Gleichstellungsbericht der Universität Hohenheim:
Eltern werden ausgebremst [17.05.06]
Der Frauenanteil unter Studierenden steigt weiter - doch Wiedereinstiegs-Stipendien für Eltern nach der Erziehungszeit sollen auslaufen
„Obwohl der Frauenanteil bei den Neuimmatrikulationen stetig zunimmt, dünnt er im Mittelbau aus und verschwindet nahezu bei den Professoren“, fasste die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Christiane Bode, bei der Präsentation des Jahresberichtes am 17. Mai 2006 zusammen.
Aktuell sei die Zahl der Studienbewerberinnen auf 57,8 Prozent gestiegen (Vorjahr: 53,6 Prozent). Von den Studierenden seien 54,7 Prozent weiblich (Vorjahr: 54,4 Prozent). Besonders beliebt sei die Fakultät Naturwissenschaften mit 73,7 Prozent Studentinnen (Vorjahr: 73,0 Prozent). Ein Rekordhoch habe der Frauenanteil beim Mittelbau mit 37,5 Prozent erreicht (Vorjahr: 35,2 Prozent).
„Auch die Zahl der Professorinnen an der Universität Hohenheim liegt mit erstmals 9 Prozent derzeit auf einem Rekordhoch – wenn auch auf einem eher traurigen“, rechnete die Professorin vor. So seien im Berichtszeitraum bei zwölf Neu-Berufungen nur zwei Frauen berufen worden. Auch die Zusammensetzung der Berufungskommissionen sei derzeit immer noch überwiegend männlich. Wenig ermutigend sei auch die Entwicklung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses: von elf Habilitationen waren drei Frauen dabei.
Als Alarmsignal wertete die Gleichstellungsbeauftragte deshalb die Ankündigung von Bund und Land, zum Jahresende die so genannten Kontakt- und Wiedereinstiegsstipendien zum Jahresende auslaufen zu lassen. „Gerade nach einer Familienpause sind es meistens Frauen, die auf unterqualifizierten Stellen landen und so der Wissenschaft und der Volkswirtschaft als wertvolles Potenzial verloren gehen. Es ist daher dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um diese hochqualifizierten Frauen nicht nur für sich selbst, sondern auch für unsere Volkswirtschaft in entsprechende Positionen zu bringen.“
Als wichtigen Schritt lobte Prof. Dr. Bode die Entscheidung der Universitätsleitung, das Hohenheimer Modellprojekt MentHo (Mentorin in Hohenheim) mit eigenen Mitteln weiter zu finanzieren. Innerhalb von drei Jahren hat sich dieses Programm sehr gut etabliert“, bilanzierte Prof. Dr. Bode. „Durch persönliche, intensive Betreuung durch eine berufserfahrene Mentorin unterstützen wir hier junge Wissenschaftlerinnen bei ihrer Karriereplanung, um sie als potenzielle Wissenschaftlerinnen zu gewinnen oder aber ihnen bessere Chancen auf Führungspositionen in Wissenschaft und Wirtschaft zu eröffnen. Zu dem persönlichen Coaching bieten wir außerdem ein ausgesuchtes Qualifikationsprogramm, in dem Frauen alle hierzu notwendigen Schlüsselqualifikationen erlangen.“ Nach einer Anschubfinanzierung im ersten Jahr hatte das baden-württembergische Wissenschaftsministerium die Förderung bis Ende 2006 übernommen. Inzwischen habe die Universität einer Weiterfinanzierung bis Dezember 2008 verbindlich zugestimmt.
„Das Beispiel zeigt, dass die Universität Hohenheim in unserem Land eine Vorbild-Funktion einnimmt und ihre Auszeichnung als „Familiengerechte Universität“ verdientermaßen trägt. Dennoch darf man den Blick nicht davor verschließen, dass die politischen Rahmenbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch lange nicht ideal sind. Es fehlen Kindergartenplätze, besonders für die unter Dreijährigen, Ganztagsschulen müssen ausgebaut und Elternzeiten müssen attraktiver gestaltet werden“, kommentierte Prof. Dr. Bode.
Auch sei es zur Gleichstellung noch ein weiter Weg: „Ganz oben auf dem Arbeitsplan steht die Umsetzung des Gender Mainstreaming. Die Gleichstellungskommission hat gefordert, dass dies die Aufgabe der Universitäts-Gleichstellungsbeauftragten ist und entsprechend in der Grundordnung festgeschrieben wird. Leider ist dieses nicht erfolgt. Dennoch werden wir uns ihrer Umsetzung annehmen“, kritisierte die Gleichstellungsbeauftragte.
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Rotraud Konca, Gleichstellungsbüro der Universität Hohenheim
Tel: 0711 459-23478, Mail: frauen@uni-hohenheim.de