Forscher fangen Wolken ein:
Messkampagne mit nie gekannter Genauigkeit  [18.03.13]

Forscher der Universität Hohenheim beteiligen sich an großangelegter Messkampagne zur räumlichen Struktur der bewölkten Atmosphäre in Jülich

Ein Durchbruch für das Verständnis von Wolken und Niederschlag – und deutlich genauere Modelle für Wetter und Klima: Diese Hoffnungen knüpfen rund 120 beteiligte Forscher, davon sieben der Universität Hohenheim, an die Messkampagne „HOPE“. Sie findet statt im Rahmen des mit elf Millionen Euro geförderten BMBF-Forschungsprojekts „Wolken- und Niederschlagsprozesse im Klimasystem – HD(CP)²“ und untersucht erstmalig sowohl die räumliche Struktur von Wolken als auch deren Partikelzusammensetzung.

Wolken sind ein alltäglicher Anblick. Sie erscheinen uns als gigantische helle Gebilde am Himmel, bestehen aber letztlich aus Myriaden winzig kleiner Wassertröpfchen und Eispartikel verschiedenster Größe und Form.

Wie genau Wolken entstehen und sich entwickeln, ist bisher noch nicht restlos geklärt. Ein nahezu vollständiges Bild soll nun erstmals eine Messkampagne mit dem optimistischen Namen HOPE liefern. Sie findet April bis Juli in einem Gebiet von 10 x 10 km2 um das Jülicher Forschungszentrum herum statt.

Sogenannte „Supersites“ erfassen dabei die räumlichen Temperatur-, Feuchte- und Wolkenfelder bis etwa 10 km Höhe mit schwenkbaren Lidar- und Radargeräten und einer Vielzahl von Bodensensoren. Mehr als 20 solcher Fernerkundungsgeräte sind koordiniert und zumeist rund um die Uhr im Einsatz, um möglichst viele Wettersituationen einzufangen. Insgesamt 300 Radiosondenaufstiege komplimentieren die aufwändigen bodengebundenen Messungen.

 

Hohenheimer Wissenschaftler untersuchen frühe Phase der Wolkenbildung

Ein Forscher-Team der Universität Hohenheim beteiligt sich mit zwei mobilen optischen Laboren und nimmt insbesondere die bodennahe Atmosphärenschicht bis ca. 1,5 km Höhe ins Visier.

Das mobile Wolkenradar LACROS (links) ist eines von 20 Fernerkundungsgeräten, die während der Messkampagne HOPE zum Einsatz kommen, um möglichst viele Wettersituationen einzufangen und so das Wissen über Wolken- und Niederschlagsbildung zu verbessern. Foto: Patric Seifert/ TROPOS

Das mobile Wolkenradar LACROS (links) ist eines von 20 Fernerkundungsgeräten, die während der Messkampagne HOPE zum Einsatz kommen, um möglichst viele Wettersituationen einzufangen und so das Wissen über Wolken- und Niederschlagsbildung zu verbessern. Foto: Patric Seifert/ TROPOS

„Diese Schicht ist besonders interessant, weil Boden und Luft Feuchtigkeit austauschen. Die Wirbel, die dabei entstehen, stehen ganz am Anfang der Wolkenbildung und sind bisher noch unzureichend erforscht“, erklärt Dr. Andreas Behrendt, Leiter der Arbeitsgruppe Fernerkundung am Institut für Physik und Meteorologie an der Universität Hohenheim.

Die Universität Hohenheim betreibt bei der Messkampagne zwei selbstentwickelte und weltweit einmalige Lidarsysteme, die mit Laserstrahlen die Feuchtigkeit und Temperatur bis in ein paar Kilometer Entfernung hochaufgelöst erfassen.

 

Hintergrund HOPE

Das Institut für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich ist Gastgeber für die beteiligten Institute der Universitäten zu Köln, Bonn, Hohenheim, Berlin, Leipzig, München, des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie und des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung in Leipzig. Im Laufe der intensiven HOPE-Vorbereitung kommen mehr und mehr nationale und internationale Partner hinzu und ergänzen bzw. verfeinern die experimentelle Erfassung des komplexen Wolkensystems.

Die Messungen werden begleitet von Wetter- und Klimaberechnungen der neuesten Modellgenerationen auf den schnellsten zur Verfügung stehenden Hochleistungsrechnern Deutschlands. Die umfangreichen Daten von HOPE dienen als Messlatte für die Genauigkeit der Modelle. Der Vergleich zwischen Modell und Wirklichkeit wird entscheidende Impulse zur Modellverbesserung liefern. HOPE ist auch ein Prototyp für zukünftige europäisch vernetzte Messfelder zur Wetter- und Klimaerfassung. HOPE wird von einem Expertenteam aus Bonn, Hamburg, Hohenheim, Karlsruhe und Leipzig geleitet

Text: Leonhardmair

Kontakt für Medien:

Dr. Andreas Behrendt, Universität Hohenheim, Institut für Physik und Meteorologie [Fernerkundung], Tel.: 0711/459-22851, E-Mail: Andreas.Behrendt@uni-hohenheim.de


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