Studierende laden zu 50 Online-Veranstaltungen:
Nachhaltigkeitswochen – jetzt erst recht! [07.05.20]
Von Klimapolitik bis Lebensmittelverschwendung – und Lehren aus der Corona-Krise: Studierende laden vom 11.-26. Mai 2020 zu den ersten landesweiten Nachhaltigkeitswochen der Hochschulen | Kostenloses Digital-Programm
Klimawandel, Artensterben, Vermüllung der Meere – war da was? Corona scheint im Moment vieles zu überlagern, was vor kurzem noch heiß diskutiert wurde. Auch die ersten landesweiten Nachhaltigkeitswochen der Hochschulen in Baden-Württemberg, die von Studierenden der Universität Hohenheim in Stuttgart mit angestoßen wurden, standen einen Moment auf der Kippe. Doch: Ist nicht gerade jetzt die beste Zeit um über gesellschaftlichen Wandel nachzudenken? Allerdings, befand das studentische Organisationsteam – und war selbst überrascht, was sich mit vereinten Kräften in kurzer Zeit auf die Beine stellen lässt. Das digitale Alternativ-Programm bietet vom 11.-26. Mai 50 kostenlose Online-Workshops, Vorträge, Diskussionen und Planspiele rund ums Thema Nachhaltigkeit, die allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offenstehen. Teilnehmen kann man bequem von der Couch. Die Universität Hohenheim selbst präsentiert im Wissenschaftsjahr 2020 „Bioökonomie“ die vielfältigen Facetten ihres Forschungsschwerpunkts, bei dem es um die nachhaltige Wirtschaftsweise von morgen geht.
Fridays for Future, globaler Klimastreik, Menschenmassen, die dafür demonstrieren die Klimakrise endlich ernst zu nehmen: Es wirkt ein wenig so, als wäre das alles lange her. Als wären auch die Probleme, um die es ging, durch Corona irgendwie in weite Ferne gerückt. Doch das ist ein Trugschluss.
„Der Klimawandel macht keine Corona-Pause. Um das zu sehen muss man eigentlich nur den Wetterbericht verfolgen. Auch in diesem Jahr drohen in Deutschland und weltweit wieder verheerende Dürren“, meint Lisa Ketzer vom AK Nachhaltigkeit an der Universität Hohenheim und Studentin des Masterstudiengangs Environmental Protection and Agricultural Food Production. „Gerade jetzt, im Angesicht einer Krise, müssen wir nachdenken, wie wir drohende Katastrophen verhindern können. Gerade jetzt, wenn Milliardenbeträge in die Wirtschaft fließen, müssen wir darüber diskutieren, wie das Geld dazu beitragen kann, damit wir auch den dringend benötigten Wandel zu mehr Nachhaltigkeit schaffen.“
Mit vereinten Kräften zum digitalen Alternativ-Programm
Die Nachhaltigkeitswochen ausfallen zu lassen, war für das studentische Organisationsteam deshalb keine Option. Dennoch war die Enttäuschung Ende März erstmal riesengroß als feststand: So wie geplant kann das grüne Groß-Event, in das bereits so viel Herzblut geflossen, nicht stattfinden: „Die Vorbereitungen laufen ja schon seit Monaten. Allein auf dem Campus in Hohenheim hatten wir ca. 40 Veranstaltungen geplant. Aber dann haben wir uns gesagt: Jetzt erst recht!“, berichtet Lisa Ketzer.
Tatsächlich war die Vernetzung mit den anderen Hochschulen durch Video-Konferenzen & Co in den Folgewochen noch deutlich intensiver als davor. Studierende aus dem ganzen Land haben ihre unterschiedlichen technischen, organisatorischen und inhaltlichen Kompetenzen eingebracht, um mit vereinten Kräften ein digitales Alternativ-Programm auf die Beine zu stellen. „Wir sind selbst geplättet, was in der kurzen Zeit dabei herausgekommen ist!“, freut sich die Hohenheimer Masterstudentin.
Von Lebensmittelverschwendung bis Klimapolitik
Nachhaltige Mode, Lebensverschwendung, Klimapolitik, Nachhaltigkeit im Hochschulalltag, und vieles mehr: Interessierte können zwischen 50 Workshops, Vorträgen, Diskussionen und Planspielen wählen, die zwischen dem 11. und 26. Mai per ZOOM-Konferenz oder Youtube-Livestream stattfinden. Die Teilnahme ist kostenlos und steht allen Interessierten offen. Zum Teil ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Einige Beiträge stehen im Anschluss auch als Videos auf der Veranstaltungshomepage zur Verfügung.
