Fußball-EM 2024:
Public Viewing verliert an Beliebtheit [10.06.24]
Repräsentative Umfrage der Uni Hohenheim zu EM-Erwartungen, Vermarktung, Medienverhalten & sozialen Aspekten | Teil 3 von 4: Die EM als Medienereignis
Video zur Pressemitteilung: www.instagram.com/p/C8BoGMjsTo0/
Public Viewing ist weniger beliebt als gedacht: Die Mehrheit der Deutschen will die Fußball-EM dieses Jahr lieber am privaten Fernseher verfolgen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Fußball-EM-Studie unter der Leitung von Marketing-Experte Prof. Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 1.000 Personen in Deutschland zu den Themen sportliche Erwartungen, Sponsoring und Sport-Vermarktung, Medienwirksamkeit sowie sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Universität Hohenheim veröffentlicht die Ergebnisse in vier Teilen.
Über 70 Prozent der Deutschen wollen die Spiele der Fußballeuropameisterschaft der Herren in diesem Jahr vor dem heimischen Fernseher verfolgen. Ein Hauptgrund ist das generelle Preisniveau der EM-Tickets, das die Mehrheit der Befragten als zu hoch empfindet. Lediglich die Preise für Spiele der Gruppenphase werden größtenteils als angemessen eingestuft.
„Trotzdem möchte knapp ein Drittel aller EM-Interessierten nicht auf die gute Stimmung sowie das Gemeinschaftsgefühl verzichten und die Spiele beim Public Viewing verfolgen“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth vom Fachgebiet Marketing & Business Development an der Universität Hohenheim. Auf der anderen Seite verzichten darauf 20 Prozent der Befragten aufgrund von Terrorangst und 34 Prozent geben „zu viele Menschen“ als Grund an, nicht zum Public Viewing zu gehen. Beliebte Alternativen sind das private „Public Viewing“ im Freundes- und Bekanntenkreis und das Verfolgen der Spiele in der Kneipe oder Bar.
„Wenn es darum geht, EM-Themen während der Arbeitszeit zu verfolgen, ist im Vergleich zu den vorherigen Turnieren die Toleranz der Arbeitgeber deutlich höher“, sagt Co-Studienleiter Tom Huhnke. „Im Durchschnitt gehen Befragte davon aus, rund 24 Minuten ihres Arbeitstages für die EM-Themen zu nutzen.“
Tickets für Deutschland-Spiele am begehrtesten – auch auf dem Schwarzmarkt
Fast 14 Prozent der Befragten haben sich über das offizielle Ticketportal der UEFA für ein Ticket bei der EM 2024 beworben. Davon haben 45 Prozent auch ein Ticket erhalten. Rund 10 Prozent der Befragten geben an, weiterhin auf der Suche nach Tickets zu sein. „Dabei scheint es für sie keinen Unterschied zu machen, ob die Tickets über die UEFA-Plattform oder über den Schwarzmarkt verfügbar sind“, so Stjepan Jurisic, der ebenfalls an der Leitung der Studie beteiligt war.
Am begehrtesten sind die Tickets für die Deutschland-Spiele: Zwei Drittel der Interessierten wären bereit, ein solches Ticket auf dem Schwarzmarkt zu erwerben, und würden dafür im Schnitt rund 184 Euro bezahlen. Dabei variiert die individuelle Zahlungsbereitschaft von 10 Euro bis maximal 2.000 Euro pro Ticket. Für Spiele anderer Nationalmannschaften würden immerhin noch 28 Prozent der Befragten Tickets auf dem Schwarzmarkt kaufen.
EM-bezogene Werbeaktivitäten wieder deutlich positiver eingestuft
Stand bei der umstrittenen Winter-WM 2022 in Katar die deutsche Bevölkerung WM-bezogenen Werbeaktivitäten von Unternehmen skeptisch wie nie zuvor gegenüber, hat sich die Einstellung wieder gewandelt: Die EM 2024 in Deutschland wird als potenzielle Werbeplattform deutlich positiver wahrgenommen. Werbemaßnahmen sind daher präsenter und werden vorteilhafter eingeschätzt.
„Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass Werbeaktivitäten im Rahmen von Fußball-Weltmeisterschaften bei der deutschen Bevölkerung meist nur einen kurzfristigen Effekt haben“, sagt Prof. Dr. Voeth. „So können sich nur knapp 10 Prozent der Befragten noch an viele Produkte erinnern, die zur WM 2022 beworben wurden.“
„Wenn überhaupt, dann bietet sich EM-bezogene Werbung nach wie vor besonders bei Sportartikeln an“, ergänzt Tom Huhnke. Das sehen auch 80 Prozent der Befragten so. Mit jeweils rund 53 Prozent Zustimmung eignet sich aus Konsumentensicht die EM aber auch für die Bewerbung von Softdrinks und Textilien. Als eher ungeeignet empfinden die Befragten die EM als Werbeplattform für Mund- und Zahnpflegeprodukte, Schreibwaren sowie Mineralöl.
Bastian Schweinsteiger Deutschlands beliebtester TV-Experte
So überrascht auch nicht die Antwort auf die Frage, wie gut Fußballspieler zu den beworbenen Marken passen, sagt Stjepan Jurisic: „In den Augen der Deutschen sind sowohl Serge Gnabry und Adidas als auch Leroy Sane und Nike nahezu ein ‚perfect match‘. Die Werbepartnerschaft zwischen Kevin Trapp und About You wird dagegen als eher unpassend empfunden.“
Die geeignetsten TV-Experten für EM-Berichterstattungen sind für die Deutschen das Weltmeistertrio Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker und Christoph Kramer sowie Thomas Hitzlsperger. Auf einer Skala von 1 bis 6 erhielt der ehemalige Mannschaftskapitän den Bestwert von 4,8 Punkten. Auf dem zweiten Platz liegt Mertesacker mit 4,6 Punkten. Die beiden Ex-Nationalspieler Kramer sowie Hitzlsperger folgen mit jeweils 4,4 Punkten.
HINTERGRUND: EM-Studie 2024
„Football’s coming home! – Die Heim-EM 2024: Was denkt die deutsche Bevölkerung?“ lautet der Titel der EM-Studie 2024. Die Online-Umfrage unter 1.000 Teilnehmer:innen ist in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit bevölkerungsrepräsentativ. Durchgeführt wurde sie zwischen dem 1. Mai und 17. Mai 2024 vom Lehrstuhl für Marketing und Business Development der Universität Hohenheim sowie vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Potsdam und dem Marktforschungsinstitut Dynata.
Das Fachgebiet von Prof. Dr. Markus Voeth begleitet die FIFA-Fußballweltmeisterschaften und UEFA-Fußballeuropameisterschaften der Männer seit 2001 mit regelmäßigen repräsentativen Bevölkerungsbefragungen. Schwerpunkte sind Themen wie Begeisterung, Pläne und Fanverhalten der Bevölkerung, ergänzt durch wechselnde Sonderschwerpunkte wie beispielsweise politische oder soziale Themen rund um die sportlichen Großereignisse. Einzel- und Langzeitstudien sollen einerseits Stimmungsindikatoren, andererseits auch konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation sein.
Text: Stuhlemmer
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing & Business Development
T +49 (0)711 459 22925, E voeth@uni-hohenheim.de
M.Sc. Stjepan Jurisic, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing & Business Development
T +49 (0)711 459 22927, E stjepan.jurisic@uni-hohenheim.de
M.A. Tom Huhnke, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing & Business Development
T +49 (0)711 459 22926, E t.huhnke@uni-hohenheim.de