Deckel für Chef-Gehälter:
Aktionäre sollen Top-Löhne ihrer Vorstände selbst bestimmen  [02.05.05]

Zwei Deutsche Studienpreise an Hohenheimer Doktoranden für innovative Lösungen zu Arbeitslosigkeit und Manager-Entlohnung

Jeder Aktionär hat das Recht, die Gehälter von Firmenbossen mitzubestimmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, mit der der Hohenheimer Doktorand Bodo Knoll einen dritten Platz bei der Vergabe der Deutschen Studienpreise 2005 belegt. Als weiterer Preisträger auf einem dritten Platz empfiehlt der Hohenheimer Doktorand Christopher Gresse eine Kombination aus Sabbats-Jahr und Arbeitsplatz-Rotation für Arbeitnehmer als innovativen Beitrag für mehr Arbeitsplätze. Beide Preise werden am 2. Mai 2005 in Berlin vergeben.

Sind Manager-Gehälter viel zu hoch? Muss das Nadelstreifen-Salär transparenter werden? In seiner aktuellen Forschungsarbeit geht Bodo Knoll über diese Fragen noch hinaus. "Vorstände", folgert Knoll, "handeln schließlich im Auftrag der Aktionäre, die durch ihre Aktien Anteile an der Firma besitzen." Ihre Gehälter werden allerdings vom Aufsichtsrat festgelegt, in dem nicht die Aktionäre, sondern Manager-Kollegen aus anderen Firmen sitzen. Die prämierte Arbeit mit dem Titel "Mehr Demokratie wagen - im Aktienrecht! Eigentümerrechte und Managerentlohnung" fordert deshalb, dass die Aktionäre das Gehalt ihrer Angestellten selbst festlegen sollen. "Außerdem schlagen wir vor, das Stimmrecht der Hauptversammlung auf natürliche Personen zu beschränken. Nur so lässt sich vermeiden, dass Manager über die Gehälter anderer Manager entscheiden."

Für ihre Arbeit erhalten Knoll und sein Co-Autor Steffen Haidinger von der Universität Tübingen einen 3. Preis des Deutschen Studienpreises, der von der Körber-Stiftung ausgelobt wird.

"Zehn und eins macht zehn: Ein Modell der Arbeitsplatzrotation" titelt die preisgekrönte Studie von Christopher Gresse, Doktorand am Lehrstuhl für Internationales Management und Innovationen. Die Idee: elf Personen profitieren davon, sich zehn Arbeitsplätze zu teilen. Eine Person ist dabei jeweils für ein halbes Jahr freigestellt zur persönlichen Entwicklung und fachlichen Weiterbildung. Das halbe Urlaubsjahr wird jeder der elf Personen einmal im Fünf-Jahres-Rhythmus gewährt, bevor die erste wieder dran ist. "Dadurch könnten bis

zu zehn Prozent mehr Menschen beschäftigt werden und es besteht für jeden die Möglichkeit, sich ein halbes Jahr lang fortzubilden - zumindest in den Bereichen, in denen das Modell anwendbar ist", so der 26-jährige Diplompsychologe Gresse. Das Modell kann über Arbeitnehmerbeiträge und Zuschüsse von Unternehmen und Staat finanziert werden. "Für Arbeitnehmer wären die Rücklagen vergleichsweise gering", sagt Gresse. Aber auch Arbeitgeber oder Staat können ein Eigeninteresse haben, da sie bei Weiterbildungen vom höheren Qualifikationsniveau am Arbeitsplatz und Standort Deutschland profitierten. Co-Autor von Gresse ist Ulrich Weger, der zur Zeit an der New Yorker State University promoviert. Zusammen erhalten sie ebenfalls eine Drittplazierung für den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung.

Deutscher Studienpreis

Der Deutsche Studienpreis wird seit 1996 verliehen und von der Körber-Stiftung ausgelobt. Er dient dazu, junge Wissenschaftler zu eigenständigen und unkonventionellen Forschungsarbeiten zu ermutigen und sie in die Öffentlichkeit zu holen. Anfangs wurde der Preis alle zwei Jahre verliehen, seit 2004 kommen die jeweils 50 Preisträger jährlich zusammen. Es werden fünf erste Preise verliehen, zehn zweite Preise und 35 dritte Preise.

Der Preis ist mit insgesamt 62.500 Euro dotiert.

 


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