Das traditionelle Familienbild ist nach wie vor lebendig  [31.05.06]

Eine Untersuchung über Ehe- und Familienbilder unter den Absolventen der Universität Hohenheim.

Sie bekennen sich zum klassischen Familienbild, sie wünschen sich im Schnitt 2,4 Kinder, sie messen Ehe und Familie nach wie vor eine hohe Bedeutung zu. Was die Absolventen an der Universität Hohenheim denken, wie ihr Bild von Familie, Ehe und Kinder ist, welche Maßstäbe sie für das Leben mit anderen Menschen haben, das hat jetzt der Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Hohenheim untersucht.

Fast 94 Prozent der befragten Jungakademiker haben die Frage nach dem Familienwunsch ausdrücklich bejaht. Mit Familie wird mehr als mit jeder anderen Lebensform Geborgenheit, Rückhalt und Zusammenhalt verbunden. Auch „ehrliche Offenheit“ und tiefes Zusammengehörigkeitsgefühl wird mit Familie assoziiert. Angesichts einer Entwicklung, in der Alleinerziehende, Single-Haushalte, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften oder Patchworkfamilien zu verbreiteten Lebensmodellen avancieren, überrascht es, dass das Leitbild der traditionellen Familie überhaupt keinen Schaden genommen hat. Familie – so die Befragten – ist alles andere als ein Auslaufmodell. Unter dieser Einschätzung gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.

Zwar beharren die Jungakademiker, dass die traditionelle Familie angesichts moderner Selbsterfüllungstendenzen, der strikten Verfolgung individueller Interessen und dem Wunsch nach Unabhängigkeit sicherlich an faktischer Bedeutung eingebüßt hat, als Leitwert ist sie aber unangefochten. Gerade in einer immer anonymeren und fordernden Welt wächst die Wertschätzung von Elternhaus und familiärem Rückhalt.

 

Die Jungakademiker wünschen sich durchwegs Kinder, das erste möglichst im Durchschnittsalter von 29,7 Jahren. Dies entspricht dem allgemeinen Trend, den Kinderwunsch altersmäßig immer weiterhin hinaus zu schieben. Die Männer wünschen sich 2,38 Kinder, die Frauen 2,41. Interessant ist, dass die Ökonomen im Durchschnitt 2,2, die Nicht-Ökonomen 2,7 Kinder wollen. Die Jungakademiker sehen in Kindern primär einen „Sinn des Lebens“, ein „Grund zu Leben“, als ein „Segen“, ein „Geschenk Gottes“ oder einfach als „etwas Wunderbares“. Auch bieten Kinder die Chance, immer wieder etwas hinzu zu lernen. Interessant ist, dass die Jungakademiker eine relativ hohe Bereitschaft zeigen, zu Gunsten von Kindern bestimmte Einschnitte bezüglich persönlicher Karriere, Einkommen oder auch persönlicher Freiheit hinzunehmen. Auf einer Skala von Eins (niedrige Bereitschaft) bis Fünf (hohe Bereitschaft) liegt der Durchschnittswert bei 3,9.

Alternative Lebenspartnerschaften werden akzeptiert, wenn auch nicht für sich selbst gewünscht. Die Ehe ist nach wie vor als Leitbild ohne Konkurrenz. Ein besonders frappierendes Ergebnis der Untersuchung ist der Befund, dass keine Frau, aber fast jeder vierte Mann der Überzeugung ist, dass Scheidungen erschwert werden sollten. Insgesamt wird bedauert, dass Scheidungen „als normales Problemlösungsmuster“ akzeptiert werden und es inzwischen „keine moralischen Einwände gegen Scheidung“ mehr gäbe.

Prof. Dr. Eugen Buß, der die Untersuchung initiiert hat, faßt zusammen: „Die Pluralisierung der Lebensweisen und die Auflösung traditioneller Familien- und Ehebilder hat die Köpfe und Herzen der Menschen in Deutschland noch nicht erreicht. Leitbild und soziale Wirklichkeit passen derzeit nicht zusammen.“

Hintergrund

Befragt wurden 80 Personen, die entweder das Examen bereits absolviert hatten oder momentan in der Endphase stehen. Der Zeitraum der Befragung war Januar bis Ende März 2006, die gesamte Studienkonzeption sowie die Stichprobe wurde nach den aktuellen Standards einer qualitativ repräsentativen Untersuchung konzipiert und durchgeführt.

Kontakt für Medien:

Dr. Andreas Bunz, Universität Hohenheim
Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung (540D) Prof. Dr. Eugen Buß
Fruwirthstr. 46, 70593 Stuttgart
Tel.: 0711 459-23418, Fax: 0711 459-22524
Email: bunz@uni-hohenheim.de, Web: www.soziologie-hohenheim.de


Zurück zu Pressemitteilungen