Jahresbericht des Rektors:
„Wir sind stolz darauf, zur Lösung von Krisen auszubilden“  [05.06.20]

Klimakrise und Corona-Pandemie: Die gegenwärtige Situation und der Rückblick auf 2019 zeigen, wie sehr die Universität Hohenheim der Lösung von gesellschaftliche Probleme verpflichtet ist / Finanzierung bleibt Thema

Rückblickend sei das Jahr 2019 von der aufziehenden Klima-Krise geprägt gewesen, so Prof. Dr. Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim in Stuttgart bei der heutigen Präsentation des Jahresberichts. Der Wissenschaft und damit den Universitäten weise die Analyse von Krisenphänomenen eine besondere Rolle zu: Sie müssten angesichts unvollkommenen Wissens Beiträge zur vernunftgeleiteten Bewältigung von schwerwiegenden Krisen leisten – was eine besondere Herausforderung sei. Die Universität Hohenheim habe eine besondere Kompetenz und Tradition Lösungsansätze für die einhergehenden gesellschaftliche Probleme zu liefern.


Ein Ranking habe ihn, neben all den Rankings, die den Spitzenplatz der Universität Hohenheim in Agrarforschung und Food Sciences erneut bestätigten, besonders stolz gemacht habe: „Mit ihren Studienbedingungen wurde die Universität Hohenheim erneut unter die TopTen Universitäten in Deutschland gerankt“, zitiert der Rektor aus dem renommierten Times Higher Education Europe Teaching Ranking.

Ein Niveau, das die Universität Hohenheim auch während der aktuellen Corona-Einschränkungen zu halten wisse: „Wir haben 90 % des Studienbetriebes digital umgewandelt oder ausgebaut. Daneben bieten wir den Studierenden 140 Zusatzkurse für digitale Schlüssel- und Zusatzqualifikationen in den Bereichen Business, Kreativität und Technik“, so Prof. Dr. Dabbert.

Gleichzeitig bringe sich die Universität Hohenheim mit ungebremster Forschungskreativität in die Anstrengungen ein, mit denen Politik und Gesellschaft den Folgen der aktuellen Pandemie begegneten: „Unsere Expertenliste auf der Universitätshomepage listet Forschungsaktivitäten von virtuellen Städten, in denen sich die Ausbreitung von Seuchen simulieren lässt, über digitale Strategien zur Nahrungsmittelsicherung bis hin zur Politikberatung zur Rettung von StartUps oder dem Programm Innov8-Now als kostenlosem Crash-Kurs für alle, die mit eigenen Innovationen zur Überwindung der Krisenfolgen beitragen wollen.“


Millioneninvestitionen in bessere Studienbedingungen

Um die Studienbedingungen noch weiter zu verbessern, habe die Universität Hohenheim 2019 weiter in die Betreuung im ersten Studienabschnitt investiert. „Inzwischen holen wir unsere künftigen Universitätsmitglieder schon vor Semesterbeginn mit einem Newsletter ab. Vorkurse und eine Einführungswoche dienen jetzt dazu, ins forschende Lernen einzuführen, Mathematik-Kenntnisse aufzufrischen und sich gleich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zu vernetzen.“

Bis Ende 2020 investiere die Universität Hohenheim 1,1 Millionen Euro, um das Lehr- und Betreuungsangebot weiter zu entwickeln. Außerdem habe sie 2019 ihr universitätsweites Qualitätsmanagementsystem für Studium und Lehre ausgebaut. Noch in diesem Jahr sollen diese Anstrengungen durch ein Akkreditierungssiegel für die Systemakkreditierung belohnt werden.


Schwerpunkt Bioökonomie liefert Antwort auf sich verschärfende Klimakrise

Rückblickend sei das Jahr 2019 jedoch vor allem von der heraufziehenden Klimakrise geprägt gewesen.

Hier engagiere sich die Universität Hohenheim mit einem einzigartigen Angebot an Studiengängen und Forschungsaktivitäten, um die Vorgänge besser zu verstehen und Wege aus der Krise zu finden. Dazu gehöre vor allem der universitätsübergreifende Schwerpunkt Bioökonomie mit dem Ziel, die Welt aus der vollständigen Abhängigkeit von Erdöl und anderen fossilen Rohstoffen zu befreien.

