Schwäbische Olivenhaine
Tagung an Universität Hohenheim stellt Streuobst in europäischen Kontext [16.03.10]
Freitag/Samstag, 19./20. März 2010: Tagung „Streuobst 2010“, Ökologiezentrum, August-v.Hartmann-Str. 3, Universität Hohenheim.
Veranstalter: Universität Hohenheim, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, NABU-Bundesfachausschuss Streuobst
Olivenhaine und Streuobstwiesen haben Vieles gemeinsam. Sie sind traditionelle Kulturlandschaften und gleichzeitig „hot spots“ der biologischen Vielfalt. Dennoch blieben Olivenhaine in Südeuropa erhalten, während Streuobstwiesen in Deutschland in den letzten 40 Jahren um rund 50 Prozent zurückgingen. Möglichkeiten, um die Streuobstwiesen durch bessere Vermarktung der Obst-Produkte zu erhalten, gibt es – von der Streuobstschorle bis zum sortenreinen Birnen-Schaumwein. Experten aus ganz Europa tauschen sich bei der Tagung an der Universität Hohenheim darüber aus und führen Exkursionen in die umgebende Streuobstregion durch. Interessierte sind eingeladen teilzunehmen.
Der Streuobstbau ist in der Krise. Die Hochstamm-Obstbäume in den meisten mitteleuropäischen Ländern leiden unter mangelnder Pflege, werden für Wohngebiete gerodet und stehen in Konkurrenz mit Niederstammplantagen weltweit. Die Streuobstbäume leiden an Überalterung und viele der wenigen Neupflanzungen werden nicht alt. „Insbesondere bei Ausgleichsmaßnahmen der öffentlichen Hand überleben nur wenige der gepflanzten Bäume wegen unzureichender Pflege das fünfte Jahr“, so Prof. Dr. Klaus Schmieder vom Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim. Dabei haben naturverträglich genutzte Streuobstwiesen eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität in ganz Europa. Allein in den Streuobstwiesen Deutschlands gehen Wissenschaftler von weit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie von rund 3.000 Obstsorten aus.
In Baden-Württemberg gibt es aktuell nur noch 9,3 Mio Streuobst-Bäume auf einer Gesamtfläche von rund 116.000 Hektar. Zu diesem Ergebnis kam die aktuellste Erhebung der Universität Hohenheim und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen im Auftrag des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum. Die Wissenschaftler kartierten die Bäume per Laserscan aus dem Flugzeug. Einer Schätzung zufolge waren es in den 1990er Jahren noch 11,4 Mio Bäume. 1965, bei der letzten flächigen Obstbaumzählung, gar 18 Mio Streuobstbäume. Damit hat sich ihre Zahl in den vergangenen 40 Jahren um die Hälfte reduziert. „Die Bedeutung der Streuobstwiesen für den Erhalt der biologischen Vielfalt, Forschungsdefizite und Möglichkeiten diesem negativen Trend entgegen zu wirken, wollen wir mit unserer Tagung einem internationalen Publikum präsentieren und diskutieren“, so Prof. Dr. Christian Küpfer vom Institut für Angewandte Forschung (IAF) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Südeuropa besitzt mit den Olivenhainen ökologisch und wirtschaftlich vergleichbare Anbausysteme, die man als Agroforstwirtschaft bezeichnet. Ebenso vergleichbar sind die Kork- und Steineichenhaine in Spanien und Portugal („Dehesas“). „Von der Vermarktung von Olivenöl sowie von hochpreisigem Schweineschinken aus der spanischen Extremadura mit ihren Dehesas können selbst die erfolgreichen Vermarkter von Streuobstprodukten in Deutschland noch etwas lernen“, erklärt Dr. Markus Rösler, Landschaftsökologe und Landschaftsökonom vom NABU-Bundesfachausschuss Streuobst.
„Oliven stehen für Life-Style, sind trendy und auf dem Markt in allen Variationen zu haben. Sogar das Holz der Bäume findet sich in schicken Olivenholz-Salatschüsseln wieder“, so Prof. Dr. Klaus Schmieder. Er sieht drei Ansätze, wie auch baden-württembergisches Streuobst besser vermarktet werden kann: „Schwäbische Cidres und Schaumweine als attraktive Ergänzung zu Saft und Most, edle Kirsch- und Nussholzmöbel zu erschwinglichem Preis und eine stärkere touristische Vermarktung der baden-württembergischen Streuobstregionen“. „Erforderlich sind allerdings faire Preise für die Bewirtschafter sowie die Sicherung von naturschutzfachlichen Mindeststandards wie der Verzicht auf synthetische Pestizide.“ fordert Dr. Markus Rösler.
Diese und andere Themen rund um Streuobstwiesen in ganz Europa diskutieren internationale Experten auf der Tagung. Eröffnet wird sie am Freitag, den 19. März um 10:00 Uhr mit einer Begrüßung durch Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle und den Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig.
Anmeldung unter streuobst2010.uni-hohenheim.de/startseite.html
Weitere Infos rund um den Streuobstbau: www.Streuobst.de
Text: Konstantinidis
Kontakt für Medien:
Kontaktadressen (nur für Presse, nicht zur Veröffentlichung):
Prof. Dr. Klaus Schmieder, Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie, Universität Hohenheim, Tel.: 0711/459-23608, E-Mail: schmied@uni-hohenheim.de
Prof. Dr. Christian Küpfer, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Tel. 07022 / 404-203, E-Mail: Christian.Kuepfer@hwu
Dr. Markus Rösler, NABU-Bundesfachausschuss Streuobst, Tel. 0711/2063–962, Mobil: 0151/53755861, E-Mail: Streuobst@web.de