Jahresbericht der Gleichstellungsbeauftragten:
Frauenanteil unter Studierenden steigt auf über 50 Prozent  [01.10.08]

Professorinnen weiterhin unterrepräsentiert / Forderungskatalog für weitere Entwicklung
 
Vollständiger Jahresbericht unter www.uni-hohenheim.de/presse

Als scheidende Gleichstellungsbeauftragte verabschiedete sich Prof. Dr. Christiane Bode mit einem Forderungskatalog. Denn trotz Zertifizierung als familiengerechte Hochschule und Pionierleistungen auf manchen Gebieten der Gleichstellung bleibe institutionell viel zu tun, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu steigern und junge Wissenschaftlerinnen dazu zu stimulieren, den Mut aufzubringen, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Prof. Dr. Bode hatte das Amt der Gleichstellungsbeauftragt fast 12 Jahre bekleidet. Für eine neue Amtszeit stand sie aufgrund ihrer Emeritierung nicht zur Verfügung. Die Wahl ihrer Nachfolgerin erfolgt in der derzeit laufenden Senatssitzung.

Ihren Schwerpunkt will Prof. Dr. Bode zu Beginn ihrer Tätigkeit weniger darin gesehen haben, Quoten zu erlangen. Stattdessen sei es viel mehr ihr Anliegen die Start- und Umfeldbedingungen für berufstätige Wissenschaftlerinnen im Allgemeinen so zu verbessern, dass sie nicht auf die Zufälligkeit günstiger Bedingungen im persönlichen und im privaten Bereich angewiesen sind.

„Inzwischen fürchte ich allerdings doch, dass wir mit Quoten arbeiten müssen. Daneben müssen wir weiterhin versuchen im Rahmen der Gleichstellung Vorraussetzungen zu schaffen, die es ermöglichen Beruf und Familie für beide Geschlechter vereinbar und planbar zu gestalten und Maßnahmen zu erarbeiten, die die Beschäftigung von Frauen und auch Männern mit Kindern an der Universität erleichtern“, erklärte Prof. Dr. Bode.

Dass diese Arbeit Früchte trägt, belegte Prof. Dr. Bode mit den Zahlen ihres aktuellen Jahresberichts. Demnach sei der Anteil der Studentinnen unter den Studierenden in Hohenheim - wie auch an anderen Universitäten – kontinuierlich gestiegen: „In Hohenheim stieg der Studentinnenanteil von 44,6% im Jahr 1998 bis aktuell 56,1%. Damit liegt der Frauenanteil in allen drei Fakultäten inzwischen bei über 50%.“

Bemerkenswert sei auch die Entwicklung im akademischen Mittelbau. Hier sei der Anteil an Frauen von 25,6% im Jahr 1999 auf erstmals 41,7% im Jahr 2007 gestiegen. Auch der Anteil von Frauen an den abgeschlossenen Habilitationsverfahren sei von 9% im 5-Jahresabschnitt 1998 bis 2003 auf 22% in den folgenden 4 Jahren gestiegen.

Anders dagegen der Anteil der Professorinnen: „Mit einem Frauenanteil, der zwischen sieben und neun Prozent pendelt, liegt die Universität Hohenheim weiterhin weit unter dem Bundesdurchschnitt von aktuell 16%.“

Auch die Mitwirkung der Frauen in den Gremien, biete ein unbefriedigendes Bild. Im Senat seien die Frauen zurzeit mit nur 12% vertreten. Der höchste Stand sei 2002 mit 30% erreicht worden. Im Universitätsrat habe der Frauenanteil im Jahr 2000 vorübergehend bei 46% gelegen, um aktuell auf nur 24% zu sinken.

Gestützt auf die Ergebnisse einer Expertenkommission der Hochschulrektorenkonferenz stellte Prof. Dr. Bode daher eine Agenda für die Universität Hohenheim zusammen. Dabei nannte sie beispielhaft:

• Die aktive Thematisierung der Gleichstellung als Aufgabe aller Einheiten der Einrichtungen durch Leitungspersonen.

• Eine Stelle mit der Querschnittsaufgabe „Gender Mainstreaming“

• Die Einrichtung eines Fonds zur Überbrückung von Auszeiten, beispielsweise durch Mutterschutz- und Erziehungszeiten

• Die Festlegung auf eine Mindestzahl von Frauen je Statusgruppe in Kommissionen neben der Gleichstellungsbeauftragten

• die Bereitstellung von einer Sonderausstattung für Wissenschaftlerinnen zur Förderung ihrer Beteiligung an Forschungsvorhaben

• Transparenz personenbezogener Entscheidungen

• Erhöhung der Gleichstellungskompetenz im Personalwesen (z.B. Finanzierung gezielter Weiterbildungsangebote für Personalverantwortliche)

• Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Personalentwicklung z.B. die rechtzeitige Bereitstellung von Vertretungsmitteln für Mutterschutz und Elternzeit auch in Drittmittelprojekten, wie von der DFG seit längerem praktiziert

• Einrichtung eines internen Fonds für Wiedereinstiegsstipendien nach familienbedingten Ausfallzeiten

• Öffentlichkeitsarbeit zu Forscherinnen und Forschern mit Kindern sowie die gezielte Öffentlichkeitsarbeit zur Motivation von Wissenschaftlerinnen

 

Von den Mitgliedern des Senats und des Universitätsrats wurde die scheidende Gleichstellungsbeauftragte mit einem besonderen Applaus bedacht. „Die Universität ist Ihnen für Ihre Arbeit zu besonderem Dank verpflichtet“, betonte der Vorsitzende des Universitätsrats, Matthias Kleinert, und versicherte: „So nimmt zum Beispiel die Zertifizierung der Universität Hohenheim als erste familiengerechte Hochschule des Landes und die damit verbundenen Projekte beim Universitätsrat einen besonderen Stellenwert ein.“

Als Rektor der Universität Hohenheim vermischte Prof. Dr. Hans-Peter Liebig seinen Dank mit einer besonderen Würdigung der Arbeit von Prof. Dr. Bode und erinnerte an wichtige, zum Teil bundesweit einmalige Projekte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie beispielsweise die Campusferien, die Kinderfeuerwehr, die Kita Kleinstein oder das Hohenheimer Mentoring Programm MentHo als Networking-Plattform für Absolventinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen. „Seien Sie versichert, dass wir auch im neuen Rektorat für eine entsprechende Verankerung der Gleichstellungs-Thematik Sorge tragen werden."

 

Text: Klebs


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