Erstmals in der wissenschaftlichen Nachwuchs-Förderung:
Deutsch-Chinesisches Forschungsprojekt bildet gemeinsame Doktoranden aus  [05.07.04]

Auftakt-Workshop zum 1. Dt.-chin. Graduiertenkollegs in Beijing gestartet

Sie forschen im Wissenschaftler-Tandem, erhalten eine Elite-Ausbildung und arbeiten an den drängendsten Umwelt- und Sozialproblemen des Landes, das ein Fünftel der Weltbevölkerung stellt: Doktoranden der Universität Hohenheim und der China Agricultural University in Beijing. Mit 1,9 Millionen Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das erste Graduiertenkolleg, das eine deutsche Hochschule mit Partnern in China betreibt. "Für die DFG ist die Zusammenarbeit mit China als aufstrebende Wissenschaftsnation besonders wichtig", kommentiert der Präsident der DFG, Professor Ernst-Ludwig Winnacker. "Durch das deutsch-chinesische Graduiertenkolleg werden zwei Ziele der DFG – Nachwuchsförderung und Internationalisierung – in exemplarischer Weise verdeutlicht." Das Graduiertenkolleg startet derzeit mit einem Auftakt-Workshop von 5. Bis 8. Juli in Beijing.

Zehn Zweier-Teams aus jeweils einem Nachwuchswissenschaftler aus Hohenheim und Peking starten ab Juli ihre Doktorarbeiten im Rahmen eines Forschungsprojektes über Möglichkeiten einer nachhaltigen Landwirtschaft im Großraum Beijing. Die Wissenschaftler hoffen auf dringend benötigte Lösungen: Bislang konzentrierte sich die intensive Landwirtschaft auf die Ertragssicherung und beachtete wenig die Umwelt- und Ressourcenprobleme, wie z. B Bodenerosion und die Absenkung des Grundwasserspiegels. Die Bevölkerung leidet unter Gesundheitsschäden durch Pestizide.

 

Dabei erhalten herausragende Nachwuchswissenschaftler beider Länder eine Elite-Ausbildung. Für die Förderung als Graduiertenkolleg fordert die DFG eine “hohe wissenschaftliche Qualität und Originalität auf internationalem Niveau” mit “innovativen Lehr- und Betreuungselementen”, die "über das übliche Promotionsstudium deutlich hinausgehen”.

 

"In der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China hat die Universität Hohenheim seit dreißig Jahren eine Schrittmacher-Rolle”, wertet der Rektor der Universität Hohenheim, Professor Hans-Peter Liebig. "Mit dem deutsch-chinesischen Graduiertenkolleg setzen wir einen weiteren Meilenstein.” Bislang beschränkten sich internationale Graduiertenkollegs vor allem auf Kooperationen innerhalb Europas und mit den USA. "Als Blaupause für Wissenschaftskooperationen sind unsere Verträge mit China deshalb auch in anderen Forschungseinrichtungen willkommen.”

 

Mit der China Agricultural University unterhält Hohenheim seit 1980 ein Kooperationsabkommen. "In mehreren Vorläufer-Projekten haben wir auch schon einige chinesische Wissenschaftler vor Ort ausgebildet”, sagt Professor Liebig. Heute seien fünf davon als Partner am Graduiertenkolleg beteiligt. Bislang würden die ersten viereinhalb Jahre des Projekts durch die DFG gefördert. Bei einer verlängerten Laufzeit von neun Jahren könnte das Projekt gut 50 bis 60 hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler ausbilden.

 

Die praktische Arbeit wird das Graduiertenkolleg mit einem wissenschaftlichen Workshop von 5. bis 7. Juli in Beijing beginnen. In Hohenheim sind insgesamt zehn Professoren aus Bodenkunde, Pflanzenproduktion, -ernährung, -züchtung, -ökologie, Physik und Agrarökonomie beteiligt. Die ersten chinesischen Mitarbeiter werden im August in Hohenheim erwartet.

 

Die wissenschaftliche Aufgabe skizziert Hohenheims Projektmanager, Professor Reiner Doluschitz vom Fachgebiet Agrarinformatik und Unternehmensführung: “Um die Bevölkerung zu versorgen, hat China in den 70er Jahren die Landwirtschaft enorm intensiviert.” Heute könne das Land sogar Getreide exportieren. Die Probleme – wie Pflanzennährstoffe im Grundwasser oder Bodenerosion durch suboptimale Fruchtfolgen – seien durch Vorgängerprojekte bekannt. “Nun wollen wir die Stoffkreisläufe quantifizieren und ein Modell entwickeln, das sich auch auf andere Standorte übertragen lässt.”

 

In einer zweiten Stufe plant Professor Doluschitz konkrete Anwendungen: Sorten mit höherer Effizienz oder eine andere, bodenschonendere Fruchtfolge. Eine Gruppe von Projekten soll bewerten, wie einzelne Betriebe mit der neuen, angepassten Landwirtschaft umgehen und die innovative Produktionsweisen der Testflächen großflächig ausweiten. Damit hat das Forschungsprojekt auch eine politische Komponente. "Das Problembewusstsein, dass Landwirtschaft im bisherigen Stil nicht weiterbetrieben werden kann, ist selbst in Chinas Hochschulen

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Reiner DOLUSCHITZ, Sprecher auf Deutscher Seite Universität Hohenheim
Tel: ++49/(0)711/459-22841, agrarinf@uni-hohenheim.de

Prof. Dr. Fusuo ZHANG, Sprecher auf Chinesischer Seite, China Agricultural University
Tel.: ++86/10/6289-2499, zhangfs@cau.edu.cn


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