US-Präsidentschaftswahl:
Halloween-Masken sehen Barack Obama als Sieger  [30.10.12]

Wissenschafts-Blog „Campaignwatchers“ der Universität Hohenheim analysiert US-Wahlkampf – mit all seinen bizarren Seiten

Wie eine Stimmverzerrung die Wahl entscheiden könnte und warum Halloween-Masken das Ergebnis womöglich vorwegnehmen: Auf dem Blog der Campaignwatchers analysieren junge Forscher und Studierende am Institut für Kommunikationswissenschaft den laufenden Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten. Ihr Fazit: Im Moment sieht es nach einem Sieg für Amtsinhaber Barack Obama aus. Näheres im Internet auf: campaignwatchers.de

Vor wenigen Tagen haben die Campaignwatchers ihren „Election Live“-Countdown bis zur Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag begonnen. Täglich berichtet nun Campaignwatcher Dr. Christian Fahrenbach live aus den USA von seinen Beobachtungen zum US-Wahlkampf. Und hat dabei festgestellt: Kurz vor Halloween gehen bei Kostümhändlern deutlich mehr Obama- als Romney-Masken über die Theken.

„So gesehen zeichnet sich ein Sieg des Amtsinhabers ab“, erklärt Dr. Fahrenbach das Masken-Orakel. Der Journalist und Kommunikationswissenschaftler hat an der Universität Hohenheim promoviert und arbeitet nun u.a. als Korrespondent für die Deutsche Presseagentur. Die Zahlen stammen von „Spirit Halloween“, einer der größten Halloween-Ketten mit mehr als 1000 Filialen - und die behauptet, seit 1996 mit dem Masken-Orakel immer richtig gelegen zu haben.

 

Stimmverzerrung im US-Wahlsystem könnte Obama begünstigen

Was die Campaignwatchers um Blog-Gründer Dr. Jan Kercher ebenfalls für möglich halten: Am Ende könnte Barack Obama die Wahl auch gewinnen, obwohl er insgesamt weniger Wählerstimmen bekommen hat als sein Gegner. Grund ist das Wahlmännergremium. „Vor allem kleinere Bundesstaaten sind darin überrepräsentiert“, erklärt Dr. Kercher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationstheorie an der Universität Hohenheim. Dieser Verzerrung verdankte George W. Bush im Jahr 2000 seinen knappen Sieg über Al Gore, der eigentlich mehr Wählerstimmen erhalten hatte.

Aber auch sonst sieht es so aus, als ob Obama in die zweite Amtszeit gehen kann: „Derzeit geben die Zeitungen in den Vereinigten Staaten ihre Wahlempfehlungen ab“, erläutert Dr. Kercher. „Zwar unterstützen sie mehrheitlich Mitt Romney. Aber die Zeitungen mit den meisten Lesern und dem größten Renommé, darunter die New York Times und die Washington Post, stellen sich hinter Obama.“

 

Bisheriger Wahlkampf auffallend negativ

„Der laufende Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten ist der bisher negativste in der Geschichte der USA“, bilanziert Dr. Kercher. Auf Campaignwatchers.de analysiert der junge Wissenschaftler die Wahlkampf-Videos, die Amtsinhaber Obama und sein Herausforderer Romney bei Youtube hochladen. Das Ergebnis: Stolze 81 Prozent aller Clips, die Romney veröffentlicht, enthalten Angriffe auf den politischen Gegner.

Dasselbe gilt nur für 31 Prozent aller Videos auf dem Obama-Kanal. „In absoluten Zahlen hat der amtierende Präsident aber trotzdem ganz klar die meisten Negativ-Videos ins Netz gestellt“, resümiert Dr. Kercher. „Obama führt einen eigenständigen Youtube-Wahlkampf. Er veröffentlicht einfach viel mehr Videos, während Romney fast nur seine Wahlwerbespots aus dem Fernsehen hoch lädt.“

Bei diesen TV-Spots ist es wiederum v.a. Obama, der besonders entschlossen auf seinen Gegner einprügelt: Fast drei Viertel der im Oktober von Obama ausgestrahlten Fernsehspots bestand ausschließlich aus Angriffen auf Romney. Bei Romney lag der Anteil reiner Angriffsspots hingegen nur bei etwas über einem Drittel, wie eine Studie dreier amerikanischer Universitäten ergeben hat. Für Dr. Kercher ein Beleg dafür, dass sich der Youtube-Wahlkampf mittlerweile weitgehend vom TV-Wahlkampf entkoppelt hat: „Wer in den USA nur Youtube nutzt, um sich über den Wahlkampf zu informieren, wird ein vollkommen anderes Bild von den beiden Kandidaten erhalten als ein reiner TV-Konsument.“

 

Hintergrund: Blog Campaignwatchers

Das Blog Campaignwatchers analysiert die kommunikationswissenschaftlich relevanten Aspekte von aktuellen Wahl- und Werbekampagnen. Gegründet hat es Dr. Kercher im September 2011 als Online-Tool für die gemeinsame Nachbereitung einer Vorlesung über Negative Campaigning in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Seitdem hat sich das Themenspektrum erweitert. Derzeit beteiligen sich sieben Blogger an Campaignwatchers, darunter auch mehrere Studierende. Die Beiträge sind in fast allen Fällen mit Grafiken, Fotos oder Youtube-Videos verknüpft.

Text: Weik / Klebs

Kontakt für Medien:

Dr. Jan Kercher, Universität Hohenheim, Fachgebiet Kommunikationswissenschaft insb. Kommunikationstheorie, Tel.: 0711/459 22287, E-Mail: jan.kercher@uni-hohenheim.de


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