„Hungersnot und Gotteszorn“:
Kulturelle, religiöse und soziale Folgen des Tambora-Ausbruchs  [19.01.18]

Di. 23. Januar 2018, 19:00 Uhr, Schloss Hohenheim, Westflügel, Hörsaal 5: Vortrag der Ökumenischen Hochschulgemeinde Hohenheim (OEHG) an der Universität Hohenheim

Der verheerendste Vulkanausbruch der Neuzeit im Jahr 1815 verursachte in den Folgejahren große Klimaveränderungen, Missernten und die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Weltweit hatten die Menschen mit den Folgen des Tambora-Ausbruchs zu kämpfen – sozial, religiös und kulturell. In seinem Vortrag „Der Vulkan Tambora - Soziale, kulturelle und religiöse Folgen“ berichtet Dr. Matthias Burger von der Ökumenischen Hochschulgemeinde Hohenheim (OEHG) über die Verhältnisse dieser Zeit und darüber, welche Auswirkungen der Ausbruch für die Zukunft Württembergs hatte. Eine davon: Die Gründung der Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim, aus der später die Universität Hohenheim in Stuttgart hervorging. Weitere Vorträge und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr unter www.uni-hohenheim.de/jubilaeum


Mit einer Sprengkraft von etwa 170.000 Hiroshima-Bomben brach der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa am 15. April 1815 aus. Tonnen von Asche- und Staubpartikeln schossen in die Atmosphäre, legten sich auf den Erdball und verdunkelten den Himmel. So dicht, dass der Sommer 1816 ausfiel und die Ernten verdarben.

Doch diese Verbindungen zwischen den Klimaveränderungen und dem Ausbruch des Tambora begannen Experten erst knapp 100 Jahre später zu ziehen, erklärt Dr. Matthias Burger von der Ökumenischen Hochschulgemeinde OEHG. SeinVortrag „Der Vulkan Tambora - Soziale, kulturelle und religiöse Folgen“ beschäftigt sich deshalb mit den Schlussfolgerungen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert.

„Damals konnten sich die Menschen nicht erklären, was passiert war. Sie waren vollkommen unvorbereitet und den Katastrophen hilflos ausgeliefert. Das hatte in den sogenannten Hungerjahren 1816/17 eine verzweifelte Auswanderungswelle zur Folge“, erklärt Dr. Burger.  „Gleichzeitig suchten sie in ihrer Not in der Bibel nach Hinweisen, warum Gott sie bestrafe, oder fragten sich sogar, ob das Ende der Welt gekommen sei.“

Horrorgeschichten, Gemälde und die Gründung der Universität Hohenheim

Neben den Katastrophen brachte der Vulkanausbrauch aber auch Gutes hervor: Mit der Verzweiflung und Not der verhungernden Menschen in Württemberg konfrontiert, sah sich das gerade erst gekrönte Königspaar, Wilhelm I. von Württemberg und seine Frau Katharina Pawlowna, gezwungen, schnell und vor allem langfristig zu handeln.

Die Gründung der Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim am 20. November 1818, aus der später die Universität Hohenheim hervorging, sollte diese langfristige Lösung sein. Der Kerngedanke: Eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung durch neues und zusätzliches landwirtschaftliches Wissen.

Das Massensterben von Tieren durch die Hungersnot, vor allem von Pferden, trieb zudem die Entwicklung der Draisine voran. Der regnerische Sommer inspirierte Autoren zu Schauergeschichten wie Mary Shelleys „Frankenstein“. Und Maler wie William Turner brachten die intensiven orangeroten Sonnenuntergänge der Zeit auf die Leinwand.

Co-Jubilare: Kreissparkasse und der Cannstatter Wasen

Neben der Musteranstalt gründeten Wilhelm I von Württemberg und Katharina auch den Vorläufer der Landessparkasse, und mit dem „landwirtschaftlichen Fest zu Cannstatt“ feierte der Cannstatter Wasen sein Debüt. „So katastrophal der Ausbruch und seine Folgen auch waren, so hat er doch auch die Geschichte Württembergs und seine Entwicklung maßgeblich geprägt“, fasst Dr. Burger zusammen.

Hintergrund: 200 Jahre Universität Hohenheim

200 Jahre nach ihrer Gründung folgt die Universität Hohenheim ihrem Gründungsauftrag, durch Forschung und Lehre Beiträge zur Lösung globaler Herausforderungen zu liefern. Im Jubiläumsjahr 2018 feiert sie das mit 180 Veranstaltungen. Themen wie Ernährung und Gesundheit, Klima, Wasser und Ökosysteme, soziale Ungleichheit oder Bioökonomie spielen dabei ebenso eine Rolle wie die kulturellen Aspekte des Campuslebens. Programm und Infos unter www.uni-hohenheim.de/jubilaeum2018 und #hohenheim200 auf Facebook, Instagram und Twitter.

Weitere Vorträge gibt es das ganze Jahr.

Text: Schmid

Kontakt für Medien:

Dr. Matthias Burger, Leiter der Ökumenische Hochschulgemeinde Hohenheim,
T 0711 - 45 97 153, E Dr.Matthias.Burger@oehg.de


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