Holocaust-Oratorium von Zane Zalis „i believe“:
Hohenheimer Uni-Sinfoniker und Partner bieten Europa-Premiere [04.11.13]
Pressetermin mit Komponisten: 6. Nov., 17:45 Uhr, Ev. Kirche Steckfeld, Stuttgart
Gedenk-Konzerte in Anwesenheit des Komponisten Zane Zalis: 9. und 10. Nov.
75 Jahre Reichspogromnacht: Mit einer bewegenden, multimedialen Europa-Premiere des Holocaust-Oratoriums „i believe – A HOLOCAUST ORATORIO FOR TODAY“ will ein Projekt von Stuttgarter Musikern diesem besonderen Datum gedenken. Das bewegende Stück des kanadischen Komponisten Zane Zalis wurde 2009 in Winnipeg uraufgeführt. In ihr Konzert blenden die Musiker zwischen den einzelnen Sätzen Video-Passagen mit dem Interview einer Stuttgarter Zeitzeugin ein. Das Oratorium ist eine Gemeinschaftsproduktion des Sinfonieorchesters der Universität Hohenheim und des Solitude-Chors Stuttgart, mit internationalen Solisten und den Aurelius Sängerknaben aus Calw. Dirigiert werden alle drei Konzerte von Klaus Breuninger. Die öffentlichen Aufführungen sind am 9. und 10. November jeweils um 19:00 Uhr in der Ev. Kirche im Steckfeld in Stuttgart-Hohenheim bzw. der Ev. Markuskirche in Stuttgart-Süd.
Ausgewählten Personenkreisen gewähren die Künstler bereits im Vorfeld der Aufführungen einen Einblick:
• MEDIENVERTRETER laden die Veranstalter zur Hauptprobe mit Komponist Zane Zalis am Mittwoch, 6. November 2013, ein. Das Pressegespräch beginnt um 17:45 Uhr, die Generalprobe um 18:30 Uhr. Ort: Evangelische Kirche Steckfeld, Steinwaldstraße 2, 70599 Stuttgart
• SCHÜLER der 9. bis 13. Klasse laden die Veranstalter zu einem vorgeschalteten Werkstattkonzert am 07. November. Es sei wichtig, gerade auch diese Generation zu erreichen, betont Sibylle Hirzel, Musik- und Theaterbeauftragte der Universität Hohenheim: „Die jüngere Generation hat kaum noch Bezug zum Holocaust, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt. Es ist schwer für sie, die Tragweite dieser schrecklichen Ereignisse zu erfassen.“
Video-Sequenzen mit der Holocaust-Überlebenden Rachel Dror
Auch die Musiker sehen es als eine Herausforderung, geschichtliches Wissen so zu vermitteln, dass es nicht in Vergessenheit gerät. Deshalb gehört es zum Konzept des Leitungsteams um Dirigent Klaus Breuninger, dass während der beiden Konzerte kurze Videosequenzen zwischen den einzelnen Sätzen gezeigt werden.
„In diesen Sequenzen berichtet Rachel Dror, eine Stuttgarter Zeitzeugin und Überlebende des Holocaust von ihren Erlebnissen und ihrem Schicksal.“ erklärt Sibylle Hirzel. „In der Verbindung von Zane Zalis’ bewegender Musik und Rachel Drors Erzählungen hoffen wir, das Publikum auf diesem Weg zu erreichen.“
Brücken schlagen, erinnern und mahnen
Die 92jährige Rachel Dror stammt aus einer jüdischen Familie und lebt heute in Stuttgart. Sie bietet zweimal in der Woche Führungen durch die Synagoge an. Bei eben einer solchen Führung haben die Sinfoniker die ältere Dame und ihre Geschichte kennen gelernt. Sofort war das Interesse geweckt, ihre Erlebnisse auch mit anderen zu teilen und in das Konzert einfließen zu lassen.
Rachel Dror erzählt in den Interviewsequenzen auf beeindruckende Weise von ihrem Schicksal während des zweiten Weltkrieges. Sie will damit an die Zeiten des Nationalsozialismus erinnern und mahnen, aber auch Brücken schlagen, und für Gespräche offen sein.
„Das Interview mit Frau Dror zeigt, wie wichtig das Projekt für den Chor und das Sinfonieorchester ist“, betont Sibylle Hirzel. „Es geht nicht nur darum, die Musik irgendwie auf die Bühne zu bringen. Die Musiker haben sich auch außerhalb der Proben mit der Thematik des Holocausts auseinander gesetzt. Die Zuhörer sollen dieses Engagement spüren, das war uns allen wichtig.“ Das Konzert diene dabei als eine Plattform zur Vermittlung dieser Botschaft, für Zane Zalis, die Musiker, aber auch für Rachel Dror.
Harmonien voller Schrecken und Hoffnung
Zwölf Sätze umfasst das moderne Oratorium „i believe“, in denen neben disharmonischen Klängen, hämmernden Rhythmen auch viele weiche, sanfte Passagen erklingen. Es sind Klangbrüche, die von dem kanadischen und mehrfach ausgezeichneten Musikpädagogen genau so gewollt sind, weiß Konzertmeister Dr. Steffen Otterbach.
