Die Kinder in Deutschland sagen leise Amen  [12.07.06]

Die Mehrheit der Deutschen plädiert für eine religiöse Erziehung der Kinder

„Was bedeutet für Sie Religion?“ - Die berühmte Gretchenfrage hat jetzt die Identity Foundation in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Hohenheim in einer repräsentativen Erhebung an die Deutschen gerichtet. Fast zwei Drittel der Deutschen lassen sich von religiösen oder spirituellen Fragen ansprechen, als wirklich atheistisch bezeichnen sich nur gut 20 Prozent.

Das Thema Religion wird allerdings sehr kontrovers diskutiert. Einerseits meint eine deutliche Mehrheit von fast 57 Prozent der Deutschen, dass eine religiöse Erziehung der Kinder für deren Entwicklung ausgesprochen förderlich ist und dass man mit Kindern ein „Gute-Nacht-Gebet“ einüben sollte, auf der anderen Seite interessiert sich fast jeder zweite Deutsche für esoterische Fragen.

Überraschend ist der Befund, dass die große Mehrheit der Deutschen die wissenschaftliche Weltdeutung nicht befriedigt, sie ist vielmehr der Überzeugung, dass es in der Welt Ereignisse und Vorgänge gibt, die letztlich nicht rational erklärbar sind. Daher glaubt auch jeder Zweite in Deutschland, dass unser Kosmos von einer geistigen Macht zusammengehalten wird und es nicht schaden kann, auf Holz zu klopfen oder einen Talisman bei sich zu haben.

Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Kopftuchstreit überrascht ferner der Befund, dass die große Mehrheit der Deutschen (70 Prozent) sich dagegen aussprechen, dass muslimische Mädchen in Schulen Kopftücher tragen dürfen.

Unerwartet ist schließlich auch das Ergebnis, dass immerhin 40 Prozent der Deutschen der Überzeugung sind, dass Deutschland wieder mehr religiöse Werte braucht. Offenbar ist die Sehnsucht nach Sinndeutung ungebrochen. Das macht sich auch in der Haltung zur Wirtschaft bemerkbar. Jeder dritte Deutsche ist der Auffassung, dass christliche Überzeugungen in der Wirtschaft eine stärkere Rolle spielen sollten und jeder fünfte denkt sogar, dass Religion für den beruflichen Erfolg förderlich ist.

Auch in der Politik spielen Fragen der Religiosität für die Deutschen eine Rolle. Immerhin meint fast jeder Dritte, dass Minister bei ihrer öffentlichen Vereidigung die Formel „So wahr mir Gott helfe“ heranziehen sollten. Interessant im Zusammenhang mit der Diskussion über die europäische Verfassung ist das Ergebnis, dass ein Gottesbezug in der Präambel nicht unbedingt gewollt wird. Nur 25 Prozent der Deutschen plädieren für eine Aufnahme des christlichen Gottesbezuges in den Verfassungstext.

Dr. Andreas Bunz, der die wissenschaftliche Konzeption der Untersuchung begleitet hat, fasst zusammen: „Die Befunde der Untersuchung zeigen, dass Deutschland noch lange nicht so stark säkularisiert ist, wie allgemein angenommen wird. Zumindest wird das medial vermittelte Bild einer religionsfernen Gesellschaft an vielen Stellen deutlich korrigiert.“

Kontakt für Medien:

Dr. Andreas Bunz, Universität Hohenheim,
Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung,
Tel.: 0711 459-23418, E-Mail: bunz@uni-hohenheim.de


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