Jahresbericht des Rektors:
„Land muss seine Universitäten jetzt zukunftssicher aufstellen“ [14.06.19]
Jahresbericht & Strategiepapier der Universität Hohenheim: Rückschau auf glänzendes Jubiläumsjahr, Vorschau auf Zukunft mit weitreichendem Handlungsbedarf seitens der Politik
Das Jahr 2018 bescherte der Universität Hohenheim in Stuttgart ein rauschendes Jubiläumsjahr und einen der größten wissenschaftlichen Erfolge des jungen Jahrtausends. Mit ihrem Strategiepapier „Bioökonomie & Digitale Transformation“ stellte die Universität außerdem die Weichen für die strategischen Entwicklungen der kommenden fünf Jahre. Doch damit die Landes-Universitäten auch weiterhin ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen können, dürfen sie auch bei der Finanzierung nicht den Anschluss verlieren, betonte Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert bei der heutigen Präsentation des Jahresberichtes. Inflationsbereinigt liegen die Landesmittel pro Jahr und Student bzw. Studentin inzwischen jedoch rund 34 Prozent unter den Ressourcen von 1998.
Die Schere klafft in der Hochschulfinanzierung: „Mit dem Zukunftsvertrag haben Bund und Länder zwar einen bedeutenden Schritt in die richtige Richtung getan“, erklärte Rektor Prof. Dr. Dabbert bei der Präsentation des Jahresberichtes 2018. Doch nun gelte es, diesen Impuls bei der Umsetzung innerhalb des Landes zu nutzen, um das Ziel qualitätsstarker und stabiler Universitäten zu erreichen. Insbesondere müssten die im Zukunftsvertrag vereinbarten Mittel in vollem Umfang unmittelbar in die Grundfinanzierung der Universitäten fließen.
Auch im Hochschulfinanzierungsvertrag des Landes bedürfe es erheblicher Anstrengungen, damit die Universitäten bei den verfügbaren Ressourcen nicht weiter ins Hintertreffen geraten, betonte der Rektor. Inflationsbereinigt liegen die Landesmittel pro Jahr und Student bzw. Studentin inzwischen rund 34 Prozent unter den Ressourcen von 1998. Dringend notwendig sei deshalb ein landesseitiger Aufwuchs, der diese Schere schrittweise schließt und Zusatzaufgaben finanziert. Die Hochschulen im Lande benötigen einen jährlichen Inflationsausgleich, wie er bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen seit vielen Jahren selbstverständlich ist.
„Als Universitäten sehen wir es als unsere Aufgabe an, nach Antworten auf den globalen Wandel mit seinen enormen wirtschaftlichen, politischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen für das Land zu suchen“, so Prof. Dr. Dabbert. „Das Land muss 2019 dauerhaft die Weichen stellen, damit wir diese gesellschaftliche Aufgabe in der Zukunft erfüllen können.“
Jahresbilanz zeigt, dass Geld in Universitäten gut investiert ist
Dass dieses Geld gut investiert ist, zeige ein Blick in die Erfolgsbilanz des vergangenen Jahres: Dank eines ehrgeizigen Konzepts erhielt die Universität Hohenheim den Zuschlag für ein bundesweit einmaliges tierwissenschaftliches Zentrum in der Größenordnung eines Exzellenzclusters. Mit 54 Mio. Euro Fördersumme entsteht so das Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR), das Beiträge zu Tierwohl und Tiergesundheit, Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Grundlagenforschung in der Nutztierhaltung liefern wird.
Laut allen internationalen Rankings behauptet sich die Universität Hohenheim als Deutschlands Nr. 1 in Agrarforschung und Food Science und findet sich auch in Europa und der Welt unter den TopTen bzw. TopTwenty. Bei Studierenden lag sie 2018 als Baden-Württembergs beliebteste Universität bundesweit auf Platz 2 des StudyCheck-Rankings.
Im Bereich Internationalisierung profilierte sie sich zum vierten Mal als landesweit aktivste Universität, gründete eine deutsch-chinesische Kooperation zur Doktorandenausbildung, verbesserte die Betreuung ausländischer Wissenschaftler und Studierender und trat dem Scholars at Risk Network für gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei.
Um den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu einer klimafreundlicheren, ressourceneffizienteren Bioökonomie voranzutreiben, schmiedete sie mit fünf weiteren Partnern eine europaweite Allianz unter dem Namen European Bioeconomy University. Die feierliche Vertragsunterzeichnung wird am 3. Juli 2019 in Brüssel erfolgen.
Daneben feierte die Universität sich und ihren Gründungsauftrag, den sie im Jahr 1818 angesichts verheerender Hungersnöte nach dem „Jahr ohne Sommer“ erhalten hatte: Bildung und Wissenschaft voranzutreiben, um Antworten auf die drängendsten Zukunftsfragen der Menschheit zu finden. Dazu gehörten internationale Kongresse, Netzwerktreffen und rund 200 Veranstaltungen mit Einblicken in Forschung und Campus-Kultur.
Strategiepapier liefert Blaupause den künftigen Herausforderungen zu begegnen
Mit ihrem neuen Strategiepapier „Bioökonomie & Digitale Transformation“ stellte sich die Universität Hohenheim im Jahr 2018 auch inhaltlich-strategisch für die kommenden fünf Jahre auf.
„Zum einen vertiefen wir unser Schwerpunktthema Bioökonomie als transdisziplinäres Thema, an dem sich alle drei Fakultäten beteiligen. Bei dem Thema ‚Digitale Transformation‘ handelt es sich um ein Querschnittsthema, das neue Möglichkeiten in Wissenschaft und Lehre nutzt, aber auch die Chancen und Risiken des digitalen Wandels selbst zum Gegenstand hat“, erläutert der Rektor.
Insgesamt 13 Professuren sollen das Querschnittsthema stärken. Inhaltlich reichen sie von „Bioinformatik“ über „Datenassimilation im Erdsystem“ und „Wirtschaftsmathematik und Datenwissenschaften“ bis zur „Künstlichen Intelligenz in der Agrartechnik“.
Dabei nutzte die Universität Hohenheim Chancen wie etwa das Landesprogramm „Künstliche Intelligenz“, um neue Stellen einzuwerben. Zum anderen verwendete sie frei werdende Professuren aus dem Bestand, um sie inhaltlich neu auszurichten.
„Inhaltlich leben wir in spannenden Zeiten mit enormen Umwälzungen und großen gesellschaftlichen Herausforderungen“, so das Fazit von Rektor Prof. Dr. Dabbert. „Mit dem Strategiepapier haben wir uns inhaltlich gut aufgestellt, um gemeinsam mit den anderen Landesuniversitäten diesen Herausforderungen zu begegnen. Nun ist es am Land, seine Hochschulen auch für die Zukunft so auszustatten, dass dieses Unterfangen gelingen kann.“
Text: Klebs