Deutsches Bio-Siegel als Vorbild für Europa?  [23.03.07]

Ab 2009 muss auf allen Bioprodukten ein einheitliches Logo prangen. Forscher der Universität Hohenheim schlagen vor, die Gestaltung des Logos am gut eingeführten deutschen Bio-Siegel zu orientieren.

Bio boomt in Deutschlands Supermärkten: An vielen Discounter-Regalen prangt inzwischen das sechseckige Bio-Siegel mit grünem Rand und schwarzer Schrift. „Eine Erfolgsstory, die zur großen Verbreitung von Biolebensmitteln beitrug“, ziehen Forscher der Universität Hohenheim Bilanz – und fordern, das bislang erfolglose EU-Siegel durch die gut eingeführte deutsche Variante zu ersetzen.
Bis heute noch beschäftigen sich 600 Experten mit allen Facetten des Ökomarktes und Ökolandbaus. Globalisierungsthemen, wie das der neuen Rolle Chinas im Ökomarkt, die internationale Armutsbekämpfung durch Ökolandbau, aber auch Bioenergie, Pflanzenbau, Tierhaltung und allgemeine Agrarpolitik stehen seit drei Tagen auf der Tagesordnung. Nachhaltigkeit - über die ganze Kette vom Anbau über Lebensmittelverarbeitung und -handel bis hin zur Verbraucherforschung - ist zentrales Thema der zeitgleich stattfindenden Jahrestagung des EU-Projekts Quality Low Input Food (QLIF).

„Das deutsche Bio-Siegel sollte als Vorbild für ein neues europäisches Logo dienen“ - so der Vorschlag der Agrarökonomen Alexander Zorn, Christian Eichert und Prof. Dr. Stephan Dabbert von der Universität Hohenheim auf der 9. Wissenschaftstagung. Das derzeitige europäische Öko-Logo ist in Deutschland kaum bekannt – ganz anders als das sechseckige Bio-Siegel, das bestens eingeführt ist.

Der deutsche Markt ist mit Abstand der größte Bio-Markt in Europa und damit hat das deutsche Bio-Siegel die weiteste Verbreitung aller staatlichen Bio-Siegel. Zudem ist das derzeitige europäische Öko-Logo mit anderen europäischen Logos leicht zu verwechseln - eine Kritik, die auch die Forscher der Universität Hohenheim teilen.

Der Zeitpunkt für einen Logowechsel ist günstig: Zurzeit steht die EU kurz vor einer Neufassung der EU-Ökoverordnung als gesetzliche Grundlage des europäischen Öko-Sektors. Auf eine allgemeine Ausrichtung konnte sich der europäische Rat bereits einigen. Endgültig verabschiedet werden kann die Verordnung erst nach der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zum Verordnungsentwurf, mit der in diesem Monat gerechnet wird.

EU-Kommissarin Fischer-Boel hat nun versprochen, bevor die Verwendung des europäischen Logos 2009 Pflicht wird, ein neues Design zu entwickeln und um Vorschläge dafür gebeten. Auf diese Bitte von Frau Fischer-Boel reagieren die Forscher der Universität Hohenheim mit einem Vorschlag auf dem Hohenheimer Kongress.

Die verpflichtende Verwendung des europäischen Logos war im Vorfeld des Beschlusses des Ministerrates durchaus umstritten. Die Inhaber privater Logos befürchten eine Abwertung ihrer häufig mit erheblichen Kosten etablierten Warenzeichen. Für die Positionierung von Verbands-Bioware, die einen noch höheren Standard garantiert - wie beispielsweise Bioland, Naturland oder Demeter - bedeutet die neue Pflichtkennzeichnung eine Herausforderung, so die Hohenheimer Agrarökonomen.

"Zeitgemäße Kriterien" fordert der Schweizer Experte Otto Schmid vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau und führt folgende vier Schlüsselkriterien für das EU-Logo auf: "Zuerst sollte das EU-Logo eindeutig erkennbar sein. Es sollte nicht national geprägt sein und die Regionalität der Bioprodukte sollte auf gute Art und Weise daran gekoppelt werden können". Schließlich solle es zukunftsweisend und nicht allzu modisch sein. Als weiteres sekundäres Kriterium sei das jetzige sechseckige deutsche Logo sehr gut, da die sechs Ecken für die Kooperationspartner auf dem Markt stehen. Prof. Dr. Angelika Ploeger von der Universität Kassel wünscht sich ein einheitliches EU-Logo für alle, das Raum bietet, das jeweilige Herkunftsland bzw. den Ort der Verarbeitung der Rohstoffe kenntlich zu machen.

Insgesamt böte die Neuregelung der EU-Ökoverordnung durchaus auch Positives: "Das strenge Verwendungsverbot von gentechnisch veränderten Organismen für Bioware bleibt und erstmals gibt es auch Vorschriften für die Verarbeitung von Wein und für Produkte aus Aquakultur", nennt Prof. Dr. Dabbert einige Punkte, die zur Zufriedenheit des Biosektors gelöst worden seien. Es eröffne sich die Chance auf ein klarer strukturiertes Gesetzeswerk mit neuen - bisher nicht ausdrücklich formulierten - allgemein verbindlichen Richtlinien und Grundsätzen der ökologischen Erzeugung.

Kontakt für Medien:

Alexander Zorn, Christian Eichert, Prof. Dr. Stephan Dabbert, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre, Universität Hohenheim
Tel.: 0711 459-22541, E-Mail: dabbert@uni-hohenheim.de


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