizontal wachsende Bäume, das ist ein toller Blickfang direkt am Eingang der Bundesgartenschau“, freut sich Dr. Alina Schick. Die GraviPlants sind nicht nur bei der Bundesgartenschau heiß begehrt – die Systeme sind auch international gefragt. „Das Bedürfnis, Fassaden zu begrünen, ist groß. Wir erhalten Anfragen von privaten Hausbesitzern ebenso wie für öffentliche Bauprojekte im In- und Ausland“, so Schick. Besonders für Großstädte bieten die GraviPlants neben dem optischen Effekt ganz reale Vorteile für Luft und Klima.
Hightech-Pflanzen verbessern die Luft und wirken als grüne Klimaanlage
Die Bäumchen wachsen aus einem Hightech-Beet: In ihm stecken LAN-, Wasser- und Stromleitungen, mit denen die Pflanzen verbunden sind. Sensoren messen die Bodenfeuchte, gleichen sie mit Wetterdaten ab und steuern die Bewässerung und die Rotation.
Die Technologie erlaubt es zudem, Fassaden in mehreren Schichten zu begrünen. So sind sie wesentlich dicker als herkömmliche Fassadenbegrünung. Der Vorteil: Sie spenden mehr Schatten und kühlen die Fassade – mit deutlich weniger Energiekosten als Klimaanlagen.
Grüne Fassaden-Systeme entwickeln sich ständig weiter
Mittlerweile wachsen auch Wacholder, Kirschlorbeer oder Zierkirschen in der waagerechten Variation. Aktuell vertreibt Visioverdis 2.0 bereits die dritte Generation der GraviPlants. „Kleiner, leichter, leistungsstärker – Visioverdis 2.0 sammelt ständig Erfahrungen und setzt diese direkt um“, fasst Alina Schick zusammen.
Visioverdis 2.0 bietet zudem weitere Systeme an, um kleine Flächen oder ganze Gebäude und urbane Räume zu begrünen. Alina Schick hat mittlerweile die Beratungsfirma pli verda Beratung (Esperanto = grünere Beratung) gegründet, die bei der Gestaltung und Umsetzung großer Begrünungsprojekte unterstützt.
Uni Hohenheim lässt grüne Startups wachsen
Bei der Entwicklung der GraviPlants und der Gründung von Visioverdis wurde Dr. Alina Schick durch die Gründungsförderung der Universität Hohenheim unterstützt. „Dank dieser Beratung haben wir 2016 das erste Gründungs-Stipendium durch das Exist-Programm des Bundes bekommen“, berichtet Dr. Schick. Die Visioverdis 2.0 ist aus der ursprünglich gegründeten Visioverdis hervorgegangen und umfasst heute ein wesentlich größeres Gründungsteam mit vielen Fachkompetenzen.
Das InnoGreenhouse der Universität Hohenheim unterstützt Studierende und Wissenschaftler:innen dabei, die ihre Gründungsideen wachsen lassen. Das von Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt bündelt die Gründungsaktivitäten an der Universität Hohenheim.
Text: Hagenau / Klebs
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