Kulinarische Lust. Eine Filmreihe über die Geschlechter beim Essen. [02.11.06]
Vier Veranstaltungen mit anschließender Diskussion,
jeweils montags ab 13. November 2006, 18:00 Uhr, Thomas-Müntzer-Scheuer, Emil-Wolff-Str. 20, 70599 Stuttgart
Das Auge isst mit: An vier Abenden von November bis Februar präsentiert das Kompetenzzentrum „Gender und Ernährung“ der Universität Hohenheim Filme und Diskussion zur kulinarischen Lust. Deren Ambivalenz hat Künstler immer wieder veranlasst, am Essen Symptome für den Zustand der Gesellschaft aufzuzeigen. Es ernten, kochen und essen immer Frauen und Männer, Menschen, die lieben, hassen oder sich gleichgültig begegnen. Aber nie ist die Lust am Essen nur Geschäft, wie wahre Liebe nie Ware sein kann. Den Auftakt macht Alfonso Araus „Bittersüße Schokolade“ am Montag, 13. November 2006 ab 18:00 Uhr in der Thomas-Müntzer-Scheuer, Emil-Wolff-Str. 20, 70599 Stuttgart.
Schon lange haben wir gelernt, das Bedürfnis nach Nahrung zu bändigen. Immer ist es ein Skandal, stürzen wir uns einfach darauf. Wir sollen uns erst die Hände waschen, um später kochen zu lernen. Oft genug dürfen wir nicht die Finger benutzen, sondern fassen Messer, Gabel, Löffel, womöglich Stäbchen an. Töpfe, Teller, Decken, Gläser, Servietten und Gabelbänkchen sind zivile Hürden vor der Befriedigung des Hungers. Sie lassen ihn Appetit werden, sublimieren ihn zur Lust.
Schließlich ist die Lust selbst der Zweck des Essens: Die Lust am Essen trennt Bedürfnis und Erfüllung, den Schmerz von der Freude. Das hat sie gemeinsam mit der zivilisatorischen Bändigung des Geschlechterverhältnisses. Aber es gibt noch mehr Bezüge. Die Rollen bei der Bereitstellung und beim Konsum von Nahrung sind geschlechtsspezifisch konnotiert. Liebe, so sagt man, „geht durch den Magen“, Liebe wird durch die Zubereitung von Mahlzeiten transportiert und dies auch heute noch meist in der Tradition der klassischen geschlechtsspezifischen Rollenzuweisung.
An vier Montagabenden von November bis Februar lädt das Kompetenzzentrum der Universität Hohenheim zu vier Filmen mit einer anschließenden Diskussion über den Sinn von Ernährung, der Lust beim Essen und dem Verhältnis der Geschlechter ein. Am Montag, den 13. November 2006, starten wir mit Alfonso Araus „Bittersüße Schokolade“ (1995). Die weiteren Filmabende finden am 11. Dezember 2006, 15. Januar 2007 und 12. Februar 2007, ebenfalls um 18:00 Uhr, in der Thomas-Müntzer-Scheuer statt. Gezeigt werden große Filme wie Peter Greenaways „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ (1989), Gabriel Axels „Babettes Fest“ (1988) oder Ang Lees „eat drink man woman“ (1994).