Gemeinsam forschen und lehren  [24.09.13]

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart und Universität Hohenheim bauen Kooperation aus

Beide beschäftigen Wissenschaftler aus der Biologie, beide betreuen Sammlungen von Pflanzen und beides sind Orte der Bildung: Das Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart und die Universität Hohenheim haben viele Gemeinsamkeiten. Jetzt wollen die Einrichtungen noch enger als bisher zusammenarbeiten. Davon könnten nicht nur Studierende in mehreren Punkten profitieren.

Bisher hat sich die Kooperation der beiden Einrichtungen hauptsächlich auf Ausstellungen und Lehre beschränkt: Seit Jahren bietet das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS) Kurse für Hohenheimer Studierende an, die sehr gut nachgefragt sind. Zusammenarbeit bei Ausstellungen gab es zum Beispiel 2003, als es um Gentechnik ging, oder 2009, zum Darwin-Jahr. Jetzt soll die Zusammenarbeit sehr viel intensiver werden. Nach zehn Jahren haben das SMNS und die Universität Hohenheim einen weit reichenden Kooperationsvertrag unterschrieben.

Die Idee zur Zusammenarbeit kam vom Naturkundemuseum: Die Leiterin Prof. Dr. Johanna Eder war auch vor zehn Jahren bei der ersten Zusammenarbeit bereits beteiligt. „Die Ausstellung zum Darwin-Jahr von 2009 und das gemeinsam ausgearbeitete populärwissenschaftliche Begleitheft sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Ab sofort können wir aber in vielen Bereichen so eng zusammen arbeiten – und dabei beide profitieren.“

 

Habilitation für Wissenschaftler – Seminare für Studierende

So sieht das auch Prof. Dr. Martin Blum, Leiter des Instituts für Zoologie an der Universität Hohenheim: „Das Naturkundemuseum ist ein forschendes Museum und beschäftigt derzeit 20 Wissenschaftler. Es ist nicht nur ein Museum zum Hingehen und Anschauen. Durch die Kooperationsvereinbarung bekommen die Wissenschaftler des Naturkundemuseums die Möglichkeit der Habilitation. Das bedeutet für die Universität ein größeres Angebot an Dozenten, also eine Verbesserung in der Lehre.“

Auch die Studierenden würden von der Zusammenarbeit massiv profitieren, so Prof. Dr. Blum: „Es wird zusätzliche Seminar-Angebot geben, die wir ohne das Naturkundemuseum nicht ermöglichen könnten. So ist im Museum beispielsweise ein Blick in die Paläobotanik möglich – also in die Pflanzenwelt der Erde, bevor es den Menschen gab. Und gemeinsam mit dem Museum werden auch Exkursionen möglich, die wir bislang nicht anbieten konnten – wir denken da beispielsweise konkret an eine Südamerika-Exkursion.“

 

Größere Chancen bei Drittmittelanträgen

Staatliches Museum für Naturkunde

Staatliches Museum für Naturkunde

Doch nicht nur die Universität profitiert. Museums-Chefin Prof. Dr. Eder hebt vor allem die Rolle der Sammlung hervor. „Natürlich ist es toll für die Studierenden, wenn sie Zugang zu unserer Sammlung bekommen. Aber genauso toll ist es für uns, wenn Studierende akademische Abschlussarbeiten zu biologischen Fragen verfassen, die mit Hilfe unserer Sammlungen beantwortet werden können.“ Außerdem bestehe durch die Vereinbarung die Möglichkeit gegenseitig Laboreinrichtungen zu nutzen. „Eine richtige Win-Win-Situation“, so die Leiterin des Naturkundemuseums.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt: Zwei Einrichtungen, die zusammenarbeiten, können mehr Argumente aufbringen, wenn es um Drittmittel geht. „Ich sehe hier durchaus größere Möglichkeiten Gelder für Forschungsprojekte einzuwerben, als wenn jeder Einzelne von uns einen Antrag stellt“, erklärt Prof. Dr. Blum.

 

Vereinbarung trägt bereits Früchte

Der Kooperationsvertrag, der bereits Anfang Juli in Kraft trat, trägt bereits erste Früchte, wie Prof. Dr. Eder betont: „Ein Experte für chemische Ökologie der Universität Hohenheim und ein Spezialist für Insekten des Museums erforschen gemeinsam die Evolution der Beziehungen zwischen Wirt und Parasiten bei verschiedenen Wespengruppen. Wir sind froh, dass wir im Rahmen des Projekts nun auch auf Expertenmeinungen der Universität Hohenheim zurückgreifen können.“

 

Hintergrund Kooperation Universität Hohenheim und Staatliches Museum für Naturkunde in Stuttgart

Das SMNS und Wissenschaftler der UHOH arbeiten seit mehr als 10 Jahren in den Bereichen Forschung, Lehre und Bildungsarbeit auf informeller Ebene eng zusammen. Beispiele hierfür sind Ausstellungen zur Gentechnik (2003) und zum Darwin-jahr („Der Fluss des Lebens“ 2009), Bachelor- und Master-Module im Studiengang Biologie (Systematik, Taxonomie, Evolution – Biologie an einem naturkundlichen Forschungsmuseum), Forschungsprojekte im Bereich der Entomologie, Vortragsveranstaltungen und gemeinsame Symposien.

Mit der Vereinbarung, die seit Anfang Juli in Kraft ist, soll die erfolgreiche und gute Zusammenarbeit weiter intensiviert und auf eine rechtliche Basis gestellt werden. Ziel ist es die vom Wissenschaftsrat als ein vorrangiges Ziel definierte regionale Clusterbildung zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen einer Region zu verwirklichen und Synergien in Forschung und Lehre noch besser zu nutzen.

Text: C. Schmid / Sokoliuk

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Martin Blum, Universität Hohenheim, Fachgebiet Zoologie
Tel.: 0711/459-22255, E-Mail: Martin.Blum@uni-hohenheim.de

Prof. Dr. Johanna Eder, Direktorin Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Tel.: 0711/8936-115, E-Mail: johanna.eder@smns-bw.de


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