„Ein Vorteil der Online-Formate: Man kann von überall aus ganz bequem daran teilnehmen. Somit können Interessierte wirklich aus dem Vollen schöpfen“, sagt Lisa Ketzer. „Wer also zum Beispiel wissen möchte, wie das Studierendenwerk an der Hochschule Mannheim Einwegbecher abschaffen will oder welche Rolle Nachhaltigkeit für das Höchstleistungsrechenzentrum an der Uni Stuttgart spielt, muss dazu nicht extra durchs Land tingeln.“
Auch Akteure der Universität Hohenheim steuern zahlreiche Programmpunkte bei. Unter anderem berichtet Klimaforscher Prof. Dr. Volker Wulfmeyer als Mitglied des Aktionsbündnis Scientists for Future über aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zum Klimawandel und diskutiert, welche Lehren sich aus der Corona-Krise ziehen lassen (11.05.20, 18 Uhr).
Hochschulen als Keimzellen für den Wandel
Nachhaltigkeit beschäftigt Studierende der Universität Hohenheim bereits seit Generationen. Doch was in den letzten anderthalb Jahren in Bewegung gekommen ist, ist außergewöhnlich: Grüne Gruppen wie FRESH, Greening Hohenheim, AKÖ, Global Campus und das AStA-Umweltreferat haben sich untereinander vernetzt und im Mai 2019 die erste Hohenheimer Nachhaltigkeitswoche mit über 30 Campus-Veranstaltungen ausgerufen.
„Wir wollten damit die Sustainablity Week International nach Deutschland holen. Seit Dezember ist der AK Nachhaltigkeit an der Uni Hohenheim das erste deutsche Mitglied des internationalen Netzwerks. Parallel unterstützt das ‚Netzwerk n‘ mit seinem Regioformat den Zusammenschluss von Studierenden auch in ganz Baden-Württemberg. Da an allen Hochschulen immer mehr Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit angeboten werden, haben wir angeregt diese Aktivitäten zu bündeln und 2020 erstmals gemeinsame Nachhaltigkeitswochen auf die Beine zu stellen“, berichtet Anna Struth, Mitinitiatorin des AK Nachhaltigkeit an der Uni Hohenheim und Masterstudentin des Studiengangs Organic Agriculture and Food Systems.
Die Vision der Studierenden ist Hochschulen zu Wegbereiterinnen für den gesellschaftlichen Wandel zu machen: „Die Hochschulen sind dafür eigentlich prädestiniert: Denn einerseits wird hier an wichtigen grünen Innovationen geforscht. Andererseits gibt es viele engagierte junge Leute mit guten Ideen, die bald wichtige Entscheidungsträgerinnen und -träger sein werden. Allerdings sind wir von diesem Ideal zum Teil noch ein Stück entfernt. Bei der großen Auftaktveranstaltung möchten wir im Anschluss an spannende Impulsverträge genau darüber diskutieren“, sagt Anna Struth.
HINTERGRUND: Wissenschaftsjahr 2020 Bioökonomie
2020 steht das Wissenschaftsjahr im Zeichen der Bioökonomie – und damit einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaftsweise. Es geht darum, natürliche Stoffe und Ressourcen nachhaltig und innovativ zu produzieren und zu nutzen und so fossile und mineralische Rohstoffe zu ersetzen, Produkte umweltverträglicher herzustellen und biologische Ressourcen zu schonen. Das ist in Zeiten des Klimawandels, einer wachsenden Weltbevölkerung und eines drastischen Artenrückgangs mehr denn je notwendig. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerichtete Wissenschaftsjahr Bioökonomie rückt das Thema ins Rampenlicht.
Die Bioökonomie ist das Leitthema der Universität Hohenheim in Forschung und Lehre. Sie verbindet die agrarwissenschaftliche, die naturwissenschaftliche sowie die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät. Im Wissenschaftsjahr Bioökonomie informiert die Universität Hohenheim in zahlreichen Veranstaltungen Fachwelt und Öffentlichkeit zum Thema.
Mehr Infos
Text: Leonhardmair
Kontakt für Medien: