Online-Privatheit:
Konferenz diskutiert Forschungsstand und Handlungsbedarf  [29.04.19]

16. und 17. Mai 2019: Konferenz "Privacy online: What have we learned so far?" an der Universität Hohenheim / Aula, Schloss Hohenheim, 70599 Stuttgart

Durch die Nutzung von Internet, Social Media und Smartphone ist Privatheit keine individuelle Angelegenheit mehr, sondern muss auf der sozialen Ebene ausgehandelt werden – so lautet das Credo von Prof. Dr. Sabine Trepte, Medienpsychologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. All das hat Konsequenzen: für die Demokratie, die IT-Sicherheit und die Persönlichkeitsentfaltung. Am 16. und 17. Mai 2019 diskutieren Fachleute auf der englischsprachigen Konferenz "Privacy online: What have we learned so far?" an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Dabei präsentieren sie auch ein neues theoretisches Modell der Privatheit, das Schutzbedürfnisse darlegt, Risiken benennt und technische Lösungen vorschlägt. Die interessierte Öffentlichkeit und Medienschaffende sind herzlich eingeladen. Tagungsprogramm unter: bit.ly/2Fb31YZ

Smartphones, Smart TV, Smartwatches – Privatheit lässt sich heute nicht mehr erreichen, indem man einfach die Wohnungstür schließt. Denn was im Internet öffentlich wird und was privat bleibt, liegt kaum noch in der eigenen Hand.

Umgekehrt beeinflusst man selbst die Privatheit anderer, etwa indem man Bilder auf Facebook lädt oder Apps nutzt, die auf deren Daten zugreifen. Privat oder öffentlich: Diese Grenze hat früher jeder Mensch selbst gezogen. „Das hat sich grundlegend geändert“, betont Prof. Dr. Trepte, Medienpsychologin an der Universität Hohenheim und Veranstalterin der Konferenz.

Dr. Tobias Dienlin, ebenfalls vom Fachgebiet Medienpsychologie, erläutert das an einem Beispiel: „Wenn Sie sich mit einem Freund verabreden, eine Zugfahrkarte kaufen und zu ihm hinfahren, sollte man meinen, dass das eigentlich privat ist“, stellt er fest. „Doch wenn Sie sich dabei über soziale Medien austauschen, die Fahrkarte online kaufen und unterwegs im Zug das W-LAN der Bahn nutzen, lässt das Rückschlüsse zu, beispielsweise auf den sozialen Status und die Kaufkraft. Darauf basierend können dann in Zukunft maßgeschneiderte Preisangebote generiert werden. All das kann man kaum noch selbst beeinflussen.“


Neues theoretisches Privatheit-Modell der zeigt Angriffspunkte auf

Privatheit wird damit von einem individuellen zu einem übergreifenden gesellschaftlichen Thema. Wie privat Online-Vorgänge sind und welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen kann, will ein neues interdisziplinäres Privatheits-Modell, unter Beteiligung des Hohenheimer Forschungsteams, messen und darstellen. Es vereint den Blick auf die Privatheit aus der Perspektive von Informatik, Politik-, Rechts- und Kommunikationswissenschaft und zeigt Verhaltensweisen und Angriffspunkte auf. „Mit dem Modell können wir die Schutzbedürfnisse besser darlegen und somit genauer benennen, wo Risiken bestehen und wie ein Schutz aussehen müsste“, erklärt Dr. Dienlin.

Dieses Modell, das „Interdisciplinary Privacy and Communication Model“ (IPCM), stellt die Hohenheimer Forschungsgruppe am 16. und 17. Mai 2019 auf der Konferenz "Privacy online: What have we learned so far?" an der Universität Hohenheim vor.


Konferenz zur Online-Privatheit: Einladung an Öffentlichkeit und Medien

Die Konferenz ermöglicht darüber hinaus einen umfassenden Blick auf das Thema Online-Privatheit: „Wie können wir menschliches Online-Verhalten verstehen? Brauchen wir neue Rechtsrahmen, um Menschen besser zu unterstützen? Und ist es möglich, Geräte zu entwickeln, die sowohl überzeugende Funktionen als auch einen effektiven Datenschutz bieten?“ Das seien Fragen, so Dr. Dienlin, die an den beiden Tagen diskutiert würden.

Wer an der Veranstaltung teilnehmen möchte, kann sich auf https://medienpsychologie.uni-hohenheim.de/registration registrieren. Die Teilnahmegebühr beträgt 120 Euro, für Studierende und Personen auf einer halben Stelle 60 Euro.

Medienschaffende sind ebenfalls willkommen und werden gebeten, sich per E-Mail an presse@uni-hohenheim.de anzumelden. Spezielle Interview-Wünsche werden gerne vermittelt.


Tagungsprogramm Konferenz "Privacy online: What have we learned so far?"

Das vollständige Tagungsprogramm ist unter https://bit.ly/2Fb31YZ zu finden. Keynote Speaker an der Konferenz sind:

  • Prof. Dr. Sonia Livingstone: Professorin der Sozialpsychologie an der London School of Economics and Political Science (LSE, Großbritannien).

    Prof. Livingstone forscht unter anderem zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen und welche Risiken und Chancen sich daraus ergeben, zur Medienkompetenz der Nutzer und zu rechtlichen Fragen im digitalen Umfeld.

  • Prof. Dr. Colin Bennett: Abteilung für Politikwissenschaft an der University of Victoria (Kanada).

    Forschungsschwerpunkt von Prof. Bennett ist die Analyse von Überwachungstechnologien und Maßnahmen zum Schutz der Privatheit auf nationaler und internationaler Ebene.

  • Prof. Dr. Woodrow Hartzog: Professor für Recht und Computerwissenschaften an der Northeastern University School of Law (USA) und am Khoury College of Computer Sciences.

    Prof. Hartzogs Forschung fokussiert unter anderem die Themen Privatheit und Datenschutz. Er untersucht Probleme, die entstehen, wenn persönliche Informationen durch neue Technologien gesammelt, gespeichert und im Internet preisgegeben werden.

  • Prof. Dr. Christoph Sorge: juris-Stiftungsprofessur für Rechtsinformatik an der Universität des Saarlandes.

    Prof. Sorges Forschungsinteressen umfassen Anwendungen der Kryptographie in der Netzwerksicherheit, Datenschutz durch Technik sowie rechtliche Fragestellungen zu Sicherheit und Datenschutz.



Weitere Informationen


HINTERGRUND Projekt „Strukturwandel des Privaten“

Die Konferenz „Privacy Online: What have we learned so far?“ findet im Rahmen des Projektes „Strukturwandel des Privaten“ statt. Darin untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Informatik und Kommunikationswissenschaft, inwiefern der Strukturwandel der Privatheit die drei Bereiche Freiheit, Demokratie und Informationsgesellschaft beeinflusst.

Der kommunikationswissenschaftliche Teil ist Aufgabe des Fachgebiets Medienpsychologie an der Universität Hohenheim. Weitere Projektpartner sind die Goethe-Universität Frankfurt/Main, die Universität Bielefeld und die Universität Koblenz-Landau. Die Volkswagenstiftung unterstützt das Projekt finanziell. Das Vorhaben startete am 1. Mai 2014 und befindet sich in der zweiten Phase, die bis Ende März 2021 andauert. Projekt-Homepage: www.strukturwandeldesprivaten.de

Text: Elsner

Kontakt für Medien:

Dr. Tobias Dienlin, Universität Hohenheim, Fachgebiet Medienpsychologie
T 0711 459 24794, E tobias.dienlin@uni-hohenheim.de


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