„Im vergangenen Jahr haben wir uns dazu mit 6 europäischen Partneruniversitäten zur European Bioeconomy University vernetzt. In Baden-Württemberg gehörte die Universität Hohenheim 2019 zu den Gründungsmitgliedern des Kompetenzzentrums Biointelligenz. Partner im Netzwerk sind vier Fraunhofer Institute in Stuttgart, die Universität Stuttgart und die Universität Tübingen.“

Wie breit die Palette der Aktivitäten sei, zeige die Universität Hohenheim im aktuellen Wissenschaftsjahr der Bioökonomie. „Als Ersatz für viele Veranstaltungen, die aufgrund von Corona-Beschränkungen ausfallen müssen, präsentiert sich die Universität Hohenheim seit Monatsbeginn mit einer Podcast-Serie ‚Das ist Bioökonomie!‘ auf allen gängigen Plattformen“, berichtete Prof. Dr. Dabbert. Details unter www.uni-hohenheim.de/wissenschaftsjahr-2020-biooekonomie


Begleitforschung zum Artenschutz und Wissenstransfer

In einer Welt, die zunehmend auf biologische Ressourcen setze, müsse jedoch auch der Artenschutz einen besonderen Stellenwert haben. „Wir sind deshalb sehr stolz darauf, dass sich die Landesregierung 2019 entschloss das neue Kompetenzzentrum Biodiversität und integrative Taxonomie“ (KomBioTa) an der Universität Hohenheim und dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart anzusiedeln.“

Teil des Zentrums seien zwei neue Professuren „Integrative Taxonomie der Insekten“ und „Biodiversitätsmonitoring“. An Nachwuchswissenschaftler richte sich das Promotionskolleg „Biodiversität im Wandel der Zeit“.

Ebenso wichtig sei es, Forschungsergebnisse in Wirtschaft und Gesellschaft hineinzutragen. Die Universität Hohenheim beteiligt sich deshalb auch an dem 2019 beschlossenen Technikum Laubholz des Landesministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Ziel des Technikums ist es, industrienahe Produktionsverfahren zu entwickeln, um wirtschaftlich attraktive Rohstoffe aus Laubholz zu gewinnen.


Hochschulfinanzierungsvereinbarungen halten Arbeitsfähigkeit der Universitäten aufrecht

Von besonderer Bedeutung seien 2019 auch die Verhandlungen gewesen, in denen das Land und seine Universitäten über die künftige Finanzierung der Hochschulen gerungen hätten.

„Im Jahr 2019 hat die Universitätsleitung gerechnet, argumentiert und Schulter an Schulter mit den Studierenden für die Zukunftsfähigkeit der Universitäten demonstriert“, berichtet Rektor Prof. Dr. Dabbert. Im Ergebnis hätten das Land und die Rektoren am 1. April dieses Jahres die Hochschulfinanzierungsvereinbarung für die Jahre 2021 bis 2025 unterzeichnet.

„Angesichts der Ausnahmesituation, in der sich das Land zu diesem Zeitpunkt bereits befand, war es für uns ein besonderes Zeichen der Zuversicht, dass die Landesregierung unbeirrt von der Corona-Krise an den Vereinbarungen festhielt“, betont der Rektor. Das Land gäbe seinen Hochschulen damit die Perspektive, ihre Arbeitsfähigkeit nach Überwindung der Corona-Krise zu erhalten.

Zu den Forderungen der Universitäten während der Verhandlungen hätten unter anderem ein künftiger Inflationsausgleich von jährlich 3 % und zusätzlich ein Sprung in der Grundfinanzierung von 1.000 Euro pro Studierendem gehört.

Der 3-prozentige Aufwuchs sei erreicht worden – „ein besonders wichtiges Element“, betont der Rektor. Weniger erfolgreich war die Forderung nach der einmaligen Finanzierungserhöhung von 1.000 Euro pro Studierendem.

Entsprechend gelte es, in den kommenden Jahren zu überzeugen, dass die Universitäten und ihr Beitrag zur Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Standorts Baden-Württemberg eine entsprechende Berücksichtigung benötigen.

Text: Klebs


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