Extrovertiert und machtbesessen:
Frauen im Chefsessel sind unverträglicher als männliche Kollegen [31.07.15]
Universität Hohenheim: Befragung von 500 Führungskräften zeigt, Deutschlands Chefinnen sind nicht besser als die Chefs. Im Gegenteil
An Deutschlands Führungsspitzen gelangen vor allem Frauen, die ihre männlichen Kollegen in Sachen Unverträglichkeit noch übertreffen und ihnen in Punkto Machtwillen und Selbstdarstellung in nichts nachstehen. Diesen Schluss scheint eine Studie der Universität Hohenheim und der German Graduate School of Management and Law nahezulegen. Außerdem zahlen Frauen auf dem Weg zum Gipfel einen höheren Preis.
„Anders als allgemein vermutet, sind weibliche Führungskräfte was die Kommunikation und einen weicheren Führungsstil betrifft keine Bereicherung für die Unternehmen“, so das Fazit von Prof. Dr. Marion Büttgen vom Lehrstuhl für Unternehmensführung der Universität Hohenheim. Gemeinsam mit Christian Mai von der German Graduate School of Management and Law in Heilbronn leitete sie die Studie und wertete die Daten aus.
Die Expertin geht mit ihrem Ergebnis noch weiter: Frauen in Führungspositionen seien sogar noch weniger verträglich als Männer. „Die Studie hat gezeigt, dass Frauen in einer höheren Position dazu neigen, ihren Willen um jeden Preis durchzusetzen, auch wenn sie dafür mit ihren Kollegen einen Streit anzetteln müssen.“
An der repräsentativen Studie nahmen 500 Führungskräfte aus ganz Deutschland teil, darunter 200 Frauen. Die Befragung mit Online-Fragebögen fand von September bis November 2014 statt.
Entweder Karriere oder Familie
Zwar könne man nicht sagen, dass alle weiblichen Führungskräfte narzisstische, rücksichtslose und männliche Charaktereigenschaften besitzen, betont Prof. Dr. Büttgen. „Aber genau diese Eigenschaften scheinen nützlich zu sein, wenn man an die Spitze will. Vorausgesetzt, die Frauen wollen den oftmals schweren und steinigen Weg auch gehen.“
Dazu scheinen viele Frauen jedoch nicht bereit zu sein. Ein Grund: „Frauen müssen hier oftmals größere Opfer bringen als Männer – vor allem was Familie betrifft.“ Denn während die männlichen Kollegen in Führungspositionen trotzdem eine Familie haben, ist bei Frauen häufiger festzustellen, dass sie im Sinne der Karriere auf eine eigene Familie verzichten, vielleicht auch verzichten müssen. Zumindest ist festzustellen, dass weibliche Führungskräfte häufiger als ihre männlichen Kollegen nicht liiert und kinderlos sind.
„Deutlich sieht man es bei der Karriere zur Professorin“, erklärt Prof. Dr. Büttgen. „Der Weg zur Professur ist sehr lang und aufwendig, man muss sich gegen viele Konkurrenten durchsetzen lernen und beweisen, dass man den längeren Atem hat. Und das meistens in einem Alter, in welchem Frauen üblicherweise Kinder bekommen.“ Oftmals heiße es dann für die Frauen: entweder oder. „Hier sehe ich auch einen Grund, warum sich viele Frauen gegen eine Führungskarriere entscheiden.“
Weitere Studienergebnisse in Kürze
Eine weitere Studie der Managementexpertin der Universität Hohenheim und ihres Doktoranden Jan Ullrich liegt bereits zur Auswertung vor. Sie wird in den nächsten Wochen publiziert.
„Wir haben untersucht, inwieweit die Meinung des eigenen Partners die Karriereplanung beeinflusst. Beispielsweise dann, wenn ein Standortwechsel einen Karriereaufstieg ermöglichen könnte.“
Originalveröffentlichung
Mai, C., Büttgen, M. & Schwarzinger, D. (2016). „Think-Manager-Consider-Female“: Eine Analyse stereotypischer Ansichten über weibliche Führungskräfte und die empirische Überprüfung ihrer realen Persönlichkeit anhand der Big Five und Dunklen Triade. Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 1-34. doi:10.1007/s41471-016-0022-9
Text: C. Schmid / Klebs
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Marion Büttgen, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Unternehmensführung
Tel.: 0711 459-22908, E-Mail: buettgen@uni-hohenheim.de
Christian Mai, German Graduate School of Management and Law
Tel.: 07131 645636-48, E-Mail: christian.mai@ggs.de