„Zane Zalis möchte mit diesen musikalischen Wechseln und Brüchen nicht nur den Hass, die Feindschaft und das Menschenunwürdige des Holocaust thematisieren“, so Dr. Otterbach. „Das Oratorium handelt ebenso von der Hoffnung der Menschen auf eine bessere Welt – und schlägt so auch die Brücke in unsere heutige Zeit, in der Hass, Intoleranz und Menschenverachtung all zu oft wieder aufflammen.“
Europäische Erstaufführung mit voller Besetzung
Im Konzert sind neben dem Sinfonieorchesters der Universität Hohenheim und dem Solitude-Chor Stuttgart, auch die Aurelius Sängerknaben Calw und drei international agierende Solisten zu hören: Kelsey Cowie (Sopran), Jean-Pierre Ouellet (Tenor), beide aus Kanada, sowie Marko Zeiler (Tenor) aus Österreich. Die kanadische Sopranistin war bereits bei der Uraufführung in Winnipeg die Stimme von „i believe“. Und auch dieses Mal war es für Zalis ein großes Anliegen, sie wieder dabei zu haben berichtet Otterbach.
Dem Komponisten ist es wichtig, die Botschaft zu vermitteln, die das Oratorium in sich trägt. Und so war er sofort einverstanden, seine Partitur den Stuttgarter Musikern zu geben, als ihm Dirigent Klaus Breuninger im Sommer 2012 während des Murau International Music Festivals in Österreich sein Konzept für ein Konzert in Stuttgart vorlegte. Zur Europa-Premiere seines Oratoriums hat er es sich nicht nehmen lassen, selbst zu erscheinen und auch Fragen zu seinem Werk zu beantworten.
Konzertdaten im Überblick:
7.11.2013 – 19:00 Uhr: Werkstattkonzert (Einführung mit Auszügen aus dem Werk in stark reduzierter Besetzung für Schulklassen 9 – 13), Evangelische Kirche Steckfeld, Steinwaldstraße 2, 70599 Stuttgart
9.11.2013 – 19:00 Uhr: Konzert I zum Gedenken an die Reichspogromnacht, Evangelische Kirche Steckfeld, Steinwaldstraße 2, 70599 Stuttgart
10.11.2013 – 19:00 Uhr: Konzert II zum Gedenken an die Reichspogromnacht, Evangelische Markuskirche, Römerstraße 41, 70180 Stuttgart
Eintritt: 20 €, 15 €, 10 €, Ermäßigung 3 € (nummerierte Plätze)
Infos und Karten: www.ibelieve-stuttgart.de und telefonisch: 0711 / 82086998 oder bei der Unimusik Hohenheim.
Der Komponist: Zane Zalis
Über 200 Studioaufnahmen als Musiker, Arrangeur, Produzent und Komponist kann der Kanadier aus Winnipeg vorweisen, der schon mit Stars wie Sarah Brightman zusammen gearbeitet hat. Anlässlich des goldenen Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. wurde er als musikalischer Leiter ausgewählt. Der preisgekrönte Komponist und Musikpädagoge ist Gründer und Direktor von „Prodigy“, einem Gesangsausbildungsprogramm, das selbst Teil des Musikprogramms „River East Transcona School Division“ am Miles Macdonell Collegiate in Winnipeg ist. Seit 2006 ist Zalis der künstlerische Leiter des Murau International Music Festivals in Österreich.
Für sein Oratorium „i believe“ wurde er mit dem kanadischen „Interfaith Leadership Award“ sowie der „Governor’s Medal for the Advancement of Interreligious Understanding“ ausgezeichnet. Für seinen Einfluss und Beitrag in Musik, Musikpädagogik und Gemeinschaft wurde ihm die „Queen Elizabeth II Golden Jubilee Medal“ verliehen.
Hintergrund: Universitätsmusik
Neben dem Sinfonieorchester gibt es in Hohenheim noch fünf weitere Ensembles unter professioneller Leitung. Als Spin off des Orchesters entstand kaum zwei Jahre nach seiner Gründung die Concert Band. Es gab so viele Bläser, dass sie sich zu einem eigenen symphonischen Blasorchester zusammenfanden. Die längste Tradition weist der Universitätschor auf: Er besteht schon seit 1966. Seit 15 Jahren gibt es den Kammerchor, der sich in der Zwischenzeit in „Chor for more“ umbenannt hat. Auch ein Holzbläser- und ein Blockflötenensemble gehören seit Jahren zur Hohenheimer Universitätsmusik. Außerdem gibt es auf dem Campus mehrere Rock-, Pop- und Jazzbands.
Text: C. Schmid / Klebs
Kontakt für Medien:
Sybille Hirzel, Musik- und Theaterbeauftragte der Universität Hohenheim, Tel.: 0711/459-24072, E-Mail: unimusik@uni-hohenheim.de