Prädikat "exzellent":
Postdoktoranden der Universität Hohenheim im Eliteprogramm der Landesstiftung  [12.03.08]

Frühzeitiges Altern und mutierende Pflanzenschädlinge -
bis zu 80.000 Euro für exzellenten promovierten Nachwuchs

Ein Jungbrunnen für alternde Haut und das tatsächliche Gefährdungspotential von Pflanzenschädlingen - mit diesen Forschungsprojekten qualifizierten sich die Nachwuchswissenschaftler Dr. Nicolle Breusing und Dr. Marco Thines für das Eliteprogramm der Landesstiftung Baden-Württemberg. Das Programm unterstützt exzellenten promovierten Nachwuchs in einer schwierigen Qualifizierungsphase auf der Zielgeraden zur späteren Professur. Dazu finanziert die Landesstiftung zwei Jahre lang Personalkosten, Sachmittel und Investitionen mit jeweils bis zu 80.000 Euro.

Frühlingsblumen sprießen, die Sonne gewinnt an Strahlungskraft und im Labor hantiert Dr. Nicolle Breusing mit Hautzellen, die durch ein Übermaß an UV-Strahlung vorschnell gealtert sind. "Sonne steigert das Wohlbefinden - UV-Strahlung trägt aber auch Mitschuld an frühzeitigem Altern, Fältchenbildung und Hautkrebs." Mit ihrer ausgezeichneten Grundlagenforschung will die Nachwuchswissenschaftlerin den zellulären Alterungsprozess nachverfolgen und die Mechanismen besser verstehen, um so medizinische Konsequenzen ziehen zu können.

Geschädigte Zellen sind letztlich auch das Forschungsprojekt von Dr. Marco Thines: Er beschäftigt sich mit der Evolution und Biodiversität von Pflanzenschädlingen, die weltweit wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe verursachen. "Trotz Pflanzenschutzmittel gibt es Fälle, in denen der Landwirt hilflos dasteht, weil neue Erreger eingewandert oder alte Erreger mutiert sind", erklärt der Nachwuchswissenschaftler. Sein Projekt erforscht deshalb die Ausbreitung neuer Schädlinge, die Erforschung neuer Arten, soll helfen Quarantänevorschriften für eingeführte Pflanzen zu verbessern und beschäftigt sich mit vererbten Schädlingen, die erst in den Nachkommen gesunder Pflanzen Krankheiten auslösen.

"Selbst für exzellente Nachwuchswissenschaftler ist die Zeit nach der Promotion eine schwierige Phase, da sie sich mit eigener Forschung profilieren müssen, um erfolgreicher im Finanzierungswettbewerb bestehen zu können", erläutert der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Hans-Peter Liebig. "Wir freuen uns deshalb außerordentlich, dass gleich zwei Postdoktoranden in das Elite-Programm aufgenommen werden. Gleichzeitig spiegelt die Ernennung von Dr. Breusing und Dr. Thines das hohe Forschungsniveau der Universität Hohenheim wider."

 

Geschädigte Hautzellen: Dr. Nicolle Breusings Projekt

Was schadet mehr, langes Sonnen oder ein tägliches, kürzeres Sonnenbad? Auf solche Fragen soll die Arbeit Dr. Breusings einmal Antworten geben. "Die energiereichen UVA-Strahlen können zu einer gefährlichen Radikalbildung führen", erklärt Dr. Nicolle Breusing den Hintergrund ihres Projektes, "Wir wissen, dass Vitamine freie Radikale im Schach halten. Durch UVA-Strahlen werden allerdings zu viele Radikale freigesetzt, so dass Vitamine in ihrer Aufgabe als Abwehrmechanismus überfordert sind. Die Folge ist ein Übermaß an freien Radikalen, die in der Zelle Schädigungen hervorrufen."Für ihre Grundlagenforschung arbeitet Dr. Breusing mit unterschiedlich alten Hautzellen und setzt diese unterschiedlich viel bzw. unterschiedlich lang UV-Strahlung aus. Besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf die Proteine, einen der Grundbausteine aller Zellen. Sie verleihen der Zelle Struktur und arbeiten als molekulare Maschinen, die Stoffe transportieren oder Signalstoffe erkennen.

Unterm Mikroskop: Peronospora auf Hornkraut

Unterm Mikroskop: Peronospora auf Hornkraut

"Durch freie Radikale wird dieses Stützgerüst zerstört und die Haut erschlafft. Gleichzeitig behindern die Abbauprodukte den Aufbau gesunder neuer Struktur. Eine meiner zentralen Frage ist deshalb: Was hemmt den Abbau der geschädigten Proteine?"

