Empfang für Lebensretter  [12.08.05]

Fünfjähriger Junge lebt dank Knochenmarkspende aus Hohenheim
Rektor Prof. Dr. Hans-Peter Liebig ehrt Knochenmarkspender
am 18. August 2005 ab 18:00 Uhr im Balkonsaal

418 Hohenheimer hatten sich beim 1. Aktionstag gegen Leukämie der Universität Hohenheim als potenzielle Stammzellspender in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufnehmen lassen. Zahlreiche Unterstützer finanzierten die Aktion mit über 21.000 Euro, da jede Gewebe-Untersuchung bei der Registrierung 50 Euro kostet. In den Niederlanden hat die Aktion nun ein Leben gerettet: Beim Hohenheimer Studenten und AStA-Vorsitzenden Timo Kissinger wurde eine Knochenmark-Übereinstimmung mit einem schwerkranken Jungen festgestellt. In Nürnberg ließ sich Kissinger Knochenmark entnehmen, das dem fünfjährigen Jungen übertragen wurde. Die Heilungschancen stehen gut. Als Schirmherr des Hohenheimer Aktionstages bereitet Rektor Prof. Dr. Hans-Peter Liebig dem Lebensretter nun einen festlichen Empfang. Mit eingeladen sind alle damaligen Unterstützer der Aktion. Im Anschluss veranstaltet der AStA eine Benefizdisco im Schlosskeller.

"Es ist ein tolles Gefühl, wenn man helfen kann", sagt Timo Kissinger, AStA-Vorsitzender und Student der Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. Beim Aktionstag 2004 hatte er sich fünf Milliliter Blut abnehmen und als potenzieller Stammzellspender registrieren lassen. Als er ein dreiviertel Jahr später erfuhr, dass seine Gewebemerkmale nahezu hundertprozentig mit denen eines Patienten übereinstimmen, stand für den Hohenheimer fest, dass er helfen würde. Im April wurde ihm in Nürnberg circa ein Liter Blut-Knochenmark-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Genug, um einem fünfjährigen Jungen in Holland, der an einer schweren und seltenen Erkrankung (aplastische Anämie) leidet, die Chance auf Überleben zu geben.

Von dem erkrankten Jungen weiß Kissinger nur, dass er Hassan heißt und fünf Jahre alt ist. Anders als in Deutschland herrscht in Holland zwischen Spendern und Empfängern ein absolutes Kontaktverbot. Nicht einmal anonyme Briefe sind erlaubt. "Ich finde das gar nicht schlecht", meint Kissinger. "Es war Zufall, dass ich helfen konnte. Da möchte ich nicht, dass Hassan denkt, er ist mir etwas schuldig."

Dass Spender und Empfänger zusammenfinden konnten, dafür hat die Typisierungsaktion der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei im Juni 2004 gesorgt. Katrin Winkler, Mitarbeiterin der Zentralen Studienberatung, initiierte ehrenamtlich diese Aktion, nachdem in der Familie einer Freundin ein Leukämiefall aufgetreten war. Bei der Aktion ließen sich 418 Anwohner und Angehörige der Universität eine Blutprobe entnehmen, um in die Spenderdatei aufgenommen zu werden. Einer davon war Timo Kissinger.

Um möglichst viele Typisierungen zu ermöglichen, hatten zahlreiche Spender den Aktionstag mit über 21.000 Euro unterstützt. Denn um einen potenziellen Lebensretter zu identifizieren, ist eine Blutauswertung notwendig, die 50 Euro kostet. Die DKMS ist auch weiterhin auf Spenden angewiesen um ihren Kampf gegen die Leukämie weiterführen zu können.

DKMS Spendenkonto 755 3701

Kreissparkasse Esslingen

BLZ 611 500 20

Alle Unterstützer des 1. Hohenheimer Aktionstages gegen Leukämie hat der Schirmherr der Aktion, Rektor Prof. Dr. Hans-Peter Liebig, deshalb zu einem Empfang in den Balkonsaal des Hohenheimer Schlosses eingeladen. "Es freut mich ganz besonders, dass Herr Kissinger den Mut für diese Operation aufgebracht hat", erklärt Prof. Liebig. "Es ist wichtig, dass die Universität Hohenheim auch als ein Ort des gesellschaftlichen Engagements verstanden wird", fügt Prof. Liebig hinzu. Nach dem Empfang wird der AStA noch eine Disco im Schlosskeller veranstalten. Der Erlös kommt natürlich der DKMS zu Gute.

"Wenn man bedenkt, wie unkompliziert der Knochenmarktransfer an sich ist, gilt es letztlich nur noch, Spender und Spendenempfänger durch solche Aktionen wie in Hohenheim zusammenzubringen", lässt Lebensretter Kissinger ausrichten.

Hintergrund: Typisierung und DKMS

Einen passenden Spender zu finden ist ein großes Glück. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gewebemerkmale eines Spenders mit denen des Patienten nahezu vollständig übereinstimmen, liegt zwischen 1:20.000 und 1: mehreren Millionen. Noch immer kann für jeden vierten Patienten, der auf die Übertragung gesunder Stammzellen angewiesen ist, kein passender Spender gefunden werden.

Jeder, der sich als potenzieller Stammzellspender registrieren lässt, bedeutet eine Chance und kann irgendwann einmal tatsächlich Spender werden. Deshalb ist es auch so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen registrieren und typisieren lassen. Typisieren lassen kann sich jeder gesunde Mensch im Alter von 18 bis 55 Jahren.

Als weltweit größte Datei vermittelt die DKMS heute vier bis fünf Stammzellspenden täglich. Um neue Spender zu gewinnen, ist sie als gemeinnützige Gesellschaft allerdings allein auf Geldspenden angewiesen, denn jede Typisierung kostet die DKMS 50 Euro.

Kontakt für Medien:

Katrin Winkler, Universität Hohenheim
Tel.: 0711 / 459 -22521, Mail: zsb@uni-hohenheim.de
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei
Heinke Scholdei-Taut
Tel., 07071 / 943 -122, Mail: taut@dkms.de


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