Studiengebühren in Hohenheim:
„Wir wollen uns weiter in die richtige Richtung bewegen“  [26.06.08]

Gebührenkompass 2008: In Sachen Studierendenzufriedenheit liegt die Universität Hohenheim leicht über dem Bundesdurchschnitt

Überdurchschnittlich viele Studierende in Hohenheim sind der Meinung, dass sich die Lehrbedingungen durch Studiengebühren verbessert haben. Die Akzeptanz der Gebühren liegt ebenfalls über Deutschlands Durchschnitt. Und stärker als der Regelfall empfinden Hohenheimer Gebührenzahler ihren Beitrag als Motivation, ihr Studium zügig abzuschließen. Zu diesem Ergebnis kommt der Gebührenkompass in seiner neusten Ausgabe, eine bundesweite Langzeit-Studie des hochschuleigenen Lehrstuhls für Marketing. Laut Rektor Prof. Dr. Liebig dennoch höchstens Anlass für verhaltene Freude. Denn bislang schaffe es noch keine Gebühren erhebende Universität in Deutschland, bei der Geldverwendung eine wirklich akzeptable Note von ihren Studierenden zu bekommen: „Bei den Studiengebühren sind wir am Anfang eines Prozesses, der naturgemäß mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hat. In Hohenheim wollen wir dabei bleiben, uns weiter in die richtige Richtung zu bewegen.“ Den Weg dahin soll unter anderem eine Evaluation weisen, die derzeit das erste Jahr der Gebührenverwendung untersucht.

Besser als der Durchschnitt: In Schulnoten ausgedrückt vergaben Studierende der Universität Hohenheim in Sachen Kundenzufriedenheit mit der Verwendung ihrer Studiengebühren die Note 4,5 – ein knappes Zehntel besser als der Bundesdurchschnitt von 4,6. Gerade mal auf die Note 3,8 brachte es der Spitzenreiter in Sachen Studierendenzufriedenheit in Deutschland, die Universität Bayreuth. Im Ranking aller 54 Universitäten, die im laufenden Semester Gebühren erhoben, liegt Hohenheim mit Platz 27 genau in der Mitte.

Die Ergebnisse hatte das Marktforschungsteam des Hohenheimer Lehrstuhls für Marketing in rund 6.150 Einzelinterviews erhoben. Die Befragen konnten ihre Zufriedenheit auf einer Noten-Skala von 1 („sehr zufrieden“) bis 6 („sehr unzufrieden“) bewerten.

 

Anerkennung für spürbare Verbesserung der Lehrbedingungen

In Detailbewertungen findet Prof. Dr. Liebig durchaus ermutigende Signale: Besser als der Durchschnitt sei die Universität Hohenheim bei der Verbesserung des Lehrangebotes bewertet worden (Note 4,1; Bundesdurchschnitt 4,3). Insgesamt 30 % der Befragten gaben an, spürbare Verbesserungen zu bemerken. „Das sind noch zu wenig – aber auch eine Zahl, die man nicht wegdiskutieren kann.“

Hier schlage sich nieder, dass vor allem die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften den allergrößten Teil der Studiengebühren in Lehrpersonal investierten, „ein Fakt, der sich auch im jüngsten CHE-Ranking niederschlug, wo die Lehrbetreuung in der bundesweiten Spitzengruppe gerankt wurde“, meint der Rektor.

 

Entspannung bei Kritik an Infrastruktur in Sicht

Potenzielle Entspannung liege im Bereich Verbesserung der Infrastruktur. Hier schnitt die Universität Hohenheim im Vergleich zum Bundesdurchschnitt am schlechtesten ab (Note 4,3; Bundesdurchschnitt 4,0). „Die Unzufriedenheit dürfte zum großen Teil in unserem Mangel an einem großen Hörsaal und den übertragenen Vorlesungen liegen“, interpretiert der Rektor.

Hier werde die Universität ihr Pflichtenheft – zentrales Management, neues Belegungssystem, Optimierung von Vorlesungstakt und -zeiten – bis zum Wintersemester abarbeiten. Denn: „Bevor wir an Neubauten denken könnten, müssen wir die akuten Probleme zumindest organisatorisch entschärfen.“

 

„Unser Ziel heißt zufriedene Studierende“

Wesentlich relevanter als der Vergleich mit dem Durchschnitt sei jedoch das Gesamtziel: „Wir wollen Studierende, die in Hohenheim zufrieden und nicht nur weniger unzufrieden sind“, stellt der Rektor klar. Wie bei der Einführung der Studiengebühren vor einem Jahr angekündigt sei die Universität Hohenheim deshalb dabei, den bisherigen Umgang mit Studiengebühren zu evaluieren.

„Die Studie unseres eigenen Marketing-Experten gibt uns zusätzlich wichtige Hinweise – etwa wie wir Information und Transparenz verbessern können“, sagt Prof. Dr. Liebig. Gleichzeitig bestätige der flächendeckende Mangel an Zufriedenheit, dass sich Studierende und Universitäten in allen Ländern mit Studiengebühren noch in einem Lernprozess befinden: „Studiengebühren haben den Universitäten sehr plötzlich wieder Spielraum für die Lehre gegeben – gleichzeitig jedoch die Erwartungen sehr hoch geschraubt.“

Nachvollziehbar ist für den Rektor, dass Gebührenzahler mit hohen Erwartungen auf schnelle Veränderungen drängen. Doch „in Deutschland gab es bei der Gebühren-Einführung es keinerlei Vorbilder oder Best-Practice-Beispiele, an denen wir uns hätten orientieren könnten“. Bundesweit laufe seither ein Trial-and-Error-Verfahren, bei dem die Hochschulen den optimalen Umgang mit der neuen Ressource parallel an über 50 Standorten einübten: „Ein Prozess, bei dem nach einem Jahr niemand erwarten kann, dass er rund und ohne Startschwierigkeiten läuft.“

 

Text: Klebs


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