 

Zur Person: Dr. Nicolle Breusing

Die in Chemnitz geborene Ernährungswissenschaftlerin ist Jahrgang 1978 und seit 2006 am Hohenheimer Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft beschäftigt. Nach ihrem Studium der Ernährungswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, zog es sie 2003 in den Norden Deutschlands, dort arbeitete sie in Kiel als DFG-Graduiertenkolleg-Stipendiatin am Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde an der dortigen Christian-Albrechts-Universität.

 

Schädlingen auf der Spur: Dr. Marco Thines' Projekt

Dr. Marco Thines' Forschungsgebiet

Dr. Marco Thines' Forschungsgebiet

Ein Blick auf die Blattunterseite der Sonnenblume lässt Schlimmes erahnen: Flaumiger, weißer Belag - der Falsche Mehltau ist hier auf dem Vormarsch. Für den Landwirt sind erkrankte Nutzpflanzen eine existentielle Katastrophe - dem Biologen Dr. Marco Thines sichern sie seine Existenz. Sein frisch prämiertes Forschungsprojekt "Untersuchungen zur Biologie, Ökologie, Epidemiologie, Biodiversität und Systematik der obligat pflanzenparasitischen Oomyceten" hat der Nachwuchswissenschaftler in drei Teilbereiche gegliedert.

"Mit meinem Projekt suche ich Erkenntnisse über die Ökologie und Evolution von Schaderregern und Krankheitsauslöser. Oft ist gar nicht bekannt, welche Arten tatsächlich Krankheiten auslösen. Viele potentiell gefährliche Arten werden gar nicht als solche erkannt und manch harmlose zur Gefahr stilisiert. Eines der Ziele ist es, über eine bessere Kenntnis der Arten bessere Quarantänevorschriften anzuregen", begründet Dr. Thines seine wissenschaftliche Entdeckungsreise.

Ein Teil sind Forschungen am Weißrosterreger: Der Parasit lebt in seiner Wirtspflanze und bildet Pusteln unter der Pflanzenhaut. Interessant ist für den jungen Wissenschaftler die neue Erkenntnis über die Existenz verschiedene Weißrosterreger-Arten. "Hier gibt es eine riesige bislang unerkannte Biodiversität."

Die Sonnenblume und einen ihrer schlimmsten Feinde, den Falschen Mehltau, nimmt der Hohenheimer Forscher im zweiten Teilprojekt die Ausbreitungsgeschichte und Evolution des Erregers unter die Lupe. Der Pilz, ursprünglich aus Nordamerika stammend, kann im Sonnenblumenanbau herbe Verluste erzeugen.

"Im letzten Baustein meines Projektes beziehe ich mich auf symptomlose Pflanzen: Krankheiten erregende Organismen können in die Samen einwandern und in den daraus heranwachsenden Pflanzen bricht dann die Krankheit aus. Untersuchungen sollen nun Fälle klären, in denen befallene Pflanzen symptomlos bleiben und erst in den nächsten Generationen Krankheiten ausbrechen."

 

Zur Person: Dr. Marco Thines

Seine Zukunft sieht der 1978 in Bad Pyrmont geborene Dr. Thines weiterhin in Deutschland. Doch einen planbaren Weg gibt es für ihn nicht; in seinem Forschungsbereich herrscht Stellenmangel. Seine Laufbahn in Hohenheim startete er 1999 mit einem Biologiestudium. Im Anschluss promovierte er von 2003 bis 2005 und erforschte die Evolution von Pflanzenschädlingen. 2006 erhielt er für seine exzellente Dissertation den Wissenschaftspreis der Universität Hohenheim. Gemeinsam mit seinem Kollegen gründete er in dieser Zeit auch seine eigene Firma PathoScan, die Ungewöhnliches anbietet: mit molekularbiologischen Techniken infiziertes Saatgut zu entlarven.

Text: Leppin / Klebs

Kontakt für Medien:

Dr. Nicolle Breusing, Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft, Tel.: 0711 459-24265, Fax: 0711 459-23840
E-Mail:mailto:breusing@uni-hohenheim.de

Dr. Marco Thines, Institut für Botanik,
Tel.: 0711 459-24322 / -23331, Fax: 0711 459-23355
E-Mail: thines@uni-hohenheim.de


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