Exotischer Garten:
Bauarbeiten bringen neuen Glanz für grünes Juwel  [03.03.25]

Historische Wegführung, effizientere Wassernutzung & mehr Biodiversität: Im Vorfeld des 250-jährigen Jubiläums des Exotischen Gartens der Universität Hohenheim stehen Baumaßnahmen an

In den kommenden 14 Monaten müssen sich Besucher:innen des Exotischen Gartens der Universität Hohenheim in Stuttgart auf Bauarbeiten einstellen. Doch das Warten lohnt sich: Pünktlich zum 250. Jubiläum der historischen Parkanlage kann 2026 die beeindruckende Vielfalt von rund 2.500 Baumarten und -varietäten in einer noch attraktiveren Umgebung erlebt werden. Die geplanten Maßnahmen umfassen unter anderem die Sanierung der Bachläufe und Seen, inklusive einer neuen Uferbepflanzung mit heimischen Auengewächsen sowie die Installation einer sprudelnden Quelle. Zudem wird die Wegführung wieder näher an den historischen Originalzustand zu Zeiten von Herzog Carl Eugen und Franziska von Hohenheim angeglichen. Bereits im Vorfeld wurden Fische in benachbarte Gewässer umgesiedelt. Acht Bäume wurden entfernt und werden ersetzt. Der Exotische Garten bleibt während der Bauarbeiten für Besucher:innen geöffnet. Die Projektleitung liegt bei Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim.


Der Ursprung des Exotischen Gartens reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Zwischen 1776 und 1793 ließ Herzog Carl Eugen von Württemberg ein 21 Hektar großes Gelände südwestlich des Hohenheimer Schlosses in einen Englischen Landschaftspark umgestalten.

Mit damals etwa 60 Gebäuden und Monumenten diente das sogenannte "englische Dörfle" dem Herzog und seiner Favoritin Franziska von Leutrum, der späteren Reichsgräfin von Hohenheim, als Ort der Muße und der Festlichkeiten.

Die aktuellen Baumaßnahmen von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim, basieren auf einer historischen Analyse und sollen die denkmalgeschützte Parkanlage ein Stück näher an ihre historischen Originalpläne angleichen. Dazu werden u.a. Wege und Bachläufe verlegt.


Effizientere Wassernutzung und erhöhte Biodiversität

Neben der historischen Rekonstruktion dient das Projekt aber auch ganz funktionalen Zwecken, erklärt Dr. Helmut Dalitz, Leiter der Hohenheimer Gärten:

"Unsere Gewässer im Exotischen Garten benötigen dringend eine Sanierung. Die undichten Bachläufe führten in den letzten Jahren immer häufiger zum Austrocknen der südlich gelegenen Eiszeitteiche im Botanischen Garten. Durch die Abdichtung des Bachbetts kann dem entgegengewirkt werden. Zudem sind die Holzpfähle am Rand des Japan-Sees morsch und drohen zusammenzubrechen."

Die Ufer der sanierten Bachläufe werden mit heimischen Stauden und Auengewächsen bepflanzt – ein Gewinn für die Biodiversität. Und als neuer Blickfang ist ein sprudelnder Quelltopf im Eingangsbereich bei der Plieninger Garbe geplant, von dem aus die Bachläufe künftig ihren Ursprung nehmen.


Umsiedlung der Teichbewohner und einzelne Baumfällungen

Die Bauarbeiten beginnen im März 2025 und werden voraussichtlich ein gutes Jahr dauern. Bereits im November wurden die Fische aus dem Japansee dazu in die Hohenheimer Eiszeitteiche im benachbarten Parkbereich des Botanischen Gartens umgesiedelt.

"Wir haben uns dazu mit der Fischereibehörde abgestimmt, um Laichzeiten zu berücksichtigen und den Umzug für die Teichbewohner so schonend wie möglich zu gestalten," betont Dr. Robert Gliniars, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hohenheimer Gärten.

Zudem mussten acht Bäume im Exotischen Garten entfernt werden, um Platz für die Neugestaltung des Ufers, neuer Wege und gestalterischer Elemente zu schaffen.

"Besonders das Fehlen einer großen Hängeweide am Bachufer wird von vielen Besucher:innen und auch von unserem Team bedauert," berichtet Dr. Gliniars. "Der Baum litt jedoch unter starkem Pilzbefall und musste mehrfach pro Jahr an der Krone ausgelichtet werden, um kein Sicherheitsrisiko darzustellen. Das wurde zunehmend schwieriger."

Auch der Großteil der anderen gefällten Bäume war bereits durch Krankheit oder Trockenheit stark geschädigt. Für alle gefällten Gehölze wird an anderer Stelle ein Ersatz gepflanzt.

"Unsere oberste Priorität ist, dass der wertvolle Baumbestand des Exotischen Garten so wenig wie möglich beeinträchtig wird. Zuständig für die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen ist der Landesbetrieb Vermögen und Bau. Dank enger Abstimmung mit der Behörde können wir sicherstellen, dass kein besonders alter, seltener oder exotischer Baum weichen muss. Zudem koordinieren wir uns mit der beauftragten Baufirma, um das weit verzweigte Wurzelwerk zu schützen", so Dr. Dalitz.


Hintergrund: Die Hohenheimer Gärten

Seit fast 250 Jahren sind die Hohenheimer Gärten eine Attraktion im Süden Stuttgarts. Das weitläufige Areal erstreckt sich heute über etwa 30 Hektar und gliedert sich in mehrere Bereiche mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten:

  • Der Exotische Garten (9,3 ha), gestaltet im Stil eines Englischen Landschaftsgartens, ist der älteste Teil der Hohenheimer Gärten und steht unter Denkmalschutz. Besonders bekannt ist er für seinen einzigartigen Baumbestand und historische Monumente, wie das Spielhaus oder das römische Wirtshaus. Pünktlich zum 250-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr soll das "grüne Juwel" durch die Sanierungsarbeiten in neuem Glanz erstrahlen.
  • Der Schlosspark und der Botanische Garten (13,4 ha) südlich des Schlosses sind besonders artenreich. Dank eines reduzierten Mähzyklus und anderer wissenschaftlich begleiteter Biodiversitäts-Maßnahmen siedeln sich hier zunehmend seltene Wildpflanzen und -tiere an. Dies brachte der Universität Hohenheim 2023 unter anderem den Titel des "Artenreichsten Campus Europas" ein.

  • Der Landschaftsgarten (7,2 ha) ist der jüngste Teil der Hohenheimer Gärten und verbindet den Botanischen Garten und den Exotischen Garten im Süden, was ausgedehnte Spaziergänge durch die gesamte Anlage ermöglicht.

  • Landesarboretum: Der Landschaftsgarten und der Exotische Garten bilden zusammen das "Landesarboretum" mit einer beeindruckenden Vielfalt von rund 2.500 Laub- und Nadelholzarten bzw. -Varietäten. Über 150 Bäume sind älter als 100 Jahre.

Text: Leonhardmair


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