Girls’ Day an der Universität Hohenheim
Mädchen packen an in Werkstatt, Stall und Rechenzentrum  [15.04.09]

Universität verdoppelt ihr Angebot / ergänzender Boys` Day für Auszubildende ab 2010

Einen Computer zerlegen, junge Schafe und Lämmer versorgen oder eine PC-gesteuerte Fräse bedienen: Zum bundesweiten Girls’ Day am 23. April 2009 wartet die Universität Hohenheim gleich mit drei verschiedenen Programmpunkten auf. Möglich macht es der einzigartige Campus mit seinem breiten Spektrum an Arbeitsstellen von Handwerk und Agrarwirtschaft bis EDV und Verwaltung. Ab 8:00 Uhr werden 26 Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren hier Berufe erkunden, in denen Frauen bislang noch unterrepräsentiert sind. Betreut werden sie vom Büro für Chancengleichheit in Technik und Verwaltung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilungen. Die Medien sind eingeladen, mit dabei zu sein.

Unter Teenagern scheint der Girls’ Day in Hohenheim bereits als Geheimtipp gehandelt zu werden. So jedenfalls der Eindruck der Organisatorin Christina Lex, stellvertretende Beauftrage für Chancengleichheit in Verwaltung und Technik: „Sogar aus Calw reisten die Mädchen an und empfehlen uns in der Familie weiter. War im vergangenen Jahr die ältere Schwester dabei, steht nun die Jüngere auf der Teilnahmeliste“.

Grund genug für die Universität ihr Angebot an Schnupperplätzen in diesem Jahr mehr als zu verdoppeln: Wo im vergangenen Jahr 12 Mädchen in männerdominierten Berufen mitarbeiteten, werden es dieses Jahr 26 sein.

 

8:00 Uhr
Begrüßung: Was werden wir erleben?

Besonderen Wert legt Organisatorin Lex auf gute Betreuung. Ab 8:00 Uhr treffen sich alle 26 Mädchen mit ihren Begleiterinnen und Begleitern zur Einführung im Landwirtschaftsmuseum. „Die Mädchen sollen nicht nur unbekannte Arbeitsplätze kennenlernen, sondern auch Hintergründe. Zum Beispiel, dass junge Frauen oft höherwertige Abschlüsse als Männer haben und trotzdem häufiger in niedriger qualifizierten Berufen arbeiten“, begründet die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte für Technik und Verwaltung. Danach begleiten die Teilnehmerinnen die Mitarbeiter in den Arbeitsalltag.

 

8:30 Uhr
Die wissenschaftlichen Werkstätten: Ein Blick hinter die Kulissen

Was machen Schreiner, Schlosser und Elektriker an einer Universität? In den wissenschaftlichen Werkstätten werden die Geräte, Möbel und Versuchsapparate für den Universitätsbetrieb hergestellt. In der Metallbearbeitung lernen die Mädchen, wie man mit speziellen Computerprogrammen ein Bauteil aus geometrischen Formen konstruiert, das dann an der CNC-Fräse Wirklichkeit wird. Der Schreiner zeigt den Junghandwerkerinnen wie sie mit der Säge umgehen und eigenhändig eine kleine Holzarbeit anfertigen. In der Elektronikwerkstatt glühen die Drähte, wenn sich die Teilnehmerinnen am Löten ausprobieren.

 

8:30 Uhr (zeitgleich)
Das Rechenzentrum: Web, Video und Computer unter der Lupe

Was genau wird im Rechenzentrum gerechnet? Um das herauszufinden dürfen die Mädchen einen Computer selbst auseinanderbauen und in seine Einzelteile zerlegen. Dann werden sie mit dem Betriebssystem Linux vertraut gemacht und erfahren wo es zum Einsatz kommt. Die Vorteile des Systems können sie dann selbst am PC erproben. Auch eine eigene Homepage zu bauen wird für die Mädchen nach ihrem Besuch im Rechenzentrum kein Hexenwerk mehr sein.

