Studie zu Bauprojekten:
Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg  [25.06.24]

Information und Dialog sind die Haupt-Ziele der Kommunikation bei Bauvorhaben, so eine Studie der Uni Hohenheim und der Kommunikationsberatung clavis.

Ohne professionelle Kommunikation lassen sich große Bau- und Infrastrukturprojekte nicht mehr erfolgreich umsetzen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart und des Beratungsunternehmens clavis. Download der Studie: t1p.de/studie-bauprojekte-2024


Fast alle Projektverantwortlichen setzten bei Bauvorhaben auf freiwillige Kommunikation – 87 Prozent mit dem Ziel der Information, 72 Prozent mit dem Ziel des Dialoges. Nur zwei Prozent gaben an, ohne Kommunikation ausgekommen zu sein. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie der deutschen Universität und des österreichischen Kommunikationsberatungsunternehmens.

Sie haben im März und April 2024 Projektverantwortliche von 224 Bauvorhaben in Deutschland, Österreich und Südtirol befragt, darunter Projekte wie der SuedLink, der Brenner-Basistunnel, Geothermie-Kraftwerke, Hochwasserschutzanlagen, Konzerthäuser und Logistik-Zentren. Das Investitionsvolumen der Projekte liegt insgesamt bei 426 Milliarden Euro. Aus Deutschland waren 155 Projekte mit einem Volumen von knapp 380 Milliarden dabei, aus Österreich 55 Projekte mit 40 Milliarden und aus Südtirol 14 Projekte mit 6,5 Milliarden.

„Eine ähnliche Befragung haben wir bereits 2018 gemeinsam durchgeführt. Nun sind die Ergebnisse noch eindeutiger: Kommunikation und Beteiligung sind nicht nur gesellschaftlich sinnvoll, sie zahlen sich auch für die Vorhabenträger aus“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Frank Brettschneider vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.


Nutzen höher als Kosten

Das zeige sich nicht nur an dem Umstand, dass nahezu zwei Drittel der Befragten den Nutzen der Kommunikation höher einschätzen als die Kosten. Sondern auch daran, dass 72 Prozent der Vorhabenträger der Meinung seien, dass die Kommunikation ihr Projekt positiv beeinflusst hat. Nur vier Prozent berichten vom umgekehrten Effekt. Die übrigen sehen keinen Einfluss der Kommunikation auf ihr Projekt oder können das noch nicht sagen.

„Früher hat es oft geheißen, man kommuniziere nicht, um keine ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. Heute wissen die Projektwerber, dass die Scheinwerfer oft schon sehr früh auf sie gerichtet sind, und gestalten ihre Kommunikation dementsprechend vorausschauend“, analysiert clavis-Geschäftsführer Ulrich Müller. Mit aktiver Kommunikation könne man nämlich die Wahrnehmung bei den Stakeholdern und in der Öffentlichkeit steuern, während bei mangelnder eigener Kommunikation oft Projektgegner:innen, etwa aus Bürgerinitiativen, NGOs oder anderen Interessengruppen, den Deutungsrahmen vorgeben.


Fehlende politische Unterstützung als Minuspunkt

Zu wenig, zu späte oder zu wenig professionelle Kommunikation sind daher Gründe für mangelnden Projekterfolg, gaben die Projektverantwortlichen an. Andere Gründe seien die fehlende politische Unterstützung, bürokratische Hürden, emotionale Bürgerinitiativen und Fake-News.

Beim Großteil der befragten Unternehmen ist die Akzeptanz für das Projekt mit der Kommunikation gestiegen, nur bei neun Projekten hat sich die Akzeptanz verschlechtert. Eingesetzt wurden etwa Medienarbeit, Informationsveranstaltungen, Projektwebsites und Visualisierungen (u. a. Virtual Reality und 3D).

Relativ neu sind sogenannte Bürgerräte, also Dialogveranstaltungen mit zufällig ausgewählten Bürger:innen. Sie wurden bislang nur von wenigen Projektverantwortlichen durchgeführt, aber diejenigen, die dieses Instrument verwendet haben, beurteilen es als ganz besonders wertvoll. Social Media hingegen werden eher nicht als nützlich wahrgenommen – zumindest nicht in der Planungsphase. Aber während der Bauausführung werden Informationen auf YouTube und auf Instagram zur Verfügung gestellt.


Kommunikation macht Planung nachvollziehbar

Den größten Gewinn sehen die Vorhabenträger in der gewonnenen Transparenz. Der Aussage „Der Einsatz von Kommunikation hat unsere Planungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar gemacht“ stimmen 83 Prozent der Befragten zu. 80 Prozent sagen, die Kommunikation habe ein kooperatives Miteinander mit den Stakeholdern gefördert, 45 Prozent meinen, die Kommunikation habe Proteste reduziert oder verhindert.

„Kommunikation ermöglicht gesellschaftlich tragfähige Lösungen auch bei strittigen Projekten. Das sehen wir jetzt auf einer sehr breiten Basis – es handelt sich um die größte länderübergreifende Studie zum Thema Projektkommunikation im deutschsprachigen Raum. Projekterfolg erfordert Dialog mit der Bürgerschaft, der Politik und der Verwaltung. Immer mehr Unternehmen in Deutschland, Österreich und Südtirol wissen das und handeln entsprechend“, bilanziert Studienleiter Prof. Dr. Brettschneider.


Weitere Informationen
Download Studie: https://t1p.de/studie-bauprojekte-2024

Text: clavis / Elsner

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, Institut für Kommunikationswissenschaft
T 0711/459-24030, E frank.brettschneider@uni-hohenheim.de


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