Ärztestreik und Gesundheitsreform:
zur Situation der Mediziner in Deutschland  [05.02.07]

Podiumsdiskussion zur aktuellen Situation niedergelassener und stationär tätiger Ärzte im Gesundheitswesen und die Folgen für den Patienten
Eine Debatte im Rahmen der Hohenheimer Sozialpolitischen Gespräche
08.02.07, 16:15 Uhr, Euro-Forum der Universität Hohenheim, Kirchnerstraße 3, 70599 Stuttgart

Vergangenen Freitag wurde mit der Gesundheitsreform im Bundestag das wohl umstrittenste Mammutprojekt der großen Koalition zur Abstimmung gebracht. Parallel zu den gesundheitspolitischen Debatten tobte im Sommer 2006 die Auseinandersetzung über einen neuen Tarifvertrag für Klinikärzte, der in dem größten Ärztestreik seit 30 Jahren gipfelte. Die Folgen des Tarifabschlusses und der Gesundheitsreform für Ärzte und Patienten sind Gegenstand der Hohenheimer Sozialpolitischen Gespräche, die von Prof. Dr. Christian Ernst, Lehrstuhl für Ökonomik und Management sozialer Dienstleistungen an der Universität Hohenheim, jährlich veranstaltet werden.

„Die Polarisierung des Podiums lässt eine spannende Debatte vermuten“, sagt Prof. Dr. Ernst. Die Geschäftsführerin der Oberschwaben-Klinik, Dr. Elizabeth Harrison-Neu, als Vertreterin der Arbeitgeber und Dr. Josef Ungemach, Vorstandsmitglied des Marburger Bundes, werden ebenso aufeinander treffen wie Andreas Vogt, Leiter der Landesvertretung der Techniker-Krankenkasse in Baden-Württemberg und Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender der ärztlichen Interessenvertretung MEDI Baden-Württemberg e.V. Dr. Werner Herzmann, ebenfalls Mitglied des Marburger Bundes, vertritt den Standpunkt derjenigen jungen Ärzte und Ärztinnen, die Deutschland frustriert den Rücken kehren und ihren Beruf bei geregelten Arbeitszeiten und z. T. deutlich höherer Vergütung in Norwegen oder Großbritannien ausüben. „Mit diesen Experten haben wir es geschafft, alle wesentlichen Bruchlinien in der Gesundheitsdiskussion abzubilden“, so Prof. Dr. Ernst weiter.

Die Teilnahme an der Podiumsdiskussion ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Hintergrund

Im Sommer 2006 einigten sich der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaften von Ländern und Kommunen auf einen neuen Tarifvertrag für Klinikärzte. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung mit beispielloser Schärfe, die ihren Höhepunkt 2006 in Deutschlands größtem Ärztestreik seit 30 Jahren fand. Der mühsam errungene Kompromiss beinhaltete für beide Seiten große Zugeständnisse: Weder konnte die erstmals direkt verhandelnde Ärztegewerkschaft Marburger Bund sich in allen zentralen Punkten zur Verbesserung von Arbeitszeiten und Gehältern durchsetzen, noch konnten die Arbeitgeber erhebliche Zusatzkosten durch den Abschluss verhindern.

Sechs Monate nach der Unterzeichnung haben sich die Wogen im Gesundheitssystem aber nicht geglättet. So ist die immer wieder verschobene verbindliche Anwendung des Arbeitszeitgesetzes in den Krankenhäusern seit 1.1.2007 Pflicht. Zudem gärt es unter den niedergelassenen Ärzten weiter, an deren Situation sich nach eigener Einschätzung, trotz Praxisschließungen und Protesttagen, nahezu nichts geändert hat. Mit der Gesundheitsreform stand am 2. Februar das wohl umstrittenste Mammutprojekt der großen Koalition zur Abstimmung im Bundestag. Deren Konsequenzen - sowohl für Krankenhaus- als auch niedergelassene Ärzte - sind vielfältig, bilden doch unter anderem die Vergütung ärztlicher Leistungen und Kürzungen von Mittelzuweisungen an die Kliniken wichtige Bestandteile des Gesetzeswerkes.

Hohenheimer Sozialpolitische Gespräche

Die Veranstaltungsreihe „Hohenheimer Sozialpolitische Gespräche“ bringt in regelmäßigen Abständen einschlägig befasste Wissenschaftler und Praktiker zu einer öffentlichen Diskussion zusammen. Die Federführung liegt beim Lehrstuhl für Ökonomik und Management sozialer Dienstleistungen. Die Reihe war im Sommersemester 1996 vom damaligen Lehrstuhl für Haushaltsökonomik ins Leben gerufen worden.

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Christian Ernst, Fachgebiet Ökonomik und Management sozialer Dienstleistungen, Institut für Haushalts- und Konsumökonomik, Universität Hohenheim
Tel.: 0711 459-23855, E-Mail: sodienst@uni-hohenheim.de


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