 

8:30 Uhr (zeitgleich)
Die landwirtschaftliche Versuchsstation: Arbeiten auf dem Uni-Bauernhof

Welches junge Mädchen träumt nicht von einem Leben auf dem Hof? In der Versuchsstation lernen die Mädchen wie viel Fachwissen und Arbeitskraft die Landwirtschaft erfordert. Sie füttern die Schafe und betreuen die Lämmer im Schafstall oder kümmern sich um die Pflanzen im Gewächshaus. Eine andere Gruppe nimmt den Maschinenpark in Beschlag und lernt die verschiedenen Fahrzeuge und Geräte in der Landwirtschaft kennen.

 

13:00 Uhr
Gemeinsames Feedback: Was haben wir heute gelernt?

Ungefähr drei Stunden verbringen die Schülerinnen in ihrer Arbeitsgruppe bevor sie sich am Ende zu einem gemeinsamen Essen in der Mensa treffen. Diese Gelegenheit nutzen sie zu einer Feedbackrunde, in der die Mädchen von ihren Erfahrungen in ihrem Spezialgebiet erzählen und ihre Eindrücke untereinander und mit den Organisatorinnen austauschen. Was die Teilnehmerinnen dabei mitnehmen: Der Girls Day bietet für die Mädchen nicht nur die Chance in ein noch unbekanntes Berufsfeld hineinzuschnuppern, sondern auch die konkrete Möglichkeit für ein Praktikum.

 

Girls´ Day – warum und wozu?

Chancengleichheit beginnt schon vor der Ausbildung. Obwohl Mädchen bessere schulische Leistungen bringen wie ihre Mitschüler, wirkt sich dies meist nicht auf ihre Berufswahl aus. Ein hoher Prozentsatz der Schulabgängerinnen entscheidet sich immer wieder für die am häufigsten von Frauen ausgeübten Berufe, wie Kauffrau im Einzelhandel, Verkäuferin oder Friseurin. Problematisch ist nicht nur, dass es viele junge Frauen nicht wagen die traditionellen Rollenvorstellungen zu durchbrechen. Auch dass Frauen in diesen Berufen immer noch schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen ist eine Bremse für ihre berufliche Karriere. Der Girls´ Day bietet den Mädchen die Chance, ihre Fähigkeiten und Stärken zu erkennen, damit sie sich auch in untypische Berufsfelder vorwagen. Die Perspektiven, die sich in Technik und Verwaltung bieten, sollen in das Berufswahlspektrum der jungen und hochqualifizierten Frauen Einzug finden. Der Girls´ Day wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen und ist eine Gemeinschaftsaktion von verschiedenen Organisationen auf Bundesebene. Koordiniert wird die Veranstaltung von der bundesweiten Koordinationsstelle Girls´ Day - Mädchenzukunftstag und dem Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.

 

 

Ab 2010: Boys’ Day in Hohenheim

Ab dem kommenden Jahr plant die Universität Hohenheim zeitgleich auch für Jungs neue Angebote zum Kennenlernen typisch weiblicher Berufsfelder anzubieten. Dafür wollen die Organisatorinnen die Bereiche Hauswirtschaft und Kinderbetreuung sowie die Tierklinik für die Durchführung gewinnen. Bundesweit wurde das Pendant für die Jungen 2005 initiiert. Es unterstützt Initiativen zur Erweiterung der Berufs- und Studienfachwahl der Schüler, zur Flexibilisierung männlicher Rollenbilder und zum Ausbau sozialer Kompetenzen. Die Fakultät Naturwissenschaften der Universität Hohenheim erzielte 2005 bereits bundesweite Aufmerksamkeit mit ihrem Hohenheimer Boys´ Day für Studenten.

 

Text: Konstantinidis / Klebs

Kontakt für Medien:

Christina Lex, Universität Hohenheim, stellv. Beauftragte für Chancengleichheit in Verwaltung und Technik
Tel.: 0711/ 459 22470; bfc@uni-hohenheim.de


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